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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Zeitung. »Ich denke darüber nach.«
    Kate stemmte die Hände in die Hüften. »Und wie lange? Ich muss Janine Bescheid sagen.«
    »Kate, ich denke darüber nach. Ende der Diskussion.« Er schlug die Zeitung auf und verschanzte sich dahinter.
    Kate warf die Haare zurück, streckte ihm die Zunge heraus und marschierte aus dem Zimmer.
    »Ich sehe da kein Problem«, sagte ich, als sie weg war. »Sie machen ja schließlich nichts, wozu sie hier keine Gelegenheit hätten.«
    Ich begann, den Frühstückstisch abzuräumen. Die Zeitung raschelte. »Und was sie hier möglicherweise schon getan haben.« Die Zeitung raschelte ein bisschen mehr. »Sie haben überall die Möglichkeit dazu, Jonathan. Ich finde, es ist eine Sache des Vertrauens.«
    Er ließ die Zeitung sinken und blickte mich grimmig an.
    »Dafür bist du zuständig«, sagte er.
    Er wusste wahrscheinlich gar nicht, wie recht er damit hatte. Ich klopfte an Kates Zimmertür.
    »Und?«, sagte sie. Sie lag – Überraschung! – auf ihrem Bett. Das Poster, das ich ihr in der Tate Modern gekauft hatte, hing an der Wand über dem Kopfende. Es erschien mir unheimlich und düster, und ich hatte das Gefühl, es nie anschauen zu können, ohne an schreckliche Dinge erinnert zu werden.
    Ich setzte mich neben sie auf die Bettkante. »Kate, Carl ist dein Freund. Also lass uns ehrlich sein, ja? Es geht ja wohl nicht nur darum, dass ihr zusammen wegfahrt, oder?«
    »Mum«, sagte sie stöhnend. »Muss das sein?«
    »Ja«, erwiderte ich spröde.
    Auf einmal wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen. Konnte ich wirklich zum Bowlen gehen und Kreuzworträtsel lösen? Tante Sally. Das würde aus mir werden.
    »Ja, wir müssen«, fuhr ich fort. »Es sei denn, du versicherst mir glaubhaft, dass ihr nur Scrabble miteinander spielt. Kate, es ist wichtig.«
    »Ja, ja, ja, Mum. Wir haben dieses Gespräch schon geführt. Nimm keine Drogen und werde nicht schwanger. Ich weiß, okay? Ich bin kein Kind mehr.«
    »Ja, aber …«
    »Du brauchst mir keinen Vortrag über Verhütung zu halten, okay?«
    »Ich wollte nicht mit dir über Verhütung reden, Kate. Darüber solltest du langsam wirklich Bescheid wissen. Ich wollte nur … Kate, hast du mit ihm geschlafen?«
    Sie blickte zur Decke. »Noch nicht.«
    »Liebst du ihn?«
    Sie warf mir einen Blick zu. Ihr Gesicht war so rosa wie der Teppichboden bei Drug-U-Like. »Mum, was soll das?«
    »Na ja, liebst du ihn? Ich möchte nur, dass du darüber nachdenkst. Nur, dass du … du bist sechzehn, Kate. Sei nicht zu schnell dazu bereit, dich ihm hinzugeben, wenn du nicht absolut sicher bist, was du willst. Du hast dein Leben noch vor dir. Du wirst zur Universität gehen und vielleicht noch andere Jungen kennenlernen. Ich möchte nicht, dass du hinterher das Gefühl hast, einen Fehler begangen zu haben.«
    »Einen Fehler? Mum, ich will mich nicht mit ihm verloben.«
    »Ja, genau, Kate. Genau. Deshalb denke ich auch, du solltest …«
    »Mum, es ist doch nur Sex.«
    »Es ist nicht nur Sex, Kate. Miteinander zu schlafen ist …«
    »Sex, Mum.« Sie setzte sich auf. »Sieh mal, Mum. Was willst du mir eigentlich sagen? Dass ich mich aufsparen soll für den Richtigen, oder was? Dass ich Jungfrau bleiben soll, bis ich dreißig bin?«
    Ich konnte es ihr nicht sagen, weil ich es selbst nicht genau wusste. Ich wusste nur, dass ich in Tränen ausbrechen würde, wenn ich es versuchte. Deshalb stand ich auf und begann, herumliegende Socken und Teller aufzusammeln.
    »Tu einfach nichts, was du nicht tun willst«, murmelte ich schließlich.
    Sie schnaubte. Dann grinste sie. »Wann hätte ich das jemals getan?«
    Am Mittwochmorgen musste ich früh aus dem Haus, weil ich im Bereichsleitungsbüro von Drug-U-Like eine Einführung erhalten sollte. Kate war schon bereit zum Aufbruch, und ich verzichtete darauf, weitere heikle Gespräche mit ihr zu führen.
    »Alles cool, okay, Mum?«, sagte sie, als ich fuhr. Das musste wohl reichen.
    Es war genau eine Woche her, seit ich nach London gefahren war, um mich mit Morgan zu treffen. Genau eine Woche, seit ich von der geheimen Seifenoper im Leben meines Mannes erfahren hatte. Genau eine Woche, dass alles so einfach ausgesehen hatte. Traurig, aber trotzdem einfach.
    Mir ging vieles durch den Kopf, und dabei musste ich mich in einem fremden Gebäude zurechtfinden, das die Größe eines Fußballfeldes hatte. Deshalb merkte ich erst, dass jemand hinter mir stand, als er mir auf die Schulter tippte.
    »Sally?«
    Zu meinem Kummer

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