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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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schließlich am Rande des Römerbergs wiederfanden. Erst im letzten Moment konnte Magdalena einem Knecht ausweichen, der ein Weinfass aus einem Hoftor rollte. Dabei stieß sie Eric gegen einen entgegenkommenden Mann. Wütend entrüstete sich dieser. »Pass gefälligst auf!«
    Doch als der Mann erkannte, wer ihn angerempelt hatte, verzog sich seine erboste Miene zu einem erfreuten Lachen. »So ein Zufall! Eric! Was machst du hier?« Schon breitete er die Arme zum Willkommensgruß aus.
    Statt in ebensolche Freude auszubrechen wie sein Gegenüber, rang sich Eric nur ein wohlwollendes Lächeln ab. Neugierig wartete Magdalena, dem Fremden vorgestellt zu werden. Eric aber schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben. Der Fremde war nicht ganz so groß, dafür kräftiger gebaut als er. Der Kleidung nach mochte er ein ähnlich erfolgreicher Kaufmann sein: Die Kniehosen und der Rock waren aus feinstem Tuch gearbeitet, das Hemd unter dem Wams war von weißer Seide und elegantem Schnitt. Kurz lupfte er den modischen Spitzhut zum Gruß. Hellbraune Locken, die von ersten Silberfäden durchzogen waren, blitzten darunter hervor. An den Schläfen lichtete sich die Pracht allerdings deutlich. Daraus schloss Magdalena, dass er einige Jahre älter war als Eric. Die ordentlich gestutzten Barthaare zeigten sich von ebenso lichtem Braun wie das Haupthaar, selbst die Augen schienen von der gleichen Farbe. Das Auffälligste an dem Mann aber war seine Nase. Einem gewaltigen Erker gleich, ragte sie weit aus dem Gesicht.
    »Vinzent!«, rief Eric endlich aus. »Welch Überraschung, dich hier zu treffen.« Er schaute auf Magdalena und schien sich erst jetzt wieder an ihre Anwesenheit zu erinnern. Offenkundig suchte er nach passenden Worten, sie vorzustellen. Es zuckte um seine Mundwinkel, oberhalb der Nasenwurzel gruben sich zwei steile Falten ein. Als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte sie ihm aufmunternd zu. Verlegen hüstelte er in die Faust, um schließlich zu erklären: »Das ist meine Gemahlin Magdalena.«
    Sie stutzte. Nie zuvor hatte er sie als seine Ehefrau ausgegeben. Seit längerem sprachen sie zwar voneinander als Eheleuten, waren aber noch immer nicht rechtmäßig miteinander verheiratet. In all den Aufregungen nach dem Friedensschluss von Münster und dem dadurch ermöglichten Wiedersehen hatten sie einfach nicht die Zeit gefunden, das Eheversprechen vor Gott und aller Welt abzulegen.
    »Wie schön, endlich Eure Bekanntschaft zu machen, Verehrteste.« Steinacker lupfte abermals den Hut und verbeugte sich tief. Der Blick seiner hellbraunen Augen glitt neugierig über ihre zierliche Gestalt. »Ich bin übrigens ebenfalls in Begleitung meiner Angetrauten.« Er winkte eine hochgewachsene Frau herbei, die nicht weit entfernt an einem Stand mit Büchern stand. »Adelaide, komm her und sieh, wen ich im Getümmel aufgespürt habe.«
    So schnell, wie sie daraufhin das Buch in ihrer Hand zuklappte und zur Seite legte, konnte sie unmöglich in die Lektüre vertieft gewesen sein. Magdalena war sich gewiss, dass die schwarzhaarige Adelaide das unverhoffte Aufeinandertreffen die ganze Zeit schon aufmerksam beobachtet hatte.
    Als sie näher kam, musterten die beiden Frauen einander unverhohlen. Die makellose Schönheit der Fremden erfüllte Magdalena mit aufrichtiger Bewunderung. Adelaides Augen waren nahezu ebenso schwarz wie ihr Haar, das sie züchtig mit einer hellen Haube aus durchbrochener Spitze bedeckte. Den Verlauf der hohen Wangenknochen hatte sie durch leichten Puder betont, ebenso waren ihre Lippen dunkelrot geschminkt. Umso heller strahlte ihre makellose weiße Haut. Kerzengerade ragte der lange Hals empor. Der weite Ausschnitt des dunkelgrünen Damastkleids ließ der Vorstellungskraft des Betrachters genügend Raum, sich die gelungene Form der Brüste auszumalen. Trotz der beeindruckenden Körpergröße waren Adelaides Bewegungen äußerst grazil. Huldvoll nickte sie Eric zu und reichte Magdalena die schlanke Hand. Dabei spitzte sie kurz die Lippen. Ihrer Mimik war nicht zu entnehmen, welchen Eindruck Magdalena auf sie machte. So schön sie war, genügte Magdalena ein Blick auf Eric, um zu wissen, dass sie ihn gefahrlos mit dieser Frau allein lassen konnte. Die so offen zur Schau gestellten Reize prallten an ihm ab. Dennoch wich er Adelaides Blick verlegen aus.
    Magdalena kam nicht dazu, sich länger darüber zu wundern, da Adelaide das Wort an sie richtete. »Es scheint, als hätten unsere Männer nicht damit gerechnet, dass wir uns

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