Hexe sucht Besen (German Edition)
ich in meiner geheizten Garage den Werbemist heruntergekratzt. In dieser behaglichen Vollmondnacht kam ich mir vor, als könnte ich Stroh zu Gold spinnen.
Einen Tag später, habe ich mir aber trotz meines stetig anwachsenden Reichtums, darüber Gedanken gemacht, wie ich auch in der Liebe den Hauptgewinn ziehen könnte und habe mich für eine Kontaktanzeige entschieden.
Aber wie wecke ich mit ein paar Worten, frei nach dem Motto : In der Kürze liegt die Würze , das Interesse? Wie überwinde ich meine Neigung zum Tiefstapeln und verweise selbstbewusst auf meine Lichtquelle unter dem Scheffel? Als Werbegraphikerin, weiß ich nur allzu gut, dass eine kurze Parole, manchmal wirkungsvoller ist, als eine detaillierte Produktbeschreibung. Selbst, wenn die Interpretation ausartet. Die Hauptsache ist, dass die Neugierde geweckt wird und die niederen Instinkte angesprochen werden.
Traumfrau sucht Traummann? - langweilig!
Stute sucht Hengst? – anzüglich!
Reife Frau sucht potenten Endzwanziger?
Dafür muss ich nicht nur für die Anzeige löhnen.
Aber wie wär’s mit :
Hocherotisches Rasseweib, trage mit Vorliebe nichts unterm Kleid! Bin ein fleißiges Lieschen, aber auch scharf wie ein Radieschen, kann kochen, backen, stricken und suche einen steinreichen Mann zum Fi....!
Quatsch! Thema verfehlt! Ich habe total vergessen, dass ich selber reich bin, und außerdem auch kein Schokoladenosterhase bin, in dem man einfach reinbeißt, ohne sich vorher zu vergewissern, dass ich auch mit charakterlich guten Eigenschaften gefüllt bin . U nd zwar Eigenheiten, die sich jenseits des Guten, sondern viel mehr im Bösen abspielen sollten. Das Böse im Weib, ist seit jeher die sicherste Strategie eine m Kerl den Kopf zu verdrehen. Man muss verrucht, arrogant, unersättlich und jederzeit aufbruchbereit erscheinen. Das festigt die Kampfbereitschaft, nährt das Misstrauen und schürt die Angst als Mann nicht zu genügen. So wie Hexen zum Beispiel.
Ein Schimpfwort auf das Männer immer gern zurückgreifen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, hintergangen, verraten oder gar der erotischen Macht einer Frau verfallen sind. Hexen sind klug, geheimnisvoll, in Ausnahmefällen auch schön, böse nur, wenn man sie zu nah ans Feuer stellt, und sehr fleißig, wenn man sie befehlen lässt. Sie sind anschmiegsam und kratzbürstig zugleich . G enau wie die schwarzen Katzen, die sie mehr aus Gewohnheit mit sich herum schleppen.
Ich hab’s!!
Hexe sucht Besen !
Mit dieser Kontaktanzeige werde ich Männerherzen zum Brodeln bringen. Damit ich allerdings nicht in den Verdacht gerate, ein hässliches altes Weib mit einem Buckel und einer großen Warze auf dem Riechkolben zu sein, werde ich mir erlauben, meinem Werbeslogan, noch eine klein gedruckte Anmerkung hinzu zu fügen.
Bei mir hätte Hänsel seine Schwester in den Ofen geschoben!
Genau! Damit wären jegliche Missverständnisse aus dem Weg geräumt – man möchte ja nicht unglaubwürdig erscheinen.
Zwei Wochen später! Endlich halte ich die Zeitung in den Händen und lasse meine Partnerschaftsanzeige auf mich einwirken. Um ehrlich zu sein, sieht sie aus wie eine Todesanzeige. Aber die Platzierung ist einfach genial. Rechte Seite, mittig, 10 x 10 Zentimeter groß, mit einem schwarzen Rahmen verziert, der dafür sorgt, dass einem die Anzeige förmlich anspringt. Hexe sucht Besen , steht mit fett gedruckten Lettern zwischen all den klein gedruckten Hilferufen geschrieben , und bestärkt mich in der Anna hme, dass ich demnächst mit Bewerbungen zugeschüttet werde.
Eine Woche später! Irgendwas muss schief gelaufen sein. Entweder haben die meine Chiffre-Nummer falsch abgedruckt oder die Postfrau hat sich meine zahlreiche Verehrerpost unter den Nagel gerissen. Immerhin guckt die immer komisch. Wenn ich spätestens bis morgen, keine Resultate in meinem Briefkasten vorfinde, werde ich die Zeitung oder die Post wegen Unterschlagung geheimer Sachdokumente verklagen.
Zwei Tage später! Ich stehe ungeduldig im Treppenhaus und warte auf das Postluder , damit ich sie mir vorknöpfen kann, als plötzlich die Tür der Arztpraxis aufgeht und ich von einer jungen blonden Frau freundlich gegrüßt werde. Sie trägt einen Schoßhund unter ihrem Arm und wunderschöne Stiefelchen aus feinem Wildleder mit einer goldenen Zierschnalle an ihren Füßen, die meine Besitzgier erweckten. Sie ist schätzungsweise Mitte dreißig mit einem hübschen ebenmäßigen
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