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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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können Sie die Aussage verweigern. Sie müssen nichts sagen, was gegen Sie verwendet werden könnte. Aber den Ablauf des Geschehens müssen Sie mir schon schildern. Also: Wie kam es zu der Tat?“
    Steinmann ließ wieder seine Finger knacken. Er zögerte mit der Antwort, fast schien es, als bereue er, noch keinen Anwalt kontaktiert zu haben. Gleichzeitig drängte etwas aus ihm heraus, duldete keinen Aufschub mehr, als wolle sich etwas zu Schweres von ihm befreien.
    „Celia und ich hatten an dem Tag davor einen furchtbaren Streit. Sie beschimpfte und beleidigte mich, weil ich mit Ewa geschlafen hatte, noch dazu im gemeinsamen Bett. Sie warf mir Ausdrücke an den Kopf, also, die kann ich hier gar nicht wiederholen – “
    „Aber es stimmte, dass Sie – “
    „Ja. Celia hatte uns in flagranti, wie man so sagt, erwischt. Jedenfalls machte sie mich total nieder, drohte mir, mir keinen Cent mehr zu geben, und es war ja sowieso nur noch ein Taschengeld, und dann wolle sie, schrie sie, auch ihr Testament ändern – “
    „Wo Sie Begünstigter einer Lebensversicherung waren.“
    „Genau. Gleich am nächsten Tag wolle sie zum Notar gehen.“
    „Und Sie sind mittellos?“, fragte Danzik.
    „Ja.“ Steinmann senkte den Blick. „Ich war früher Gastronom, habe aber Pleite gemacht.“
    „Weiter.“
    „Ich wusste nicht mehr ein und aus. Wegen dem Geld. Und da bin ich noch am Nachmittag zum Schrebergarten gefahren und habe das Rattengift geholt.“ Steinmann hob beschwörend die Hände. „Aber ich wollte sie nur ein bisschen krank machen. Damit sie nicht zum Notar geht – glauben Sie mir!“
    „Das wird vor Gericht verhandelt. Wie war die Situation, als Sie dann nach Stunden zurückgekehrt sind?“
    „Celia war nicht mehr da. Das war echt ein Schock für mich. Ich wusste überhaupt nichts mehr. Ich dachte, vielleicht hat das Gift gar nicht gewirkt, vielleicht ist sie in die Stadt gefahren. Oder sie ist im Krankenhaus gelandet.“
    „Was haben Sie gemacht?“
    „Gar nichts. Mich wie eine Maus im Loch verkrochen. Die ganze Nacht hab ich nicht schlafen können. Bis ich das dann in der Zeitung gelesen habe.“
    „Dass man Ihre Lebensgefährtin tot aufgefunden hat. Mit herausgeschnittenem Herzen. Was haben Sie da gedacht, Herr Steinmann?“
    „Ich war geschockt.“ Steinmann blickte auf. „Und erleichtert“, setzte er hinzu.
    „Kann ich mir denken. Weil man Frau Osswalds Tod jemand anderem anlasten würde.“ Danzik schaltete ab.
    Er ließ den Beschuldigten abführen und rief Laura Flemming an.
     

28
    Auch Brigitte Lasbeck fühlte sich erleichtert. Der Anwalt hatte ihr geglaubt, da war sie ganz sicher. Und er wirkte irgendwie tüchtig. Nicht gerade sympathisch, aber tüchtig. Sie schloss die Augen. Es war nicht zu fassen, dass sie in einer Zelle hockte. In einer richtigen Gefängniszelle mit blauweiß karierter Bettwäsche, wie sie es bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Die Nacht war furchtbar gewesen. Ein oberflächlicher, durch eigene Gedanken gestörter Schlaf, den man kaum Schlaf nennen konnte. Sie musste jetzt Haltung bewahren, durfte nicht in der kleinsten Kleinigkeit in eine Vernachlässigung abgleiten. Sicher würde sie der Anwalt bald herausholen. Wie lange durfte eine Untersuchungshaft eigentlich dauern? Tage? Wochen? Oder noch länger? Sie hätte den Anwalt fragen sollen …
    Brigitte Lasbeck machte ein paar Fingerübungen. Anspannen und entspannen. ›Progressive Muskelentspannung‹ nannte sich das. Sollte angeblich in jeder Stress-Situation helfen. Damals, nach Holgers Tod, als sie sich in lähmender Verzweiflung hatte treiben lassen und nur noch in einem automatenhaften Funktionieren die Aufgaben des Alltags absolvierte, hatte ihr eine Therapeutin dazu geraten. Sie hatte halbherzig damit angefangen, war aber schon bald in ihre passive Starre zurückgefallen.
    Sie hielt in der Bewegung inne, denn plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss, und kurz darauf stand Danzik vor ihr.
    „Guten Tag, Frau Lasbeck. Wie geht es Ihnen?“
    Die Lasbeck hob schweigend die Schultern.
    „Ich habe eine gute Nachricht für Sie: Sie sind frei. Der Mordverdacht gegen Sie hat sich als unbegründet erwiesen.“
    „Ja?“ Brigitte Lasbeck ließ sich aufs Bett fallen. Sie sah dem Kommissar ins Gesicht, als müsse ihr seine Miene die Nachricht noch einmal bestätigen. „Und Sie haben den Täter?“
    „Ja.“
    „Wer ist es?“
    „Er ist noch nicht verurteilt, deshalb belassen wir es bei dieser

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