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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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Taschenlampe.
    Mit einem Geist hatte ich allerdings nicht gerechnet.
    Dem Geist von Elodie Parris, um genau zu sein. Sie stand vor meinen Füßen, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte mich von oben herab wütend an. Sie strahlte so hell, dass ich die Augen zusammenkneifen musste, als ich mich aufsetzte. Elodie war vor fast einem Jahr von meiner Urgroßmutter ermordet worden (lange Geschichte), und da wir vorher ein wenig gemeinsam gezaubert hatten, war ihr Geist jetzt an mich gebunden.
    »Oh, wow«, krächzte ich. »Ich lag hier gerade so rum und dachte, diese Nacht kann gar nicht noch schlimmer werden. Und dann wird sie es doch. Puh.«
    Elodie verdrehte die Augen, und für den Bruchteil einer Sekunde schien ihr Leuchten noch etwas heller zu werden. Sie bewegte die Lippen, doch kein Laut kam heraus. Das ist einer der Nachteile, wenn man ein Geist ist – man kann nicht sprechen. Nach ihrem Gesichtsausdruck und dem bisschen Lippenleserei zu schließen, über das ich verfügte, war das wohl auch besser so.
    »Okay, okay«, sagte ich. »Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick zum Ablästern.«
    Mit Archers Schwert als Krücke schaffte ich es, wieder auf die Beine zu kommen. Es stand zwar kein Mond am Himmel, aber dank Elodies Leuchten konnte ich doch etwas sehen. Ich sah – Bäume. Massenhaft. Und sonst nicht viel.
    »Irgendeine Ahnung, wo wir sind?«, fragte ich sie.
    Sie zuckte mit den Achseln und formte mit den Lippen das Wort: »Wald.«
    »Im Ernst?« Okay, das »Kein Ablästern mehr« war also doch kein guter Start. Ich seufzte und sah mich um. »Es ist immer noch Nacht, also müssen wir uns in derselben Zeitzone befinden. Das heißt, dass wir nicht besonders weit gereist sein können. Aber es ist heiß. Viel heißer als in Thorne.«
    Elodies Mund bewegte sich, und wir brauchten beide mehrere Anläufe, bevor ich verstand, was sie sagte. Schließlich kam ich darauf, dass es »Wo wolltest du hin?« heißen sollte.
    »Zu den Brannicks«, erklärte ich ihr. Daraufhin wurden Elodies Augen groß, und ihre Lippen bewegten sich wieder schnell; zweifellos sagte sie mir, was für eine blöde Idiotin ich sei.
    »Ich weiß«, erwiderte ich und hob eine Hand, um ihre stumme Tirade abzuwürgen. »Angsteinflößende irische Monsterjäger, der Plan ist vielleicht nicht der beste. Aber Cal meinte, meine Mom sei bei ihnen. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum«, fügte ich hinzu, als sich ihr geisterhafter Mund schon wieder öffnete. »Was ich allerdings weiß , ist, dass der Itineris allem Anschein nach Schrott ist, denn die einzige furchteinflößende Rothaarige weit und breit bist du.« Seufzend rieb ich mir mit der freien Hand die Augen. »Also werden wir jetzt einfach … «
    Ein Heulen zerriss die Luft.
    Ich schluckte und meine Finger krampften sich um den Schwertgriff. »… mal hoffen, dass es nicht hierherkommt, ganz egal, was es sein mag«, beendete ich meinen Satz schwach.
    Noch mehr Heulen, diesmal näher dran. In einiger Entfernung hörte ich etwas durchs Unterholz krachen. Eine Sekunde lang wollte ich wegrennen, aber meine Knie waren so was von Gummi, dass Stehen allein schon eine Herausforderung war. Einem Werwolf konnte ich auf gar keinen Fall entkommen. Was also bedeutete, dass ich bleiben und kämpfen musste.
    Oder bleiben und mich eben doch zerfetzen lassen.
    »Cool«, murmelte ich und hob das Schwert. Die Muskeln in meinen Schultern protestierten. Ich spürte, wie sich in meiner Magengrube Kräfte regten, und ein jähes Entsetzen durchfuhr mich. Ich bin normal, rief ich mir in Erinnerung. Nur eine ganz gewöhnliche Siebzehnjährige, die es gleich mit einem Werwolf aufnimmt, mit nichts weiter als … Na ja, okay, ich hatte ja schon ein Riesenschwert und einen Geist. Das wollte doch was heißen.
    Ich warf einen Blick zu Elodie hinüber. Ausdruckslos starrte sie in den Wald und wirkte etwas gelangweilt.
    »Ähm, hey«, begann ich. »Werwolf zu uns unterwegs. Beunruhigt dich das gar nicht?«
    Sie feixte mich an und deutete auf ihren leuchtenden Körper. Ich las von ihren Lippen ab: »Schon tot.«
    »Klar. Aber wenn ich jetzt auch getötet werde, werden wir zwei so was von keine Geister- BFF s mehr werden.«
    Elodie sah mich mit einem Blick an, der besagte, dass in dieser Hinsicht keinerlei Gefahr bestand.
    Die Geräusche wurden lauter, ich hievte das Schwert höher.
    Dann sprang etwas Großes und Pelziges knurrend durch die Bäume. Ich stieß ein kleines Kreischen aus, und selbst

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