Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
einem exklusiven Kreis gehörte, dann sollte man das annehmen. Allerdings hätten sie sich gewünscht, dass ihre Angetrauten etwas begeisterter reagiert hätten. Das war trotz des guten Essens leider nicht der Fall.
Stattdessen stimmte Charlotte ihrer Schwägerin zu. »Ostseefjord. Was wollt ihr da? Heinz, du machst doch immer einen mittleren Aufstand, wenn du Sylt mal verlassen sollst, und jetzt willst du mit Walter im Bus an die Schlei? Ihr beide zusammen?«
»Warum nicht?« Heinz bemühte sich um ein freundliches Gesicht. »Es ist ein Herzenswunsch von Walter. Noch einmal die Schlei sehen.«
»Heinz.« Seine Schwester Inge hob die Augenbrauen. »Du tust so, als hätte Walter nur noch zwei Wochen zu leben. Und von wegen Herzenswunsch. Ich habe in den letzten vierzig Jahren noch nie gehört, dass er mal von der Schlei geredet hat. Walter, sag was.«
Walter verschränkte seine Finger auf dem Tisch. Verträumt sah er in die Runde. »Es waren meine schönsten Ferien. Ich sehe die Landschaft noch vor mir, pure Idylle, viel Wasser, viel Raps und ich als achtjähriger Steppke mittendrin. Ein Traum.«
»Es ist sechzig Jahre her«, warf Charlotte ein. »Da bin ich ja gespannt, was du alles wiedererkennst. Wie auch immer, habt ihr euch denn mal erkundigt, was das für einVeranstalter ist? Ich finde ja, dass diese ganze Sache ein bisschen komisch klingt. Exklusiv. Das kann doch alles heißen. Und dann gewinnt ihr auch noch beide. Findet ihr das nicht seltsam?«
»Ich weiß wirklich nicht, warum ihr so negativ seid.« Walter stieß Heinz unter dem Tisch an. »Diese Firma ist wirklich in Ordnung, das habe ich natürlich recherchiert. Die Klientel besteht aus gutsituierten Senioren, die an Wirtschaftsfragen interessiert sind. In diese Gruppe fallen Heinz und ich eben genau rein. Und deshalb haben die uns beide ausgesucht. Wahrscheinlich gibt es den einen oder anderen Vortrag über Finanzen und Politik. Das ist ja auch nicht so spannend für euch. Ich finde das alles interessant und wir bezahlen nichts dafür. Ihr könntet euch auch einfach mitfreuen.«
»Genau.« Heinz hatte den Tritt richtig verstanden. »Immerhin sind wir ausgewählt. Da kommt nicht jeder Hinz und Kunz mit, da muss man schon besondere Fähigkeiten und Voraussetzungen haben. Und außerdem muss man auch ab und zu mal über den Tellerrand gucken. Sonst rostet man ein.«
»Ach ja?« Zum Glück kam in diesem Moment die Bedienung mit dem gebratenen Dorsch, so dass Charlottes Kommentar unterbrochen wurde. Heinz und Walter wollten ihn eigentlich auch gar nicht hören.
»Ich sage es dir, Charlotte«, Inge setzte den Blinker und fuhr zügig vom Parkplatz, »ich fahre nicht Hals über Kopf an die Schlei, um den beiden aus irgendwelchen Schwierigkeiten zu helfen.«
Walter und Heinz hatten sich entschlossen, den Heimweg zu Fuß anzutreten, sie hätten viel zu viel gegessen undkönnten in diesem pappsatten Zustand sowieso nicht ins Bett gehen. »Fahrt ihr mal mit dem Wagen, wir laufen zurück. Wir müssen auch noch ein paar Reisedetails besprechen. Bis später.«
Als Inge sie überholte, winkten beide ihnen synchron nach.
»Ausgewählt.« Charlotte schnalzte mit der Zunge. »Exklusiver Kreis. Das wird ja was sein. Inge, ich sage dir, die kommen mit Schnellkochtöpfen und Salatschleudern zurück. Das rieche ich doch.«
»Ein bisschen seltsam finde ich das auch alles.« Mit einer schnellen Bewegung stellte Inge den Rückspiegel ein. »Was soll das denn mit den Renditen? Und der Finanzkrise? Na ja, aber da werden sie sich an Walter die Zähne ausbeißen. Ich befürchte nur, dass sie die beiden auf halber Strecke an die Luft setzen, weil Walter sich bei den Vorträgen einmischt und immer alles besser weiß. Ich sehe uns schon mit dem ersten Autozug aufs Festland fahren, weil wir unsere Männer aus irgendeinem abgelegenen Waldstück bei Schleswig abholen müssen. Die sollen sich bloß warme Jacken einpacken, wer weiß, wie lange sie da stehen werden.«
Charlotte seufzte und sah ihre Schwägerin an. »Ich dachte, die beiden sind langsam zu alt für solche Unternehmungen. Aber das war ja wohl ein Irrtum. Ich hoffe nur, dass es keine zu große Katastrophe gibt.«
J ohanna sah ihre Tante sofort, als sie das Restaurant betrat. Sie saß an einem Tisch am Fenster, ein Glas Sekt vor sich, und war in die Speisekarte vertieft.
»Hallo, Tante Finchen.«
Mit strahlendem Lächeln hob die den Kopf. »Johanna, wie schön, dass es geklappt hat. Setz dich, Kind, du siehst
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