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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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zu ihm, wenn er Rückhalt oder Bestätigung brauchte.
    »Ich traue meinen Augen nicht!«, erklärte Carmel Aoife. »Es ist, als wären sie seine.«
    »Ja.« Aoife lächelte bösartig. »Pat wäre ja
so
sauer!«
    Am nächsten Tag entdeckte Ross Mia in der Garage, wo sie mit mehreren älteren Cousins spielte. Er schnappte sie sich und führte sie nachdrücklich in Richtung Garten davon. »Es ist keine gute Idee, mit älteren Cousins in der Garage zu spielen, Mia.«
    Ross wusste alles darüber, was in der Garage passierte. Mit zehn hatte er dort sein erstes Paar nackte Brüste gesehen, eine Gefälligkeit seiner dreizehnjährigen Cousine Lucrezia. Er brachte Mia ins Haus und übergab sie mit einer kurzen Erklärung, wo er sie gefunden hatte, an Carmel. Diese packte das Mädchen Kevin auf den Schoß und sagte: »Hier, Süße, knuddel ihn – er ist für ein paar Jahre noch relativ sicher!«
    »Ross, geh und sag deinem Vater, dass er sich mit dem Wein beeilen soll, das Mittagessen ist fast fertig!«, befahl Breda, als er versuchte, auf dem Weg in sein ruhiges Zimmer durch die Küche zu huschen. Widerwillig drehte er um und schob sich durch das Gedränge, bestehend aus mehreren seiner Tanten, ein paar Cousinen und Deirdre. Wie schaffte seine Mutter es, ohne Platz und in diesem Lärm irgendetwas zu kochen? Er hatte es schon fast bis zur Tür von Vitos Weinkeller geschafft, als Tante Lucia auftauchte und ihn sich schnappte.
    »So gutaussehend!« Sie kniff ihn mit Daumen und Zeigefinger in die Wange und wackelte dabei mit dem Kopf. »So klug! So reich! Warum ist der hier noch nicht verheiratet, Breda?«
    Breda schlug den langen Holzlöffel, mit dem sie gerade den Kuchenteig rührte, gegen den Schüsselrand. »Fang nicht damit an, Lucia! Es ist ein schmerzvolles Thema.«
    Deirdre kicherte.
    »Ja, Tante Lucia.« Ross versuchte, sich ihr zu entziehen. »Lass sie nicht anfangen, darüber zu reden, warum Deirdre und ich noch nicht verheiratet sind!«
    Deirdre zog eine Grimasse.
    Pling! Pling!
, ertönte der Löffel seiner Mutter.
    Lucia zog Ross wieder nach unten. »Was ist los? Bist du schwul?«
    Ross kämpfte sich frei.
    »Er ist nicht schwul!«, rief Breda entrüstet.
    »Er hat einfach nur eine Phobie gegen Bindungen, weißt du«, erklärte Deirdre.
    »Aaaahhh!« Lucia und einige der Cousinen nickten verständnisvoll.
    Er zog die Tür zum Keller auf und murmelte: »Um Himmels willen!«
    »Ross Fabello! Keine Blasphemien!«, schrie Breda, als er die Tür hinter sich schloss.
    Vito stand mit je einer Flasche Wein in der Hand im Keller, seine Brille auf der Nasenspitze, während er die Etiketten las. Der kühle schattige Raum war nach dem Chaos in der Küche eine Oase des Friedens. Vito schaute Ross über seine Brille hinweg an. »Lucia hat dich erwischt.«
    Ross sank auf einen Hocker, den er als Elfjähriger im Werken angefertigt hatte. Die Beine waren nicht gleich lang, und er kippelte. Er rieb sich die misshandelte Wange. »Zwei Mal. Erst kniff sie mich in die Backe, und dann fragte sie mich, ob ich schwul sei, weil ich noch unverheiratet bin. Deirdre hat sich gleich eingemischt und erklärt, dass ich eine Bindungsphobie habe. Sie sind schlimmer als ein Hexenzirkel.«
    »Es scheint dich nicht besonders zu stören«, merkte sein Vater an.
    Ross zuckte mit den Achseln. »Natürlich nicht.«
    Vito nickte nachdenklich. »Du hast dich verändert, seitdem du nach Neuseeland geflogen bist.« Er machte sich daran, eine Flasche Rotwein zu öffnen. »Du warst einmal ein Bündel aus Wut und Ungeduld. Irgendetwas stimmte immer nicht mit dir. Deine Mutter und ich haben uns Sorgen gemacht, aber als du wegen der Filmsache dort warst, haben wir einen Unterschied bemerkt. Du hast glücklicher gewirkt.«
    Ross antwortete nicht. Er beobachtete einfach, wie sein Vater die Flasche öffnete. Vito behandelte Wein wie etwas Heiliges. Er konnte schon am Aroma oder der Farbe ablesen, ob die Trauben auf der sonnigen oder schattigen Seite des Hügels gewachsen waren. Er schnupperte nicht nur am Korken, sondern kontrollierte auch, wie groß und wie porös er war. Er probierte den Wein gern mit verschiedenen Nahrungsmitteln, erst Brot, dann gesalzenes Brot und schließlich Brot mit Käse.
    »Als du dieses Mal nach Hause gekommen bist, hast du nicht mehr glücklich gewirkt. Stattdessen scheinst du traurig – sehr traurig und sehr besorgt.« Vito roch am Wein, nippte daran, ließ ihn über seine Zunge rollen und schluckte schließlich. »Ich habe darüber

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