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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Gewohnheiten hängt – trotzdem blieb ich an der roten Ampel brav stehen, ich brachte es einfach nicht fertig, dieses Symbol zu übertreten.
    Ganz anders der schwarze Porsche, der hinter mir auftauchte. Er verlangsamte noch nicht einmal die Fahrt, sondern fuhr mit einem Schlenker links an mir vorbei. Und ich sah im Fenster auf der Beifahrerseite ein weißes Gesicht, das verächtlich zu mir herüberschaute.
    Xenia? In der Tat, Xenia! Und den schwarzen Porsche kannte ich auch, oder sagen wir mal, es gab sicher nicht soviele Fahrzeuge dieser Marke und Farbe mit dem hiesigen Kennzeichen und der 666 im Nummernschild. Was immer Rüdiger damit aussagen wollte.
    Eine interessante Kombination, schloss ich für mich. Die Ampel schaltete auf Grün, und ich fuhr an. Interessant auch, wo Rüdiger das Geld her hatte, um sich so ein teures Auto zu leisten. Das wunderte ich mich mal wieder. Meines Wissens hatte er außer dem Trainer-Job im Studio keine andere Tätigkeit. Aber wahrscheinlich gehörte er zu den gängigen Großmäulern, die jemand mal so treffend beschrieben hatte: »Keine Wurst im Kühlschrank, aber ’nen großen Schlitten fahren!«
    Als ich vor dem Haus einparkte, war alles dunkel. Auch des Herrn Nachbarn BMW war fort. Heute morgen war er mit uns zusammen aus dem Haus gegangen, einen Kleidersack über dem Arm. Vielleicht eine Wanderbaustelle? Wenigstens hatte er keinen Anlass gehabt, irgendeine weitere Kleinigkeit aus unserem Zusammenleben zu kommentieren. Auch nicht meine morgendliche Auseinandersetzung mit Micki, die ziemlich lautstark verlaufen war.
    Ich trat leise ein und schlich die Treppen nach oben. Bevor ich in mein Schlafzimmer ging, öffnete ich noch einmal vorsichtig die Tür. Micki lag, wie das so ihre Art war, verknotet mit ihrer Bettdecke und zwei Schmusekissen im Bett und atmete regelmäßig. Ich trat näher und sah auf das ruhige, junge Gesicht, auf das das Licht des vollen Mondes fiel.
    Ich liebe meine Tochter.
    Und sie blinzelte mich verschlafen an. »Bist du noch böse, Mam?«
    »Nein, Mausebärchen. Kein bisschen. Schlaf gut und träum einen schönen Traum.«
    »Du auch.«
    Lächelnd ging ich aus dem Zimmer. Manchmal überrascht mich, wie sehr es Micki trifft, wenn ich mit ihr schimpfe. Dabei war der Anlass eigentlich ein geringfügiger gewesen. Micki hatte die Inline-Skates heute haben wollen, obwohl es vereinbarungsgemäß mein Tag gewesen wäre. Und sie hatte vor der Haustür etwas rumgezetert: »Nächste Woche soll es regnen, und dann kann ich wieder nicht fahren. Und wir wollten uns heute treffen.«
    »Wer ist wir?«
    »Ein paar aus meiner Klasse. Wir wollten in den Park fahren.«
    »Und Sprünge üben. Micki, du weißt, dass ich das nicht gut finde. Und außerdem hatten wir die Skates nur unter der Voraussetzung gekauft, dass wir uns sie teilen.«
    »Ach, Mensch, warum kann ich keinen eigenen haben!«
    »Micki, weil ich ein Haus für uns beide gekauft habe. Darum sind eben manche Extras nicht drin.«
    »Wenn ich doch bloß selbst Geld verdienen könnte. Dann müsste ich mir dein Gejammer mit dem Sparen nicht immer anhören.«
    »Du bist ein kleines bisschen ungerecht, meinst du nicht auch?«
    »Und du bist geizig. Du gönnst mir nichts. Und außerdem sind mir die Skates eine Nummer zu groß. Ich brauchte welche in achtunddreißig! Mit den dicken Socken kann man nicht richtig fahren.«
    »Es langt, Micki. Heute bekomme ich die Skates, und du fährst Fahrrad!«
    Es lag mir gar nicht mal so viel daran, die Skates zu benutzen, es ging mir um das Prinzip. Micki maulte zwar, aber schickte sich drein.
    Nachmittags hatte ich sie dann nur ganz kurz zu Gesicht bekommen, und am frühen Abend war ich weggegangen. Dabei hatte ich dann keine Gelegenheit mehr gehabt, die Sache zu bereinigen. Aber wie es schien, hatte meine Tochter von alleine eine höhere Einsicht gehabt. Und ganz selbstverständlich war ich ihr nicht böse. Wenn ich ja nicht schon ein Geburtstagsgeschenk für sie gehabt hätte – eines, das sie sich noch glühender wünschte, als die Skates –, hätte sie die ja auch bekommen. Aber die Gitarre war wirklich teuer, und beides zusammen ging eben nicht.
    Obwohl, wenn Micki sich wirklich etwas wünscht …
     
    Es regnete, als ich aufwachte. Endlich. Der Spätsommer war sehr trocken gewesen und der Übergang zum Herbst warm. Allerdings bangte ich ein wenig um Mickis Grillparty, auchwenn Ende September durchaus noch schöne Tage zu erwarten waren. Die kleinen Kätzchen waren inzwischen so

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