Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
Vom Netzwerk:
zuzugehen.
    Mit geradem Rücken und erhobenem Kopf folgte ich ihm aus der Zelle.
    Doch als wir die Treppe erreichten, die zu den oberen Stockwerken von Thorne Abbey hinaufführte, geriet meine Entschlossenheit ins Wanken.
    Dort, am Fuß der Treppe, erwartete mich Mrs Casnoff.

 
     
    39
    Es fiel mir äußerst schwer, sie überhaupt anzusehen, als sie mir bedeutete, ihr die Treppe hinauf zu folgen. Zwar war ich nie ihr größter Fan gewesen, aber ich hatte ihr doch immerhin vertraut. Ich musste an diese Nacht denken, in der sie und Cal nach der Sache mit Alice zu mir gekommen waren und sie an meinem Bett gesessen und meine Hand gehalten hatte. Sie hatte mir erklärt, es wäre mein Schicksal, dem Rat zu dienen. Nur leider hatte sie es versäumt zu erwähnen, dass sie mich umbringen würden, sollte ich ihren Erwartungen nicht gerecht werden.
    Als wir die leicht gebogene Steintreppe hinaufgingen, sagte sie nun: »Ich weiß, Sophie, Sie fühlen sich verraten.«
    »Verraten, verärgert, verängstigt … also, eigentlich hab ich momentan ziemlich viele Gefühle.«
    Sie blieb stehen und legte mir eine Hand auf den Arm. »Für all das existieren auch äußerst triftige Gründe.«
    Gereizt zog ich meinen Arm zurück. »Ihre Schwester hat mir bereits so eine Der-Böse-erklärt-seinem-Opfer-alles -Ansprache gehalten. Noch eine brauch ich wirklich nicht.«
    »Aber genau darum geht es doch«, beharrte sie. »Wir sind nicht die Bösen. Wir tun das, was für alle Prodigien das Beste ist. Unsere Zahlen nehmen stetig ab, während Gruppen wie L’Occhio di Dio und die Brannicks sogar noch wachsen. Sie und Ihr Vater waren dazu bestimmt, uns zu beschützen, und doch scheinen Sie beide die Gesellschaft unserer Feinde zu bevorzugen.«
    »Das ist aber nicht, das … Moment mal, was meinen Sie mit beide ? Seit wann ist Dad auf Du und Du mit dem Auge? Oder, was das betrifft, mit den Brannicks?«
    Sie schüttelte den Kopf und ging weiter die Treppe hinauf. »Das ist nun nicht länger von Bedeutung.«
    Schließlich hatten wir das Ende der Treppe erreicht, doch wir befanden uns noch immer unter der Erde. Ich stand nun in einem langen, fensterlosen Flur. Rüstungen säumten die Wände, aber diese hier sahen nicht so aus wie all die anderen, die ich in Thorne bereits entdeckt hatte. Die Proportionen waren irgendwie seltsam, und viele der Rüstungen waren wirklich monströs. Wieder rollte eine Woge der Angst über mich hinweg, und einmal mehr spürte ich, wie meine Magie jämmerlich und vergeblich in mir pulsierte.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte Mrs Casnoff, doch bevor wir auch nur drei Schritte gegangen waren, rief plötzlich jemand: »Anastasia!«
    Elizabeth hastete auf ihren Omabeinchen den Flur entlang, während ihr der lange Rock um die Beine flatterte.
    Mrs Casnoff wirkte verärgert. »Was gibt es denn?«
    Mit keuchendem Atem erreichte uns Elizabeth, und ihre rundlichen Wangen glänzten und waren gerötet. »Lara muss Sie sofort sprechen.«
    Stirnrunzelnd erwiderte Mrs Casnoff: »Ich bringe Sophie gerade in die Entmächtigungskammer. Richten Sie ihr also bitte aus, dass ich in Kürze bei ihr sein werde.«
    »Nein!« Elizabeth schüttelte heftig den Kopf. »Sie hat gesagt, Sie sollen sofort kommen. Es …« Sie sah mich an. »Es geht um Nick.«
    Selbst in diesem düsteren Flur konnte ich erkennen, wie alles Blut aus Mrs Casnoffs Gesicht wich. »Ist es …«
    »Es ist wieder genauso«, sagte Elizabeth. »Wie bei seinen Eltern, aber diesmal …« Elizabeths Worte gingen in ein ersticktes Schluchzen über, dann hielt sie sich kurz den Mund zu, bevor sie überhaupt weitersprechen konnte: »O Gott, Anastasia, es ist schon wieder geschehen.«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, wovon Elizabeth da sprach, aber Mrs Casnoff spuckte ein Wort aus, von dem ich nicht gedacht hätte, es je aus ihrem Mund zu hören. Sie fuhr zu mir herum. »Kommen Sie mit, Sophie. Und, so wahr mir Gott helfe, sollten Sie irgendeinen Fluchtversuch unternehmen, so werde ich Sie eigenhändig umbringen. Ist das klar?«
    Ich nickte etwas dümmlich, weil ich viel zu erleichtert darüber war, nicht in die Entmächtigungskammer zu müssen, als dass mich ihre Drohung hätte erschrecken können. Doch mir schwirrte der Kopf, während ich Mrs Casnoff und Elizabeth den Flur entlang folgte. Sollte tatsächlich etwas richtig Schlimmes passiert sein, wären alle vielleicht so abgelenkt, dass ich mir einen Fluchtplan überlegen konnte – trotz Mrs Casnoffs Morddrohungen. Zuerst

Weitere Kostenlose Bücher