Hexengericht
erneut brüllend auf ihn zu. Er nahm drei oder vier Schritte Anlauf, stieß sich, kurz bevor sie zusammenprallten, ab, vollführte einen Salto über den Köpfen seiner Gegner und landete hinter ihnen. Noch bevor diese begriffen, was da soeben geschehen war, tötete Cumanus beide Männer durch einen Stich in ihren ungeschützten Nacken. Ohne zu schreien, fielen beide tot vornüber. Hämisch grinsend starrte Cumanus auf die erschütterte Gruppe am Höhleneingang.
»Gut«, stieß d’Aubrac hervor. »Der Bursche will es nicht anders. Befreit mich von dieser verfluchten Rüstung!« Sofort nahmen seine Männer ihm Helm, Brust- und Rückenpanzer, Arm- und Beinschienen ab. Nur das Kettenhemd mit der aufgesetzten Kapuze legte d’Aubrac nicht ab. »Wartet hier«, sagte er zu seinen Männern.
Cumanus hatte währenddessen geduldig gewartet. Erst als d’Aubrac schnaufend auf ihn zupolterte, kam Bewegung in den hageren Mönch.
Plötzlich erfüllte wütendes Krächzen die Höhle, und einen Herzschlag später flatterte ein Rabe über das Plateau herein. Er flog über Henris Kopf hinweg, über Cumanus und weiter zu d’Aubrac.
»Jetzt reicht es mir aber!«, tobte d’Aubrac. Er hob sein Schwert und sah dem Raben ruhig entgegen. Dann beugte er die Knie, holte kurz aus und spaltete den Raben der Länge nach. Die zwei Teile klatschten gegen die zerklüfteten Wände.
Fassungslos sahen Henri und Cumanus, was d’Aubrac mit dem Vogel gemacht hatte. Zum ersten Mal flackerte Unsicherheit, gar Angst in ihren Augen auf.
Nun war es Cumanus, der zum ersten Schlag ausholte. Er sprang in großen Schritten auf d’Aubrac zu. Die Schwerter der Kämpfer prallten klirrend aufeinander. Funken stoben davon. Cumanus versuchte, d’Aubrac niederzuringen, scheiterte jedoch an dessen mächtiger Gestalt und ungeheuren Kraft. D’Aubrac dagegen kostete es wenig Mühe, Cumanus Widerstand zu leisten, ihn gar in die Knie zu zwingen. Da stieß Cumanus seinen Schädel gegen d’Aubracs Nase, sodass dieser aufschrie. Cumanus wich ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang über d’Aubrac hinweg. Auf der anderen Seite holte er, d’Aubracs Hals im Blick, weit aus. Doch er hatte nicht mit der Erfahrung des alten Recken gerechnet. D’Aubrac ließ sich zur Seite fallen. Der kräftige Hieb fuhr an seinem Kopf vorbei. Cumanus fing den Schlag ab, drehte das Schwert und ließ es auf d’Aubrac niedersausen. Der Ritter machte eine halbe Drehung auf dem staubigen Boden, allerdings zu langsam für das Schwert des Dominikaners. Die Klinge traf d’Aubrac an der linken Schulter, schlug durch das Kettenhemd und riss eine lange Wunde. Doch d’Aubrac kümmerte sich nicht darum. Auf der Seite liegend, trat er zu wie ein Stier und traf das Knie des Dominikaners, das krachend zersplitterte. Cumanus stieß einen unmenschlichen Schrei aus. Auf dem unverletzten Bein humpelnd, schlug er auf d’Aubrac ein. Der konnte sich nur durch schnelle Drehungen retten. Es war unmöglich, unter den blitzartigen Hieben auf die Beine zu kommen. Schließlich lag d’Aubrac mit dem Rücken an der Wand. Es gab keinen Ausweg mehr. Cumanus lächelte kalt.
In diesem Augenblick löste sich Pierre von seinen Freunden und stürmte auf Cumanus los. Gerade als dieser sein Schwert zum letzten Schlag erhob, sprang Pierre ihm in den Rücken. Überrascht schrie Cumanus auf. D’Aubrac nutzte den Moment. Er rammte Cumanus sein Schwert tief in den Leib. Pierre wich zurück, dann raste Cumanus wild in der Höhle umher, unmenschliche Schreie ausstoßend. Gleichzeitig versuchte er, das Schwert aus seinem Bauch zu ziehen. Er taumelte um Henri herum, der ihn nur angewidert anstarrte, dann auf d’Aubrac und Pierre zu und dann zu Raphael und den anderen. Sie wichen aus, und Cumanus stolperte auf die Ritter zu. Einer von ihnen erbarmte sich. Er hob seinen Morgenstern und schmetterte ihn Cumanus auf den kahlen Schädel, sodass Blut und Hirn auf Kleider, Wände und Boden spritzten.
Pierre half dem stöhnenden d’Aubrac auf, und sie gingen zu den Freunden. »Ich habe meine Pflicht erfüllt, Bruder«, sagte d’Aubrac zu Raphael. »Nun seid Ihr an der Reihe.«
Raphael nickte und sah zu Luna. Sie nickte ebenfalls, und gemeinsam gingen sie auf Henri zu, der, vom Licht der Sonne in seinem Rücken bestrahlt, nur als Schatten zu erkennen war. Zehn Schritte von ihm entfernt blieben sie stehen. Sie sprachen kein Wort und rührten sich nicht, sondern starrten Henri nur unverwandt an.
Nach einer Weile schien Henri
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