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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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„Wie immer wird im Abthaus begonnen. Anschließend ist die Kapelle dran. Alles einsacken, nichts übersehen. Besonderes Augenmerk wieder auf die so harmlos aussehenden Kästchen, in denen die eigentlichen Wertsachen stecken. Ruck - zuck muss das gehen. Und erst wenn dann die Ware sicher verstaut ist, dürft ihr euch die Nönnchen vornehmen, erst dann! Das ist ein Befehl! - Maurice, du holst jetzt unsere zwei Gepäckwächter her.“
Maurice machte sich davon, ich trat unter einem Vorwand zur Äbtissin und flüsterte ihr auf Spanisch, damit die nächstsitzenden Schwestern nichts mitbekamen, das Vernommene zu. Darauf bat sie die nicht eingeweihten Schwestern, das Dormitorium aufzusuchen. Die erhoben sich dankbar und verließen, so eilig es sich für Nonnen gerade noch ziemt, mit einem kurzen Kopfnicken den Raum.
„Geh besser auch, Tora“, forderte mich die Äbtissin auf, nachdem Notburga und ich uns auf den leer gewordenen Plätzen neben ihr niedergelassen hatten. Doch ich verneinte stumm, da ich gerade mit konzentriertem Mut meine aufgekommene Angst, es jetzt nur zu dritt mit den Halunken aufnehmen zu müssen, besiegt hatte. Auch Notburga wirkte gefasst, sehr sogar, denn sie goss uns jetzt herausfordernd lässig und geräuschvoll Tee in die Becher. Das verfehlte nicht seine Wirkung, der Hauptmann fragte: „Können wir auch was davon kriegen?“
Notburga bedauerte: „Der Krug ist leider leer, mein Herr. Aber ich besorge Euch neuen Saft, wenn Ihr wünscht.“
„Oui, und nicht so sparsam“, verlangte er, was uns nur recht war.
Kaum hatte Notburga dann den Franzosen das Getränk serviert, schlürften sie einen Becher nach dem anderen leer. „A h h h h“ , hörten wir sie ausrufen, dann wieder ihr genussvoll lautes Schlucken und dazwischen ihr Rülpsen.
„Habt ihr da Wein reingemischt?“, wollte jetzt der Hauptmann, der sich als einziger beim Trinken zurückgehalten hatte, von uns erfahren, worauf Notburga ihm beteuerte:
„Ganz gewiss nicht.“
„Bon. Und was ist das für ein Saft?“
Notburgas Gesicht wurde ratlos, weshalb ich für sie einsprang: „Hechinger Apfelmost mit Zitronelle.“
Ich hatte es noch nicht recht ausgesprochen, als er hektisch seinen Becher von sich schob und ausrief: „Merde! Von Zitrone krieg ich . .“, er tippste mehrmals mit dem Zeigefinger auf seine Mundpartie, meinte also Pusteln.
Ich erklärte ihm: „Nein mein Herr, der Saft enthält keine Zitrone, sondern Zitronelle, das ist ein Kraut.“
„Egal“, gab er erregt zurück, worauf die Äbtissin versuchte, ihm seine Furcht vor dem Getränk zu nehmen:
„Zitronelle hat noch niemandem geschadet, das könnt Ihr uns glauben, wir sind Apothekerinnen.“
Auch dieser Zuspruch fruchtete nicht, regte ihn eher noch mehr auf: „Weiß ich besser als ihr Apothekerinnen. Das Küken soll mir Wasser bringen, klares Wasser, vite, vite!“
Ich beeilte mich, seiner Anordnung nachzukommen.

    I n der Küche traf ich nur Gerlinde an. Sie habe die Köchinnen und Mägde mit der völlig verschreckten Marie ins Gesindehaus geschickt, erklärte sie mir, während sie einen Krug mit Quellwasser füllte. Und sie selbst werde so lange wie nötig hier die Stellung halten, um den Wachtmännern vor dem Tor gegebenenfalls ein Signal zu geben.
„Hoffentlich muss es soweit nicht kommen“, stieß ich beunruhigt hervor, griff nach dem gefüllten Krug und hastete zurück zum Refektorium.
Dort trat mir Notburga entgegen, nahm mir den Krug aus der Hand und füllte den Becher des hypernervösen Hauptmanns. Der schlürfte seinen Becher mit einem Zug leer. Gleich drauf noch einen zweiten. Dann wischte er sich mit dem Handrücken den Mund trocken und donnerte seine inzwischen träge auf den Hockern hängenden Männer an: „Genug gefressen und gesoffen, jetzt geht’s ans Sackfüllen!“
Müdes Gemurmel seiner Leute war die Antwort, worauf sich der Anführer erhob, um seinen Einsatzbefehl einen Ton energischer zu wiederholen: „Hebt eure Ärsche, Männer, jetzt wird Beute gemacht!“
Die Aufgeforderten stellten sich mit folgsamem - „Oui, Oui“ - umständlich auf die Beine, wobei ihr Befehlshaber verständnislos von einem zum anderen blickte.
Währenddessen saß ich angespannt zwischen der Äbtissin und der Priorin, denen ich nichts zu übersetzen brauchte, die momentane Szene sprach für sich.
Der Anführer bemühte sich mit Haltung und Blick, in seinen müden Mannen Kampffeuer zu entfachen, doch er konnte sie mit seinem Auftreten nicht überzeugen, da auch sein

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