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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weit, dass sie Kinderkatzenfutter schlecken konnten, und Freia war schon häufiger mal außer Haus gewesen. Ich bezweifelte ja, dass sie bei uns bleiben würde, wenn die Kitten entwöhnt waren. Aber Micki bestand darauf, dass zwischen ihr und der alten Katze ein enges Band bestand und sie deshalb zumindest in unserer Nähe bleiben würde. Mir war das recht, solange Micki sich um den Tierpark kümmerte, was sie auch gewissenhaft tat.
    Daneben bereitete sie in dieser Woche ihre Party vor. Es war ein glücklicher Umstand, dass sie in diesem Jahr an einem Samstag Geburtstag hatte. Vierzehn Personen würden wir sein, wobei sie mich großmütig mitzählte. Wir entwarfen für den verwöhnten Teeny-Gaumen ein wetterfestes Menü, das in seinen wesentliche Bestandteilen aus gegrillten Hühnerschenkeln bestand, die in unserer selbsterfundenen Spezialmarinade eingelegt werden würden. Die Samstagnacht würde für Vampire ein Alptraum werden. Dazu gab es alle Arten von Salaten, Knoblauchbrot und zur Krönung flambierte Ananas mit Honigsauce. Wenn es aus Kübeln gießen würde, könnte auch alles in der Küche zubereitet werden. Das Wohnzimmer musste sowieso umgeräumt werden.
    In diesem ganzen Trubel gab es nur am Donnerstag eine Misshelligkeit. Nach zehn Uhr abends hub wieder einmalnebenan dieses unmögliche Gelärme an. Harburg selbst war wohl immer noch unterwegs und verlegte Leitplanken oder so etwas, jedenfalls schien Xenia allein zu Hause zu sein und nutzte die Ungebundenheit weidlich aus. Es war grauenvoll.
    »Mam, können wir nicht irgendetwas tun?«
    »Was soll ich machen? Glaubst du, dass die wüste Schwester ans Telefon geht, wenn ich anrufe? Das Klingeln hört sie doch gar nicht.«
    »Versuch’s wenigstens mal.«
    Ich tat es, aber mit dem erwarteten Erfolg.
    »Ich könnte auch rübergehen«, schlug ich todesmutig vor.
    »Vergiss es. Die Türklingel wird sie genauso wenig hören.« Micki zuckte resigniert mit den Schultern. »Ich werde wieder zur Watte greifen! Wahrscheinlich ist sie sowieso sturzbesoffen und kriegt nichts mehr mit.«
    Ich schloss mich dieser Meinung an, und wir beide griffen zum Wattebeutel. Aber ganz ausblenden konnte das Zeug den Lärm nicht.
    Indes hatten auch andere Anwohner ihren Spaß an dem Krawall, und irgendeine mitfühlende Seele hatte schließlich die Polizei angerufen. Wie es den Beamten gelungen war, den Lärm abzustellen, weiß ich nicht, aber irgendwann war Ruhe, und das weiß-blaue Auto fuhr vor dem Haus weg.
    Aber den Anpfiff für den Polizei-Einsatz sollte ich bekommen.
    Wenigstens herrschte für den Rest der Nacht Ruhe, und ich versank in tiefen Schlaf.

 
    Die Mondsichel, ein dünner, zierlicher Bogen zwischen den Goldtupfen der Sterne, ließ den silbernen Becher aufleuchten und spiegelte sich in dem klaren, frischen Wasser, das ihn bis zum Rand füllte.
    Auf leisen Schwingen glitt der schwarze Vogel herbei, lautlos mit den Flügeln schlagend. Und als er über dem Becher schwebte, verdunkelte sein Gefieder den Sichelmond. Das Silber wurde stumpf, das Wasser kräuselte sich im Luftzug der Federn.
    Mit scharfen Klauen klammerte sich der Vogel am Rand des Bechers fest und beugte seinen struppigen Kopf. Mit ruckartigen Bewegungen schlug der Schnabel in das Nass, die Oberfläche zerbarst in Lichtsplitter, während er gierig trank.
    Und so leerte sich der Becher bist fast zur Neige, als sich endlich der Vogel aufschwang und mit einem misstönenden Krächzen in den nächtlichen Himmel flog.
    Der Becher aber war schwarz angelaufen, stumpf sog das Silber alles Licht des mageren Mondes auf.
    Und erst als der dunkle Nebel das matte Metall befeuchtete, begann es milde zu glänzen, und das Wasser stieg wieder bis an den Rand.
    Als sich die Morgensonne in dem Silber glühend spiegelte, war es, als sei nichts geschehen.
     
    Ich hatte so tief geschlafen, dass ich Mühe hatte, mich aus dem Schwarz meiner Träume zu befreien. Es fiel mir schwer, mich in meinem Bett, ja, in meinem Körper zurechtzufinden. Wahrscheinlich bekam mir der Ärger zu später Stunde nicht. Mühsam quälte ich mich aus dem Bett und brauchte einige Zeit und Kraft, mich auf mein normales Maß an Lebensfreude zu bringen. Was bis zum frühen Nachmittag anhielt.
    Alexander Harburg, der am Freitagmittag wieder aufgetaucht war, hatte von seiner Schwester einen nicht ganz lückenlosen Bericht der Ereignisse erhalten und wurde anschließend bei mir vorstellig.
    »Guten Tag, Frau McMillen«, grüßte er mich, als ich die Haustür

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