Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire
also ziemlich bedeutungslos. Früher sicherte sie einem jedoch eine bessere Lebensstellung und Ansehen.
Trotzdem waren einige Schulkameraden auf dieses kleine Privileg noch immer neidisch, da das „von“ bei Mädchen gut ankam. Sie träumten angeblich alle von einem Prinzen. Diese sind nun einmal von Adel.
Unser Mops zerrte inzwischen an meiner Hose, das war aber nicht böse gemeint. Der Bella-Hund wollte so deutlich machen, dass sie mitwollte.
„Ja, das haben wir auch schon festgestellt“, sagte Bella.
„ Das passt das schon“, ergänzte ihre Freundin.
Bellas Antwort wirkte fast zu normal, sodass ich ein wenig Skepsis bei ihr vermutete. Ihre Begleiterin schaute mich dagegen offenherzig an. Ihr war das egal, sie fieberte nur dem Abend entgegen.
„ Soll ich noch etwas mitnehmen?“, versuchte ich Bella von ihrem Misstrauen abzulenken.
„ Wir haben alles dabei!“ Bella wies auf die Rucksäcke und ihren Kater Murka.
„ Mit deinem schwarzen Kater siehst du echt mystisch aus!“, meinte meine Mutter und streichelte ihn ein wenig.
„ Hat er im Körbchen keine Angst?“, erkundigte sich meine Schwester Viona, die inzwischen auch aufgetaucht war. Sie hatte sich heute wie ein Vampir bemalt. Aus ihrem Mund lief Lippenstiftblut.
Bella stellte Murkas Korb auf die Erde, so konnten sich die Tiere besser kennenlernen, und lächelte in bezaubernder Weise die süße Viona an. Dabei entblößte sie ihre wunderschönen perlenartigen weißen Zähne. Ihre weiche Hand strich beruhigend über das Fell des Katers, der noch mehr schnurrte. Wie gern wäre ich jetzt an dessen Stelle.
„Mach dir keine Sorgen, ich passe auf Murka schon auf. Er ist ja mein Haustier und gehört schon sehr lange zur Familie. Katzen mögen doch Körbe und ich habe ihm extra ein kleines weiches Deckchen hineingelegt. Da hat er es ganz kuschelig. Das ist besser als eine Transportbox.“
Das beruhigte meine kleine Schwester. Sie lächelte nun zufrieden.
„Dann kann Halloween beginnen!“
Cassy wollte damit den Auftakt für unseren Aufbruch setzen und uns dazu animieren, die Plauderei zu beenden. Solche Absichten verstand ich mittlerweile ganz gut.
Ich zog mir eine Jacke und eine Mütze über. Höflich verabschiedeten wir uns von Viona und meiner Mutter und gingen los.
Unterwegs begegneten wir immer wieder Gruppen verkleideter Menschen. Sie hatten sich zu Monstern, Vampiren und Hexen herausgeputzt, die manchmal ein „Buh!“ zu uns schrien. Insgesamt nahmen sie jedoch keine besondere Notiz von uns.
Murka mauzte ab und an nervös. Ihm gefiel die Schüttelei seines Korbes nicht.
Schnell gelangten wir an den Rand der Stadt. Die Berge schienen ihre Dunkelheit in unsere Richtung zu senden und das Geschrei der Verkleideten wurde immer leiser.
„Zuerst müssen wir zum Friedhof“, klärte Cassy mich auf.
„ Bist du bereit, Alex?“
Meine charmante Freundin versuchte sich einen coolen Anschein zu geben. Ich merkte aber, dass sie sich damit selbst Mut zuredete. Friedhöfe jagten bei Dunkelheit selbst tapferen Menschen große Angst ein. Wer begegnet schon gern dem Tod? Sogar der Tod anderer jagt den Menschen Furcht ein.
„Keine Sorge! Das wird ein ganz besonderer Abend!“, versuchte ich gute Stimmung zu verbreiten. Ich hatte mich gut auf Halloween vorbereitet, wartet nur ab!
Ich bezweifelte nicht, dass mein Plan funktionieren würde. Zur Sicherheit hatte ich an meiner Schwester, dem Schlachter und meiner Mutter geübt. Alles hatte tadellos funktioniert.
„Da ist er schon“, flüsterte Bella, als wollte sie niemanden erschrecken.
Die Mauer des Friedhofes tauchte gräulich schimmernd aus dem Dunkel auf. Ein Rabe krächzte, der Kater jaulte und die Kälte des Herbstabends ließ unsere Körper frösteln. Alles passte zusammen und leitete unser Vorhaben stimmungsmäßig perfekt ein.
Zwischen den Gräbern sprangen zwei große dunkle Gestalten herum und machten eigenartige Gebärden in unsere Richtung. Dabei beschmissen sie sich mit den Blumensträußen der Gräber.
Diese verrückte Schlacht zwischen zwei erwachsenen Männern inmitten des heiligen Friedhofs war ein skurriler Anblick. Dabei johlten und schrien sie in ihrer ungewöhnlichen Sprache, die mir vom Klang her sehr gefiel. Vielleicht war ich in einem früheren Leben selbst mal ein Russe gewesen. Ein zufälliger Beobachter hätte aber einen großen Schrecken von dem ungewöhnlichen Theater erlitten.
„Sogar hier müssen sie russisch schimpfen!“, beschwerte sich meine Bella
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