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Hexen Kuss. Liebes-Zauber: Leidenschaft des Blutes (German Edition)

Hexen Kuss. Liebes-Zauber: Leidenschaft des Blutes (German Edition)

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber: Leidenschaft des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatana Fedorovna
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Herz schmachtete.
    „ Hast du Heimweh?“, fragte mein Urgroßvater mich manches Mal, wenn ich vor Sehnsucht unbemerkt seufzte.
    Da ich verneinte, schob er meinen Schmerz irgendeinem Dämon zu und versuchte mich auf seine Weise abzulenken. Schamanische Gesänge und das Drangsalieren kurioser Trommeln sollten dabei helfen. Er brachte es mir bei, seine Rhythmen und das Kauderwelsch. Lustlos schlug ich auf diese Art die Zeit tot. Was sollte man hier sonst tun? Zum Rechnen kam ich nur selten. Meist jagte Opa mich dann in den Wald hinaus.
    Als ich einmal vor mich hin sang und rhythmisch dazu den hölzernen Klöppel gegen das Leder hieb, schwebte mein Geist wie auf einer Wolke und beobachtete mich quasi von oben. Die Gedanken flogen einfach davon und eine ungewohnte Leere breitete sich in mir aus. Oje, verlor ich mein ganzes Wissen? Wurde ich dumm ? Dennoch genoss ich diesen Zustand. Der Körper fühlte sich leicht wie Watte an, als hätte er kein Gewicht oder gehörte zu einem anderen. Es war ein Zustand frei von allen Sorgen und Schmerzen. Selbst das Leid der unerfüllten Liebe vergaß ich. Während dieser Entrücktheit kam ich mir ungeheuerlich erhaben und rein vor. Genüsslich gab ich mich ihr hin. Es war das erste Mal, das ich die Wirkung einer Trance erlebte. Einfältig, leer, aber glücklich …
    Da mir diese Unbeschwertheit und das Losgelöstsein von Gefühlsblei erstaunlich wohltaten, übte ich fortan mit mehr Eifer. Immer tiefer versank ich in die meditativen Klänge, so wie einst in meine geliebten Zahlenketten. Wie im Traum tauchten verschwommene Bilder auf. War das ein Mädchen? Leuchtete dessen Hand? Was bedeutete diese Ercheinung? Mein Herz klopfte ahnungsvoll.  Konnte das die Allervollkommenste sein?
    Schnell vergingen ganze Stunden.
    Urgroßvater begleitete mich oft mit seiner Trommel. Das intensivierte und verlängerte diese Reisen.
    „Du bist wohl wirklich ein Wunderkind!“, stellte er eines Abends zufrieden fest. „Wer hätte das gedacht? Vielleicht liegt diese Gabe ja doch im Blut.“
    Mich freute sein Lob, obgleich ich an den Humbug noch immer nicht glaubte. Das war nur Traumschaum und Gedankenbrei, eine besondere Art der Hypnose. Aber ich wollte meinen Uropa mit seinen eigenen Waffen schlagen und am Ende beweisen, dass die Wissenschaft die erhabenste aller Methoden war. Einzig deshalb machte ich mit – jedenfalls redete ich mir das ein.
    Inzwischen kannte ich jedes Staubkorn in dieser einfachen Behausung, jeden Winkel und jeden Schmutzfleck. Die Kate bestand aus einem Hauptraum und zwei Nebenzimmern. In dem einen wohnte die schwarze Ziege mit zwei Hühnern, die bei Sonnenschein nach draußen getrieben wurden. Auch die blökende Dame musste sich ihr Futter häufiger selbst suchen, als ihr lieb war. Durch die schmale Stalltür passte sie nur nach Verlust einiger Fellhaare hindurch. Im anderen Raum, dessen  „Mauseloch-Eingang“ die Truhe verdeckte, bewahrte Urgroßvater vielerlei Kräuter, Knoblauchzöpfe, Essenzen, Häute, Knochen und Tierorgane in selbstgebauten Regalen und Kisten auf. Ich durfte diesen Raum nicht betreten – auch nicht bekriechen – und hatte nur einmal hineinsehen können.
    „ Dort sind viele giftige Sachen!“, versuchte mein Verwandter mich abzuschrecken. „Du könntest dich verletzen und sterben. Solange du deinen Geist nicht lenken kannst, nutzt dir das Wissen ohnehin nichts.“
    Diese Geheimnistuerei machte mich natürlich noch neugieriger. Zugleich knisterte Unmut durch meine Brust, weil Uropa meinen Intellekt mit dem eines Spatzen verwechselte.
    Doch ich war nie lange genug allein. Selbst die Toilettengänge meines Herrn und Meisters fielen relativ kurz aus. So musste ich die akribische Untersuchung der verbotenen Kammer immer wieder verschieben.
    Die Wochen vergingen, ohne dass etwas geschah, was meinen Kopf bereichert hätte. Nur direkt vorm Feuer war es warm. Entfernte man sich bloß zwei Schritte, zog die Kälte schon unter die Ärmel. Trotz des Getrommels kam noch immer kein Geist, um die Ritzen mit seiner Fratze zu stopfen. Wie ungemütlich würde erst der Winter werden? Der einzige Wärmegeist in dieser Hütte stellte dieses Flammenwäldchen dar.
    Eines Tages beschwerte ich mich.
    „ Außer Singen und Trommeln hast du mir nichts beigebracht. Was ist mit dem Wissen ?“ Beim letzten Wort verlieh ich meiner Stimme einen ironischen Klang.
    Mein neuer Lehrer knurrte nur etwas und warf sich ein bemaltes Rentierfell über. Inzwischen hatte ich mich daran

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