Hexenbrand
nur nicht in seiner unmittelbaren Nähe. Er hatte sich verteilt. Er schwebte auch über ihm, aber er schien aus der Tiefe aufgestiegen zu sein.
Unter ihm lagen keine Kellerräume, sondern die Garage. Sehr großzügig angelegt, das war auch im Rohbau zu erkennen. Viel musste dort nicht mehr getan werden. Die Wände sollten einen Anstrich bekommen, es musste noch was am Boden gemacht werden, und dann ging es um die Parktaschen, die ebenfalls eingezeichnet werden mussten. Ansonsten war die Tiefgarage okay, besonders wenn man sie als Versteck benutzen wollte.
Die Tiefgarage war von zwei Positionen zu betreten. Einmal über die Rampe und zum zweiten über eine Treppe, die ebenfalls schon fertig war.
Der Henker stand allein in diesem Bau. Er dachte nach, er ging nur nach dem Geruch und kam endlich zu dem Schluss, dass er ihn aus einer bestimmten Richtung erreichte.
Es wehte ihm von unten etwas entgegen. Also aus der Garage, und als er daran dachte, nickte er. Er würde wieder seine Zeichen setzen und dann …
Seine Gedanken brachen ab. Er ging die wenigen Schritte bis zur Tür und zog sie auf. Von unten her wehte ihm Zugluft entgegen. Er schmeckte auch den Staub, der in der Luft lag, und sah die hellen Stufen vor sich, die in recht engen Wendeln nach unten führten.
Er ging sie. Der Geruch blieb. Das freute ihn. Es war also nicht an eine Flucht zu denken. Da es kein Geländer gab, schabte er mit einer Hand über die Wand, die er als Stütze benutzte.
Sie war da.
Er würde sie brennen lassen.
Sie kannte ihn nicht. Sie wusste nichts von seiner Vergangenheit. Von seinem Hass gegen die Hexen, der auch in der Zeit des Fegefeuers nicht vergangen war.
Er wartete nicht länger und sah sofort am Ende der Treppe die Tür. Sie war schon eingebaut und sie war schwer. Er musste sich schon mit der Schulter dagegen lehnen, um sie öffnen zu können.
Der Henker hatte sich auch darauf eingestellt, gesehen zu werden. Er ging einen Schritt vor und hatte freie Sicht. Weil er nur ein Auge hatte, war sein Sehvermögen etwas eingeschränkt, und er musste den Kopf leicht drehen.
Wo steckte sie?
Er rechnete nicht damit, die Hexe schon beim ersten Hinsehen finden zu können, aber in diesem Fall hatte er Glück. In diesem recht großen Areal befand er sich nicht allein. Es gab noch eine zweite Person, die ihm den Rücken zudrehte, und er musste kein zweites Mal hinschauen, um sie als eine Frau zu identifizieren.
Die Hexe?
Ja, das musste sie sein. Es gab keine andere Möglichkeit. Noch immer wehte der Geruch in seine Nase. Jede Hexe gab ihn ab. Sie roch nach seiner Meinung nach Fleisch.
Die Person sah ihn nicht. Sie drehte ihm den Rücken zu. Bekleidet war sie mit einem langen Mantel, der wie ein dunkler Umhang über ihren Rücken fiel. Auf dem Kopf saß kein Hut und auch keine Kappe, so konnte er ihr kurzes graues Haar sehen.
Sie dachte gar nicht daran, sich umzudrehen, sie blieb weiterhin stehen und schaute nach vorn, als würde sie dort etwas Interessantes sehen.
Daran glaubte der Henker nicht, als er auf leisen Sohlen an sie heranschlich. Er musste sich nicht mal anstrengen, keine Geräusche zu verursachen, denn der Boden war schon gereinigt worden. Es lag nicht viel herum, was unter den Füßen knirschen konnte.
Immer näher kam er der Gestalt. Als er eine bestimmte Distanz erreicht hatte, hörte er die Stimme der Frau. Sie sprach mit sich selbst. Sie flüsterte etwas und hielt den Kopf leicht gesenkt, als wollte sie ein Hexengebet sprechen.
Er sagte nichts.
Er ging weiter.
Lautlos setzte er seine Schritte.
Er war der Tod oder das Verhängnis auf zwei Beinen, und er hatte auch sein Schwert gezogen. Erst als er die letzten beiden Meter ging, senkte er die Klinge so weit, dass sie mit der Spitze über den Boden schleifte, und das ging nicht lautlos über die Bühne.
Das hörte auch die Frau.
Sie fuhr herum.
Und sie stand plötzlich ihrem Mörder gegenüber!
***
Das schien sie zu wissen, denn ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Erschrecken zeichnete sich auf ihren Zügen ab, denn wer den Henker zum ersten Mal sah, der musste es einfach mit der Angst zu tun bekommen.
Das Alter der Person war schlecht zu schätzen. Jedenfalls lag es über fünfzig Jahre. Nur zeigte die Haut wenig Falten. Sie hatte noch immer den gesunden Farbton, den eine Haut aufwies, die viel der frischen Luft ausgesetzt war.
Der Henker nickte ihr zu. Dann sage er: »Hier bin ich!«
»Ja, ich sehe dich. Und wer bist du?«
»Dein
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