Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hatte, daran, wie sie an jenem schrecklichen Nachmittag ihre stolze kleine Tochter angeschrien hatte, weil sie die Wände vollgekritzelt hatte, daran, wie das Kind sich abgewendet und sich den Bauch gehalten hatte, als wäre es tödlich verwundet.
    Aber all das hatte Devon in ihrem Brief mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen hatte sie über die wundervollen Zeiten geschrieben, die sie mit ihrer Mutter geteilt hatte, glückliche Erinnerungen an gemeinsame Fernsehnachmittage, Ballettbesuche und entspannte Ferien in ihrem Sommerhaus. Sie hatte nur von Liebe gesprochen.
    »Ich habe sie so sehr geliebt«, sagte Marcy leise weinend.
    »Ich weiß. Und was noch wichtiger ist, Devon wusste es auch.«
    Marcy wischte sich die Tränen von der Wange, als die Tür aufging und Christopher Murphy, gefolgt von John Sweeny und Colleen Donnelly, zurück in den Raum kam.
    »Mr. Flaherty hat offenbar ein volles Geständnis abgelegt«, sagte Murphy und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
    Es dauerte einen Moment, bis Marcy begriff, dass der fragliche Mr. Flaherty Liam war, und noch ein wenig länger, bis sie verdaut hatte, was Murphy noch sagte.
    »Offenbar hat Liams Vater früher für das Bauunternehmen der O’Connors gearbeitet. Er kam vor einigen Jahren bei einem Arbeitsunfall ums Leben, und Liam behauptet, die Familie wäre nicht angemessen entschädigt worden. Also hat Liam beschlossen, das Baby der O’Connors zu entführen und sich das Geld auf diese Weise zurückzuholen. Audrey hat er kennengelernt, als Jax sie eines Abends mit ins Grogan’s House gebracht hat. Audrey war neu in der Stadt, ursprünglich stammt sie aus London und hatte in ihrem Leben ständig Ärger. Zu dritt heckten sie den Plan aus, Shannon zu verführen und Caitlin zu kidnappen, mehr oder weniger so, wie Sie es sich zusammengereimt hatten«, sagte Murphy mit einem anerkennenden Lächeln in Marcys Richtung. Er beugte sich vor und stützte sich unsicher auf die Aktenstapel auf seinem Schreibtisch. »Dann sind Sie aufgetaucht, überzeugt, Ihre Tochter gesehen zu haben, und haben angefangen, Devons Foto herumzuzeigen, und eine neugierige Kellnerin fand, dass das Mädchen auf dem Foto aussah wie Audrey. Von da an ist alles irgendwie eskaliert.«
    »Wann haben sie das Baby entführt?«, fragte Marcy, bemüht, die Ereignisse des Tages in irgendeine Ordnung zu bringen, als ob das zu ihrer Erklärung beitragen würde.
    »Heute Morgen, als Shannon einen Spaziergang mit der Kleinen gemacht hat. Die Lösegeldforderung traf nur wenige Minuten später ein. Mr. O’Connor wurde eine Frist von drei Stunden gesetzt, das Geld aufzutreiben, und gewarnt, dass Caitlin sterben würde, falls er Kontakt mit uns aufnimmt.«
    Marcy verdaute die Information mit einem Nicken, immer noch bemüht, das Lügenmärchen von den harten Fakten zu trennen. Liam hatte sie von Anfang an belogen; nur ein einziges Mal hatte er die Wahrheit gesagt, als er meinte, dass er Devon auf dem Foto nicht erkennen würde. Aber Marcy hatte ihm glauben wollen. Sie fühlte sich geschmeichelt, dass er ernsthaft an ihr interessiert war, dabei waren seine Verführungsbemühungen nicht mehr als eine List gewesen, um ihr Informationen zu entlocken, sie zu verwirren und in Schach zu halten. Als er sie gedrängt hatte, die Polizei anzurufen, hatte er nicht nur gewusst, wie lächerlich sie sich anhören würde, sondern auch versucht, den Verdacht von sich selbst abzulenken. Und er hatte am Abend zuvor auch nicht bei den O’Connors angerufen und mit Shannon gesprochen; das Mädchen hatte nie versprochen, sich mit Audrey zu verabreden. Die Anrufe im Hotel und als sie vor der St. Fin Barre’s Cathedral gestanden hatte, waren reine Kontrollanrufe gewesen, um sich zu vergewissern, dass sie Audreys Anweisungen befolgte und niemandem erzählt hatte, was sie vorhatte.
    »Und jetzt ist Audrey tot«, sagte Marcy laut.
    »Ich fürchte ja«, bestätigte Sweeny. »Ihre Leiche wurde vor etwa einer Stunde an einen Felsen unweit der Bear Island gespült.«
    »Aber woher wussten Sie, wo Sie mich finden?«
    »Dafür können Sie sich bei Mr. Sorvino bedanken«, sagte Colleen Donnelly.
    Marcy sah Vic fragend an.
    »Guck mal in deine Handtasche«, sagte er.
    Marcy begann, in ihrer Handtasche zu kramen, nahm Brieftasche, Pass, den Umschlag mit Devons Fotos und ihrem Abschiedsbrief, einen Lippenstift und eine Sonnenbrille heraus. Neben ein paar verstreuten Pfefferminzbonbons auf dem Boden der Tasche stieß sie auf ein unvertrautes

Weitere Kostenlose Bücher