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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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»Was ist mit dir?«, fragte er.
    »Ich sehe den Aufgang«, sagte sie mit aufgeregter Simme. »Es ist ganz nah. Hier durch, dann links und wieder geradeaus.«
    »Verlieren wir keine Zeit«, sagte Raphael und rannte in den mittleren Gang.
    Dreißig Schritte später standen sie vor zwei Abzweigungen. Sie nahmen die linke und hetzten weiter.
    Dann erblickte Raphael die dunkle Öffnung im Fels. Der rettende Aufgang zur Burg. Sie hatten es tatsächlich geschafft!
    Einen Herzschlag später tauchten viele Mönche vor ihnen auf. Und allen voran schritt kalt lächelnd Cumanus.
    »Wir können das Loch noch erreichen!«, rief Raphael. »Lauf, mein Kind! Lauf!«
    Tatsächlich erreichten sie kurz vor Cumanus den Aufgang. Mit fliegenden Kutten stürmten sie die Stufen hinauf.
    »Obacht, Raphael!«, rief Luna.
    Zu spät. Raphael prallte gegen ein metallisches Hindernis, das ihn rücklings auf den kalten Felsboden warf.
    Benommen massierte Raphael seinen schmerzenden Schädel. Was in Gottes Namen war das gewesen? Es war die riesige Gestalt eines Ritters in voller Rüstung.
    Cumanus und die Mönche sahen den Ritter, blieben stehen und rannten in entgegensetzter Richtung davon.
    Der Ritter hob sein mächtiges Schwert. »Freund oder Feind?«, fragte er Raphael.
    Raphael hob die Arme. »Bei Gott!«, rief er. »Das müsste ich Euch fragen!«
    Da ließ der Ritter das Schwert sinken und lachte dröhnend.
    Weitere Ritter drangen in das Gewölbe ein. Sie waren kaum kleiner und schmächtiger als ihr Anführer.
    Plötzlich sah Raphael Jeanne im Schacht auftauchen und auf ihn zulaufen. »Jeanne!«, rief er überrascht.
    Gleich darauf sprang Pierre in das Gewölbe. Er sah Luna neben dem Schacht und kümmerte sich um sie.
    »Bruder Raphael«, hauchte Jeanne und drückte ihren Kopf an seine Wange. »Wir dachten, Ihr und Luna wäret längst tot.«
    »Einen Moment lang«, presste er hervor und blickte den Ritter an, der ihm um ein Haar das Genick gebrochen hätte, »habe ich es mir sogar gewünscht. Wer in Gottes Namen ist dieser Kerl?«
    »Sein Name ist Maurice d’Aubrac«, erklärte Jeanne. »Er und seine Männer sind Freunde von Luna und Pierre. Sie sind gekommen, uns zur Seite zu stehen.«
    Die letzte Benommenheit abschüttelnd, streckte Raphael ihr seine Hände hin. »Helft mir hoch.«
    Kaum stand Raphael wieder auf den Beinen, schlug ihm eine eisenbeschlagene Hand auf den Rücken. »Ihr seid wohl der Mönch, von dem der junge Pierre sprach«, dröhnte d’Aubrac. »Meine Männer und ich stehen fortan unter Eurem Befehl. Was gedenkt Ihr nun zu unternehmen? Sollen wir die Wahnsinnigen hier unten aus ihren verfluchten Kutten prügeln?«
    »Um Himmels willen!«, rief Raphael aus. »Verschont die Mönche. Sie sind unbewaffnet. Es sind nur zwei Männer, die wir suchen. Der eine ist an seiner schwarzen Robe und an der Tiara leicht zu erkennen. Der andere … nun, Ihr werdet es merken, wenn er vor Euch steht. Ich glaube, sie sind dort entlang.« Er zeigte den Gang hinunter, wo er Cumanus kurz vor dem Zusammenprall mit d’Aubrac zuletzt gesehen hatte.
    »Nein«, sagte Luna, und alle Augen richteten sich auf sie. »Er ist irgendwo auf der anderen Seite.«
    »Dann führe uns zu ihm«, sagte d’Aubrac und tätschelte sanft Lunas Kopf.
    »Ich hoffe, ich bin in der Lage dazu.«
    »Was denn?«, entfuhr es d’Aubrac. » Du kannst gewiss Wunder vollbringen!«
    Luna lächelte gequält und lief los. Raphael, Pierre und Jeanne hielten leicht mit ihr Schritt. Die Ritterhorde polterte etwas langsamer hinterdrein.
    An jeder Abzweigung blieb Luna stehen und schloss die Augen. Schließlich entschied sie sich für einen Weg, und weiter ging es durch die Gewölbe. Gelegentlich kamen ihnen Mönche entgegen, die aber beim Anblick der Gruppe schreiend Reißaus nahmen. Raphael vermutete, dass sie alle hinauf in die Burg laufen und in den Wald fliehen würden. Eine Gefahr stellten sie keineswegs mehr dar.
    Vor einem Götzenbild blieb Luna unvermittelt stehen. »Sie bewegen sich nicht mehr«, sagte sie.
    »Henri und Cumanus?«, fragte Raphael.
    Sie nickte. »Ich kann es nicht genau sehen, aber sie sind in einer Höhle, deren eine Wand grell erleuchtet ist. Als stünden sie vor der Sonne.«
    »Vor der Sonne?«, echote Jeanne. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich beschreibe nur, was ich sehe«, antwortete Luna.
    »Weißt du, wo diese Höhle ist?«, fragte Raphael.
    Luna schloss die Augen. »Ich glaube schon. Es ist nicht mehr weit.«
    »Hat Henri die Rollen bei sich?«,

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