Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire
Handbewegungen nach und rief ihm erneut „Hallo!“ zu.
Bella lachte nun sogar ein wenig. Mein Benehmen gefiel ihr. Ich war garantiert auf dem richtigen Weg. – Gut gemacht Grimm! Nein, ich war ja jetzt Alex.
Als die Kameraden sich nochmals umdrehten, wiederholten sie erneut die Bewegung und lachten. Sie wirkten dabei keineswegs mehr höflich, schüttelten ihre Köpfe und nannten solche Begriffe wie „Bitch“ und „Blödian.“
Unterwegs stießen wir auf weitere Schüler. Die Begegnungen verliefen in etwa identisch. Ich grüßte alle, um nicht aufzufallen.
Als König bezeichnete mich keiner mehr. Ich wollte aber Bella nicht fragen, was diese Begriffe bedeuteten. In dem Gedächtnis fand ich leider dazu nichts Passendes. Schimpfworte passten doch nicht zu der Situation. Es waren wohl Worte einer anderen Sprache.
Der Zugriff auf die abgespeicherten Informationen des alten Bewusstseins ähnelte leider mehr der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, wie es bei den Menschen sprichwörtlich hieß.
Vor der Schule trafen wir auf immer mehr weibliche und männliche Schüler. Zwischenzeitlich war auch ein Mädchen zu uns gestoßen. Es war Cassy, die blonde Freundin von Bella. Auch diese war sehr schön angemalt und trug dunkle Kleidung wie meine Bella. Sie erinnerte mich an die Bilder von Vampirfrauen in Büchern.
Sie wirkte auf den zweiten Blick aber nicht gefährlich und benahm sich mir gegenüber auch recht höflich. Wir gehörten sogar demselben Freundeskreis an, daher brauchte ich wohl nichts befürchten.
Manchmal sah ich, wie sie Bella Zeichen zuwarf, die ich nicht sehen sollte. Sie kniff zum Beispiel ein Auge zu oder grinste leicht in meine Richtung, dabei nickte sie noch mit dem Kopf.
Ein älterer männlicher Mensch löste sich aus einer Gruppe von Schülern. Er hatte lange Haare, eine Art Frisur um den Mund sowie schwarz angemalte Fingernägel wie meine beiden Freundinnen. Es handelte sich offensichtlich um einen Lehrer.
Ungewöhnlich war jedoch, dass er Cassy gleich umarmte und mit den Lippen auf dem Mund berührte. Dabei steckte er ihr noch seine Zunge tief in diesen hinein.
Das machte mich neugierig. Sollte ich Bella ebenfalls so begrüßen? Der Gedanke gefiel mir.
Der ungewöhnliche Lehrer wandte sich nun mir zu. Die übrigen Schüler beobachteten uns und scherzten miteinander.
Einige machten auch neue, mir unverständliche Gesten in meine Richtung.
„ Aaaaaaallleeeeexxxx wwwwwwiiieee ggggggehts?“, wandte sich der Hinzugekommene direkt an mich.
Der seltsame Lehrer stotterte also.
„Gut geht es mir“, erwiderte ich so klar ich konnte.
Die Antwort löste auf seinem Gesicht Erstaunen aus.
„Er stottert nicht mehr“, erklärte Bella, wobei sie ihren Mund dauernd bewegte. Sie kaute auf einem Kaugummi und reichte uns auch welche.
Das Kauen tat gut.
„ Ich hatte einen Hitzschlag“, fügte ich hinzu.
Das kam doch immer gut an.
Diese Bemerkung verschlug dem Mann für einen Moment die Sprache, er wirkte irgendwie versteinert und aus dem Konzept gebracht. Vielleicht schämte er sich wegen seines eigenen Stottern und traute sich nun nicht mehr zu reden.
Zur Sicherheit suchte ich noch einmal alle im Gedächtnis abgelegten Informationen über unsere Lehrer ab. Sein Gesicht war nicht dabei, das war schon merkwürdig.
Der Lehrer fand jedoch seine Fassung bald wieder und setzte ein freundliches Gesicht auf: „Das ist ja coole, du dann nur noch ein bisschen blöd!“
Dabei verhaspelte er sich überhaupt nicht, sondern verdrehte nur die Sprache etwas.
Da hatte ich ihn endlich. Das war kein Lehrer, sondern Wladimir, einer der Russenzwillinge und Cassys neuer Freund. Er kam aus einem anderen Land und sprach deswegen so anders. Das machte ihn mir sympathisch. Wir waren beide in einer ähnlichen Situation.
„ Ja“, erwiderte ich recht freundlich.
Er grölte nun richtig laut, damit ihn alle hörten.
„Ja, du nur noch bisschen blöd!“, fasste er auf seine Weise zusammen.
Die anderen Schüler in Hörweite schlossen sich der fröhlichen Runde an. Auch der zweite bärtige Erwachsene, der noch bei den Schülern stand, lachte nun lauthals.
Er war dessen Zwillingsbruder, wie man unschwer sah. Nur durch die Haare um den Mund konnte man die beiden gut voneinander unterscheiden. Der andere Zwilling trug sie dort richtig lang und dicht. Vollbart hieß diese Mundfrisur.
Beide überragten die anderen Schüler um etwa zwei Köpfe. Sie waren ausgewachsene Männer, während die anderen sich noch in
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