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Heute leider kein Foto für dich, Baby

Heute leider kein Foto für dich, Baby

Titel: Heute leider kein Foto für dich, Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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dazwischen … Es gab einen Riesenstreit. Er hat meine silbernen Schuhe in den Müll geworfen. Meine Mutter hat mir versprochen: Eines Tages würden wir zusammen laufen.«
    Leon nimmt Pia ganz fest in seine Arme. »Warum hast du nie davon erzählt?«
    »Es ist eine Geschichte ohne Happy End.«
    »Wie heißt sie? Läuft sie immer noch?«
    »Charlotte de Bois.«
    »Nie gehört.«
    »Sie ist vor neun Jahren bei einem Autounfall nach einer Fashion Show in Paris gestorben. Als ich klein war, wollte ich so werden wie sie. Es war mein großer Traum. Mit ihr zusammen über die Laufstege … Aber dann ist dieser Traum mit ihr gestorben. Es war nur noch eine Erinnerung, die wehtat. Erst durch die Show von Frida Weyer ist der Traum wieder aufgeweckt worden. Ein Mal in Paris laufen, ein Mal … ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Wenn ich auf dem Laufsteg bin, ist sie mir ganz nah … Nicht heute … aber … verstehst du …?«
    Leon schweigt. Schließlich sagt er: »Das ist alles Cleos Schuld. Wenn sie nicht auf diese blöde Idee gekommen wäre, dich mitzunehmen, dann wäre …«
    »… dann wäre mein Traum später aufgewacht«, sagt Pia. »Schlafende Träume wachen immer irgendwann auf, sagt meine Großmutter. Immer dann, wenn man nicht damit rechnet.«
    »Deine Mutter war Model?« Mit diesen Worten kommt Frau Bergmann freundlich lächelnd zwei Tage später auf Pia zu, die sich ärgert, weil Leon nicht den Mund gehalten hat. Später wird er ihr erklären, dass er gehofft hat, Pia würde so weitere Pluspunkte bei seiner Mutter sammeln.
    »Warum hast du nie von ihr erzählt? Wie hieß sie denn?«
    s. Wist immer noch misstrauisch, wenn Frau Bergmann freundlich zu ihr ist. Aber Leon hat schon recht. Es hat sich was geändert. Wenn sie Pia nun begegnet, dann hat ihre Stimme das Kalte verloren und ihr Lächeln hört nicht mehr in den Mundwinkeln auf, weil sie in Gegenwart anderer höflich zu Pia sein muss, sondern es spiegelt sich auch in ihren Augen wider. Und ihre anerkennenden Worte für Pias Leistungen auf dem Laufsteg klingen sehr echt.
    »Möchtest du lieber nicht über deine Mutter reden?«
    »Sie hieß Charlotte de Bois, bevor sie meinen Vater heiratete. Den Namen hat sie als Model behalten«, sagt Pia.
    Frau Bergmanns Augen werden ganz groß. »Oh!«, sagt sie nur und schaut Pia voller Mitleid an. »Charlotte de Bois! Die hatte das Talent, eine ganz Große zu werden. Das muss eine schwere Zeit für dich und deinen Vater gewesen sein. Wie alt warst du?«
    Pia schluckt. »Sieben.«
    »Obwohl es ja nicht überraschend kam.«
    Jetzt ist Pia verwundert. »Ein Autounfall ist immer eine Überraschung«, sagt sie wütend.
    »Autounfall? Wieso Autounfall?«
    »In Paris. Wir sind sofort hingeflogen, als die Nachricht kam, aber da war sie schon tot, und ich durfte sie nicht mehr sehen.« Pias Augen füllen sich mit Tränen.
    Frau Bergmann nimmt sie in den Arm. »Armes Mädchen. Das war sicher schrecklich. Hat dein Vater nie mit dir über die Umstände ihres … Unfalls geredet?«
    »Nein, er wollte darüber nicht reden, und ich auch nicht. Sie war tot und würde niemals wiederkommen. Reden hätte sie nicht wieder lebendig gemacht. Mein Vater hat alles vernichtet. Ich hätte so gerne wenigstens eines ihrer Kleider behalten.« Pia schluchzt.
    Frau Bergmann streicht ihr über den Kopf. »Und deine Großmutter? Die lebt doch in Paris, hat Leon erzählt. Hat sie dir nie erzählt, was genau mit ihr passiert ist?«
    »Meine Großmutter war im Krankenhaus bei ihr, als sie gestorben ist. Aber viel geredet haben wir nie. Niemand wollte reden, ich war sieben. Ich habe nicht gefragt. Es war egal. Sie war tot und würde nie wiederkommen. Das war für mich alles, was zählte. Mein Vater hat alle Kleider von ihr weggegeben, ihre Schuhe und ihre Hüte, einfach alles. Er wollte nicht mehr daran erinnert werden. Nur meine Großmutter hatte noch einige Hüte und ein Paar High Heels aus ihrer Jugend, als sie anfing zu modeln. Sie hat sie mir geschenkt. Es waren die blauen, die ich beim ersten Casting anhatte. Sie sollten mir Glück bringen.«
    Frau Bergmann drückt sie ganz fest. »Armes Mädchen! Bist du sicher, dass du weitermachen willst, Pia?«
    Pia nickt heftig. »Sie ist mir so nah, so nah, wie noch nie seit ihrem Tod.«
    Frau Bergmann seufzt. »Dann wünsche ich dir, dass du sie nicht ein zweites Mal verlierst, weil … Überleg es dir gut, Pia. Ich kann mir inzwischen gut vorstellen, dass du als Model erfolgreich sein könntest, aber

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