Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
weiß. Es steht in Bremen und kostet uns heute noch mindestens acht Stunden Lebenszeit. Was hat Inge damit zu tun?«
Christine verstärkte mit der Hand den Druck auf sein Bein, hoffte auf einen beruhigenden Akupressurpunkt an dieser Stelle und sagte mit sanfter Stimme: »Tante Inge hat einen Anruf bekommen. Der Wagen steht nicht mehr da. Er ist abgebrannt. Das Wrack ist bereits entsorgt.«
Verständnislos starrte Walter sie an. »Abgebrannt? Warum?«
»Brandstiftung. Ich war schon in Bremen und habe alle Formalitäten erledigt. Du musst da nicht mehr hin.«
»Nicht mehr hin?«, wiederholte Walter. Plötzlich erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Heinz. Christine kann uns direkt nach Hause fahren. Lass uns schnell packen.«
Als er schon an der Tür war, drehte er sich kurz um.
»Höchstens eine halbe Stunde. Und mach dir um den Wagen keine Sorgen. Der ist gut versichert. Bis gleich.«
EPILOG
A ls die letzten Töne der Band verklangen, setzte der freundliche Applaus des Publikums ein.
»Das ist eine sehr gute Gruppe«, sagte Walter anerkennend zu Heinz und verstärkte seinen Beifall. »Kannst du die überhaupt hören?«
»Natürlich«, entgegnete Heinz. »Meinst du, ich stelle bei einer solchen Veranstaltung das Hörgerät aus? Hast du gesehen, was die Eintrittskarten kosten? Stell dir mal vor, wir hätten bezahlen müssen. Da wärst du doch nie mitgekommen.«
»Wäre ich doch. Du tust immer so, als wäre ich ein verknöcherter Geizhals.«
»Bist du …«
»Heinz! Walter!« Charlotte und Inge stießen sie von beiden Seiten an. »Jetzt seid doch mal still. Es geht weiter.«
Heinz zupfte nervös ein imaginäres Haar von seinem dunkelblauen Jackett und rieb schnell über die Goldknöpfe. Walter zog seine Krawatte fest und machte ein ernstes Gesicht. »Ich glaube, jetzt kommt sie«, flüsterte Finchen, die genau hinter ihnen saß und sich jetzt vorbeugte. »Ich bin ganz aufgeregt.«
Max zog sie unter den amüsierten Blicken von Christine und David wieder zurück.
Die blonde Moderatorin trat ans Mikrofon. »Meine Damen und Herren, wir kommen zur nächsten Kategorie.Die beste Reportage. Ich freue mich, Ihnen den Laudator vorzustellen. Begrüßen Sie mit mir Daniel Scholl.«
Unter dem Beifall des Publikums betrat Daniel in elegantem Anzug die Bühne. Er nickte der Moderatorin freundlich zu, legte seine Notizen auf das Stehpult und wartete, bis Ruhe eingekehrt war.
»Der hat mir den Mitschnitt geschickt«, flüsterte Walter seiner Inge zu. »So ein netter junger Mann.«
»Und er hat so eine hübsche Krawatte«, antwortete sie, bis Christine sie von hinten anstupste.
»Pst!«
»Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich freue mich sehr, dass ich heute Abend der diesjährigen Preisträgerin den Deutschen Radiopreis in der Kategorie ›Beste Reportage‹ verleihen darf. Es geht um dreiste Abzocke, es geht um Betrug in großem Stil, es geht um falsche Versprechungen und um viel kriminelle Energie, um Täter, die rücksichtslos und ohne jegliche Skrupel Menschen betrügen, die sich nicht wehren können oder wollen. Diese Reportage dokumentiert, was immer wieder passiert. Die Begründung der Jury lautet: ›Das Thema ist bekannt, die Zahl der Geschädigten groß. Diese Reportage geht über eine Berichterstattung hinaus. Sie versetzt den Hörer mitten ins Geschehen, sie lässt Beteiligte zu Wort kommen, sie rüttelt auf, sie warnt und möglicherweise kann sie auch verhindern.‹
Geehrtes Publikum, der diesjährige Deutsche Radiopreis geht an Johanna Jäger für die Reportage ›Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!‹.«
Unter tosendem Applaus kam Johanna im schwarzen Abendkleid mit hochgesteckten Haaren auf die Bühne, umarmte Daniel, der ihr den Preis, eine kleine Skulptur,überreichte, wurde von der Moderatorin beglückwünscht und stellte sich ans Mikrofon.
Heinz und Walter strahlten. Sie drehten sich nach allen Seiten um, blickten zur Bühne, dann wieder nach links und rechts und hörten nicht auf zu klatschen. Einige Reihen hinter ihnen wurde euphorisch gepfiffen. Christine erkannte Annegret Töpper mit zwei Fingern im Mund. Patrick Dengler saß neben ihr.
»Danke.« Johannas klare Stimme durchdrang den Applaus. »Ganz herzlichen Dank.« Sie machte eine kleine Pause, bevor sie fortfuhr. »Ich möchte mich an dieser Stelle natürlich bei all denen bedanken, ohne die diese Reportage nicht zustande gekommen wäre. An allererster Stelle bei meiner Tante Josefine, die mich, wenn auch aus ganz
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