Hexenkatze - Roman
schönes Wetter haben. Mam …«
Es klang mir in den Ohren wie eine Aufforderung. Ich ignorierte sie.
»Mam, ich wünsche mir schönes Wetter.«
»Ja, mein Kind. Wenn sich jeder das Wetter wünschen könnte, was er haben möchte, was meinst du wohl, wie das auf der Welt aussehen würde?«
»Aber ich kann’s mir doch wünschen.«
»Wünschen kann man sich viel. Aber gut, Micki. Tu, was du willst.«
Der Samstag weckte mich mit einem Sonnenstrahl, der durch mein Schlafzimmerfenster fiel. Ich sah auf den Wecker – er war kurz vor dem Klingeln. Zufrieden streckte ich mich aus und stellte ihn ab. Dann zog ich die Kisten mit den Geschenken aus dem Schrank hervor und brachte sie leise nach unten. Dort deckte ich den Wohnzimmertisch mit Kerzen – vierzehn Stück, rot – und Blumen – späte Rosen in allen Farben und Herbstastern in allen Blautönen. Es wirkte fröhlich und farbenprächtig. Dann legte ich dieverpackten Geschenke auf den Tisch. Mein Vater hatte ein Päckchen geschickt, Jerry ebenfalls und auch meine beiden Tanten.
Die Gitarre war wirklich ein Treffer. Micki hielt sie völlig verzückt in den Händen.
»Dazu gehört noch etwas, Micki.« Ich wies auf den Umschlag auf dem Tisch. Vorsichtig lehnte Micki das Instrument gegen den Sessel und öffnete ihn. Ich hatte mit einem Gitarren-Lehrer zehn Kurse vereinbart.
»Bei Thomas! Whow!«
Das Glänzen in den Augen meiner Tochter rührte mich tief. Anschließend stand ich einige Minuten lang kurz vor dem Erstickungstod. Als sie mich endlich wieder freigab, klapste ich ihr auf den vierzehnjährigen Hintern und schickte sie in die Küche zum Frühstücken.
Der morgendliche Sonnenschein hielt an, und wir bereiteten gemeinsam das Party-Futter zu. Micki hatte von Kevins Eltern eine Lichterkette ausgeliehen, die wir zwischen den Bäumen anbrachten. Mittags brachten andere Eltern Klappbänke und -tische vorbei.
Und dann geschah noch ein kleines Wunder. Wir waren gerade dabei, die Tische zu decken, als Harburg um die Terrassenmauer schaute. Mit dem üblichen grimmigen Gesicht. Ich holte schon mal tief Luft, aber es geschah nichts weiter, als dass er auf Micki zuging und sich höflich verbeugte.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Michaela. Oder sollte ich besser ab heute Frau McMillen zu Ihnen sagen?«
Meine Micki wurde rot. Dieser Mann!
»Och nööö. Nein, besser nicht. So erwachsen bin ich doch noch nicht.«
»Nein? Dann ist ja gut. Dann freuen Sie sich vielleicht auch noch über mein Geschenk.«
Ein Geschenk, wahrhaftig. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus.
Micki auch nicht, denn Harburg kam mit einer riesigen Kiste an. Ich ahnte plötzlich, was sie enthielt. Und meine redselige Tochter rang einen relativ langen Zeitraum mit den Worten, als sie die Skates ausgepackt hatte.
Was das Erfüllen von Mickis Wünschen anbelangte, war ich mal wieder um eine Erfahrung reicher geworden.
Aber das sagte ich ihr nicht.
»Der Schorsch kann richtig nett sein, Mam«, flüsterte Micki später, wohl um zu vermeiden, dass der besagte Schorsch das durch die Wände hörte.
»Vielleicht hat er auch nur ein schlechtes Gewissen, weil er mich gestern wieder so angepfiffen hat. Es wird sich zeigen, ob es anhält.«
»Du bist misstrauisch. Und du magst ihn nicht.«
»Dich kann man ja mit einfachen Geschenken bestechen.«
»Kann man nicht.«
Unser Geplänkel wurde unterbrochen, weil die ersten Gäste eintrafen. Allen voran Kevin Knopfloch mit einem gewaltigen Blumenstrauß und einem kleinen Päckchen.
Ich hielt mich im Hintergrund und sorgte für das reibungslose Funktionieren der Infrastruktur. Einmal sah ich Tobi, der sich in das Wohnzimmer verzogen hatte und sehnsuchtsvoll über die Saiten der Gitarre strich. Da er aber das Instrument mit offensichtlicher Sachkunde hielt, griff ich nicht ein.
Für Freia war es ebenfalls ein Festtag. Die Grautigerin strich erfolgreich um alle möglichen Beine und erbettelte sich Leckerbissen. Irgendwann fand ich sie mit kugelrundem Bauch in ihrem Körbchen schnarchen, desinteressiert an dem Geschehen in dieser Welt.
Es war eine angenehme Nacht, wenn auch schon etwas kühl, aber das machte Mickis jugendlichen Gästen offensichtlich nichts aus. Sie tanzten auf der Terrasse, aßen Unmengen, diskutierten und lachten.
Ich stand in der Küche und wusch schon mal ein paar Teller ab, als plötzlich Stimmen laut wurden. Und schon kam Micki hereingestürzt.
»Mam, Mam, Berni und Reza streiten sich.«
»Na und? Das kann schon
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