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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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konnte ich mir sein Gesicht nur noch undeutlich vorstellen, aber die Stimme erkannte ich sofort. Verwirrt fuhr ich herum.
    »Hallo«, sagte er. »Hast du dich verlaufen?«
    Nick. Hier. Er stand direkt vor mir. Blickte mich an. Lächelte mich an. Hier. Ich schluckte.
    »Ich dachte, du wärst weg«, stammelte ich schließlich.
    »Weg?«
    »Wieder in San Diego. Dennis sagte letzte Woche, du wärst nach San Diego zurückgekehrt.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nächste Woche«, sagte er. »Ich fliege am Dienstag. Na ja«, fügte er mit schiefem Lächeln hinzu, »ich sage immer Dienstag, aber es ist so grauenhaft früh am Morgen, dass es eigentlich noch Montag ist. Aber ich schlafe ja sowieso nicht so viel.«
    Er zuckte mit den Schultern. Als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte, erlosch sein verlegenes Grinsen.
    »Jedenfalls hat er die Termine wohl durcheinandergebracht. Ich war die ganze Woche hier, um Projekte zu Ende zu bringen.«
    »Dann gehst du also zurück?«
    Mir war kalt. Obwohl es ein heißer Morgen war, hatte ich Gänsehaut auf den Armen. Er nickte wieder. »Sieht so aus.«
    »Aha.«
    »Ich habe mich im Großen und Ganzen gegen den Job hier entschieden – na ja, angesichts der Ereignisse …«
    Erneut zuckte er mit den Schultern. Ich rückte den Schulterriemen meiner Handtasche zurecht.
    »Ja. Nun. Das wird das Beste sein. Dann siehst du Will wieder, und …«
    Ich brach ab, verlegen, weil ich mir diese kleine Intimität gestattet hatte. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen. Nur noch ein Mal.
    Er blickte mich an.
    »Wie geht es dir?«
    »Okay«, erwiderte ich. »Ich muss in vierzehn Tagen zu meinem Managementtraining. Und ich bin …«
    »Das meinte ich nicht«, unterbrach er mich. »Ich meinte, wie es dir geht?«
    Ich spreizte die Hände. »Ich … na ja. Ich bin okay. Ich bin hier. Es geht mir gut. Ich bin …«
    Direkt vor uns ging eine Tür auf, und eine Frau mit einem Aktenordner kam heraus.
    »Ah, das trifft sich gut, Nick«, sagte sie. »Ich wollte gerade zu dir hinunterkommen. Don möchte kurz mit dir sprechen.«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Das Ziffernblatt seiner Armbanduhr schimmerte an seinem Handgelenk.
    »Ich komme gleich«, sagte er. »Ich war gerade auf dem Weg zu ihm.«
    Lächelnd zog sie sich zurück. Ich ging weiter den Gang entlang.
    Er auch. »Wohin musst du?«
    Ich schaute auf dem Brief nach, den ich in der Hand hielt. Meine Finger zitterten. »Konferenzraum vier«, sagte ich zu ihm.
    »Komm. Ich zeige dir, wo er ist.«
    Ich hielt das nicht aus. Es tat einfach zu weh.
    »Mach dir keine Mühe«, sagte ich. »Geh zu deinem Gespräch.«
    Ich wies auf die Tür, die sich wieder geschlossen hatte. Er warf einen Blick über die Schulter.
    »Der Konferenzraum ist nicht in diesem Flur«, sagte er und ging immer noch neben mir her. „Du musst auf die gegenüberliegende Seite des Rechtecks gehen, und dann …«
    Ich blieb stehen.
    »Nick, ich finde ihn schon.«
    »Bist du sicher?«
    Nein. Nein. Überhaupt nicht. Aber wenn ich jetzt nicht von ihm wegkam, dann würde ich nirgendwohin mehr finden, nie mehr. Ich blickte ihm in die Augen.
    »Ja, Nick. Irgendwie«, sagte ich.
    Und dann ließ ich ihn mitten auf dem sonnendurchfluteten Flur stehen. Als ich um die Ecke bog, warf ich einen Blick zurück, um ihm zu winken. Aber er war schon weg.
    Ich kaufte ihm eine Dose Marmite.
    Ich erinnerte mich an wenig von diesem Morgen, an noch weniger vom Nachmittag. Als ich um sechs nach Hause kam, hatte ich das Gefühl, dass die Sonne sich mitten durch meine Seele brannte. Jonathan saß im Garten, ein Glas Bier neben sich, die Zeitung auf den Knien. Ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, woanders zu sein. Irgendwo anders.
    Hunde sind in vielerlei Hinsicht nützliche Tiere. Ich sagte nur kurz Hallo, lief nach oben, um mir Jeans anzuziehen, und machte mit Merlin einen Spaziergang. Einen langen Spaziergang. Wir gingen die Straße entlang, durch den Wald, am Rand des Weizenfeldes entlang und über den Reitweg zur Straße nach Lingfield, wo es ein gut sortiertes Lebensmittelgeschäft gibt. Ich hatte nicht von vorneherein an Marmite gedacht, sondern wollte ihm nur etwas kaufen. Eine Karte vielleicht oder so. Aber als ich es sah, wusste ich, dass ich ihm nichts anderes schicken konnte. Ich erwarb das Marmite, einen gepolsterten Umschlag, ein paar Postkarten und selbstklebende Briefmarken.
    Dann steckte ich die Dose Marmite in den Umschlag und schrieb Viel Glück auf eine Postkarte. Ich

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