Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut
an einen Baum genagelt wird.“
„Es ist immer wieder schön, mit dir zu sprechen. Du bist so respektlos und gnadenlos ekelhaft in deinen Ausführungen, dass man sich das selbst nicht ausdenken könnte.“
„Ich bin nicht immer so. Ich kann auch ganz nett sein. Es ist mir sogar schon gelungen, einen ganzen Abend weder über Leichen noch über Widerliches zu sprechen. Das erfordert natürlich meine ganze Konzentration. Aber: Es ist möglich! Apropos Abend. Was machst du denn an dem Heiligen? Du bist doch auch allein, oder? Wollen wir uns nicht zusammenrotten? So ein paar alte Platten hören und was zusammen kochen?“
„Die Vorstellung, dass du etwas kochst, finde ich ziemlich skurril.“ Wolf dachte daran, was sie sonst so in den Fingern hatte oder schnitt. Sie beim Zubereiten von Gemüse oder – schlimmer noch – Fleisch zu sehen, hätte seinen Magen überfordert.
„Ok, dann komme ich zu dir und du kochst. Einverstanden? Ich kann es eh nicht so gut und Peter hat erzählt, du wärst darin Meisterklasse.“
„Kochen kann ich schon ein bisschen“, antwortete er ausweichend, um Zeit zu gewinnen. Mist, jetzt war er in einer vertrackten Situation. Er hatte doch schon Moni eingeladen, und das konnte er jetzt Mica schlecht sagen. Sie hatte beim letzten Mal, als er Moni erwähnte, schon so komisch reagiert. Er wollte es sich aber auf keinen Fall mit ihr verderben. Also beschloss er, erst einmal nichts zu sagen. Alles Weitere würde sich finden. Es waren ja noch zwei, fast drei Wochen hin bis Heiligabend.
„Wir können auch Essen gehen“, schlug Mica vor, „auf neutralem Grund!“
Mist, sie schien seine zögerliche Haltung doch bemerkt zu haben.
„So ein Quatsch. Ich koche wirklich gerne. Gibt es etwas, was dir nicht schmeckt?“
„Eigentlich nicht“, sagte Mica und er hatte das Gefühl, dass sie besänftigt war.
„Nur mein Fleisch habe ich ganz gerne durchgebraten.“
„Das kann ich verstehen. Ich möchte in meiner Freizeit auch nicht immer an die Arbeit erinnert werden.“
„Der Witz hätte jetzt von mir sein können“, freute sich Mica. „Soll ich noch irgendetwas mitbringen? Einen unverfänglichen Wein vielleicht oder ein Dessert?“
„Für einen guten Roten bin ich immer zu haben.“
„ Ach ja? Gut zu wissen, wie man dich fangen kann, Isegrim.“
Das Gespräch nahm eine eigenartige Wendung. Hetzer fiel nichts Besseres ein, als das Gesagte als Witz aufzufassen und antwortete:
„Da ist es dann aber mit einer nicht getan, um einen waschechten Wolf zur Strecke zu bringen.“
„Sei unbesorgt. Im Jagen bin ich gut. Ich hätte ohnehin mehr als eine Flasche mitgebracht. Was hältst du geschmackstechnisch von einem Châteauneuf du Pape?“
„Der ist jederzeit willkommen! Genauso wie du.“
„Nun geh mir mal nicht so um den Bart. Sonst müssen wir nachher noch eine Friedenspfeife rauchen. Und dabei gefällt es mir so gut, dass du so schön Kontra gibst. Ich brauche das!“
„Keine Sorge, ich werde ein widerspenstiges, unzähmbares Raubtier bleiben“, lachte Hetzer.
„Wir werden sehen. Jetzt mal was anderes. Hast du schon gehört, was Seppi gefunden hat?“
„Ja, hab ich.“
„Und, was sagst du dazu, dass jemand zwei rechte Hände hat?“
„Ich habe mir darüber schon den Kopf zerbrochen. Es muss eine Lösung geben. Und ich werde sie finden.“
„Mutige Aussage. Sabine Schreiber ist übrigens inzwischen beerdigt worden. Der Bestatter hat sie wieder zusammengesetzt. Man hat nicht gesehen, dass sie ihren Kopf verloren hatte.“
„Ja, die können schon was. Das kann man den Angehörigen ja auch nicht zumuten. Was meinst du, wie da getrickst wird. Unglaublich. Leider hat es bei den Ermittlungen keine neuen Erkenntnisse gegeben. Kruse hat sich wacker geschlagen, hat brav Herrn Mensching und Frau Dr. Kukla Bericht erstattet und ansonsten drei Kreuze gemacht, wenn er seine Ruhe hatte, um sich zu sammeln und nachzudenken.“
„Er hat dich also auf dem Laufenden gehalten?“
„Ja, aber erst ab Donnerstag. Vorher habe ich nur geschlafen. Da war mir auch alles andere egal.“
„Kann ich verstehen. Ich habe nur noch so ein paar Kleinigkeiten herausgefunden. Zum Beispiel, dass Sabine Schreiber Diabetikerin war. Die Brust wäre übrigens ganz schön geworden, wenn Sabine mehr Zeit gehabt hätte, ihre Wunden verheilen zu lassen. Zwar platt, aber sehr symmetrisch, und die Brustwarzen waren so wieder eingesetzt worden, dass sich ein ästhetisches Bild ergeben hätte.“
„Du hast
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