Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
Vom Netzwerk:
hauchte Aoife. »Wer hätte gedacht, dass Ross sich je in einen feinfühligen modernen Mann verwandeln würde?«
    Joe schaute zu Pete, der wiederum Tom ansah.
    »Keiner von uns, so viel ist sicher«, erklärte Tom.
    »Feinfühliger moderner Mann am Arsch«, schnaubte Aoife. »Er ist zu Dannys Zwilling geworden.«
    »Wenn das so weitergeht, werde ich dieses verfickte Flugzeug niemals erwischen!«, brüllte der feinfühlige moderne Mann aus dem ersten Stock.
    »Ross Igor Padraig Oreste Fabello, hüte deine Zunge!«, schrie Breda zurück. »Du gibst den Kindern ein schlechtes Beispiel!«
    »Ich wette mit jedem von euch um einen Zwanziger, dass Danny bei der Hochzeitszeremonie seine Namen durcheinanderbringt«, sagte Joe zu Tom und Pete, aber keiner von ihnen nahm die Wette an: Es war klar, dass jeder, der einen Fabello heiratete, diesen Teil der Zeremonie verbockte, weil alle Kinder je vier Namen hatten – und immer eine Mischung aus irischen und italienischen.
    Ross eilte mit einer kleinen Tasche die Treppe hinunter und schlüpfte in seine schwarze Lederjacke. »Ich werde es nie schaffen.«
    Pete winkte mit einem Schlüsselbund. »Aber sicher. Wir nehmen einfach den Streifenwagen.«
    *
    Ross kam um fünf Uhr dreißig Ortszeit in Auckland an, zwei Tage vor Weihnachten. Das Gesicht, das ihn aus dem Spiegel auf der Flugzeugtoilette anstarrte, war ausgezehrt, von blutunterlaufenen Augen und einem heftigen Dreitagebart gekennzeichnet. Er sah aus wie ein Serienkiller.
    Die erste Klasse und auch die Businessclass waren voll, also musste er die Würdelosigkeit und den mangelnden Komfort der Touristenklasse ertragen. Er hatte nicht geschlafen und das Flugzeugessen verweigert. Der Flug schien ewig zu dauern: Hätte Ross aussteigen und das Flugzeug schieben können, hätte er es getan.
    Es zog sich unendlich hin, bis er durch den Zoll kam, also geriet er in den Berufsverkehr und erreichte erst nach neun Uhr das Haus. Danny war nicht zu Hause, und ihr Auto stand nicht in der Garage. Neben dem Telefon lag ein Stück Papier mit einem blauen Logo und Dannys Namen, Geburtstag, Adresse und Krankenhausnummer in der oberen linken Ecke. Darunter stand der Termin für eine Biopsie wegen eines Knotens in ihrer linken Brust.
    Ross sackte gegen die Arbeitsfläche.
    Danny hatte einen Knoten in der Brust. Und sie hatte eine Biopsie …
So ungefähr jetzt.
    *
    Eine Empfangsdame saß hinter einem weißen Schreibtisch und tippte eifrig etwas in ihren Computer. Sie sah zu Ross auf, und ihr professionelles Willkommenslächeln brach in sich zusammen, als sie den ein Meter zweiundachtzig großen, müden, besorgten und leicht erregbaren italienisch-irischen Mann über sich musterte. Sie bemerkte seine verknitterte Kleidung, die blutunterlaufenen Augen und den Bartschatten und auch, wie seine schwarzen Locken an den Seiten seines Kopfes wie die Hörner des Teufels hochstanden, und erschauderte.
    »Ich bin hier, um Daneka Lawton zu finden«, erklärte Ross ihr heiser. »Können Sie mir sagen, wo sie ist?« Er nannte ihr seinen Namen.
    »Wenn Sie sich kurz setzen würden, Sir, werde ich schauen, ob wir jemanden mit diesem Namen hier haben.« Die Empfangsdame huschte davon.
    Ross schaute sich im Wartezimmer um. Mehrere Frauen, die darauf warteten, aufgerufen zu werden, beobachteten ihn wachsam von hinter ihren Magazinen. Er verströmte Angst und Ungeduld, als wäre es Schweiß.
    Minuten vergingen, während derer das Telefon klingelte, und trotzdem kehrte die Empfangsdame nicht zurück. Ross gab das Warten auf und lehnte sich über den Tisch, um auf den Computerbildschirm zu schauen. Daneka Lawton befand sich in Behandlungsraum 6  – er sah ein Schild, auf dem
Behandlungsräume
stand, und folgte dem Pfeil.
    Er traf die Empfangsdame im Flur vor den Behandlungsräumen wieder. »Sie dürfen hier nicht sein!«, rief sie. Ross las die Nummern an den geschlossenen Türen und entschuldigte sich bei zwei Frauen, die, nur in fahlrosafarbene Krankenhaus-Nachthemden gekleidet, in einer Nische saßen. »Ich bin Danny Lawtons Verlobter.« Er erreichte den Behandlungsraum 6 , griff nach der Türklinke und hoffte inständig, dass er sich nicht verlesen hatte.
    Sie saß seitlich auf einem Untersuchungstisch und trug eines dieser rosafarbenen Hemden. Sie wirkte klein und verloren und unerträglich traurig. Als sie ihn sah, riss sie die Augen auf. »Ross!«
    Er durchquerte den Raum, nahm sie in seine Arme und drückte sie so fest, dass es ihn wunderte, dass er ihr keine

Weitere Kostenlose Bücher