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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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zischte und blubberte, wo Holly sie berührte, zuckte zurück und bewegte sich sogar noch von ihr weg, als sie sich bereits in Nichts auflöste. Holly drückte ihre Stirn auf die harten Bodendielen und streckte sich flach auf ihnen aus, um eine möglichst enge Verbindung zu dem physischen Haus einzugehen. Sie musste die Kraft an irgendetwas abgeben. Energie tobte durch ihren Leib, viel zu viel, als dass die Magie des Hauses ihrer hätte Herr werden können. Verstohlen blickte Holly auf und sah, dass der schwarze Bach zu einer verdampfenden Pfütze zusammengeschrumpft war.
    Nun steckte das Glühen in den Wänden, ein schwaches Summen, das durch die Luft wehte. Holly spürte, wie das Gebäude erbebte, als die Wucht seine Grundmauern erreichte. Das Vibrieren hallte in ihrem Körper wider, was sich befremdlich vertraut anfühlte. Holly konzentrierte sich auf ihre Sinne. Ja, die Stimmen im Haus waren totenstill. Nichts als Ruhe. Sie waren fort, erloschen.
    Trotzdem ließ Holly ihre Energie weiterfließen, um sicherzugehen. Sie hatte schon einige Horrorfilme gesehen, und dieses Haus sollte keine Fortsetzung bekommen.
    Als das Schwindelgefühl einsetzte, war sie froh, dass sie bereits lag. Die Tränen der Erleichterung trockneten, sowie sie ihre heißen Wangen erreichten. Sie hob eine Hand und betrachtete fasziniert das Licht unter ihrer Haut.
Gütige Göttin, ich glühe immer noch!
    Es war nicht vorbei. Ihre gebrochene Kraft anzuzapfen, forderte seinen Preis. Hollys Leib spannte sich an. Ihr Herz stotterte wie eine Trommel, die einen Hügel hinabkullerte. Sie zog ihre Knie an, rang nach Atem, doch ihre Lunge war wie versteinert.
Keine Luft, keine Luft!
    Schweiß rann ihr übers Gesicht. Kaum verblasste das Glühen, setzte das große Zittern ein. Keuchend japste sie nach Luft, während ihr Überlebensinstinkt die Energie niederrang und wieder in ihr einschloss.
    Gerade als sie dachte, das Gröbste wäre überstanden, holten die Nachwirkungen sie in Form einer solch profunden Angst ein, dass sie durch ihre sämtlichen Glieder peitschte. Holly schrie ein tonloses Wort – welches, wusste sie nicht – und rollte sich zusammen.
    Ich habe gewonnen. Mir ist hundeelend.
    Holly schluchzte vor Schmerz.
    Das war der Grund, weshalb sie sich sonst nur Pipifaxgeister vornahm.

[home]
4
    J edes Zeitgefühl war Holly abhandengekommen. Sie konnte nicht sagen, ob seit dem Entschleimen des Höllenhauses ein, zwei oder mehr Stunden vergangen waren.
    Stumm hockte sie auf der Bordsteinkante vor dem Haus und beobachtete, wie die Krankenwagen die Straße füllten und die ganze Aufregung noch um eine Light-Show sowie den Chor der Sirenen erweiterten. Polizisten standen in einer Traube auf dem Rasen zusammen und übernahmen nun, was sie mittlerweile als Tatort ansahen. Ein paar Wagenlängen rechts von Holly luden Sanitäter das letzte bewusstlose Opfer in einen Krankenwagen.
    Sie war allein. Ben wurde von Rettungskräften versorgt, und Raglan, der den Notruf gewählt hatte, wurde von der Polizei befragt. Wo Alessandro steckte, ob er womöglich schon gegangen war, wusste Holly nicht. Sie musste mit allen dreien reden – nicht zuletzt mit Raglan, von dem sie den Rest ihres Honorars kassieren wollte –, aber wo immer sie hinging, schien sie im Weg zu sein. Also war es das Beste, sie harrte einfach wie ein Stück Sperrmüll am Gehwegrand aus und wartete, bis die Lage sich ein bisschen beruhigt hatte.
    Schmerzmittel kursierten munter durch ihre Adern und dämpften die Nachwirkungen des Adrenalinschubs. Die Sanitäter hatten sie sich angesehen, doch was konnten sie schon gegen metaphysische Verletzungen ausrichten? Die Medizin war schlicht noch nicht auf übernatürliche Patienten eingestellt. Folglich bestand die Lösung der Rettungskräfte in zwei kleinen grünen Gelkapseln – die gleichen, die Holly auch bei Migräne nahm – und einer Flasche Wasser. Aber immerhin hatte das Bistro ein Stück weiter heißen Kaffee für alle gebracht. Wenn dies hier vorbei war, würde sie zurückkommen und die dortige Nachtschicht mit einem Glückszauber versehen.
    Holly versuchte, sich mit der Hand durch ihr Haar zu fahren, doch das war steif von getrocknetem Schleim und Schweiß. Sie stank bestialisch. Wäre sie eine Socke, würde sie sich in den Müll schmeißen.
    »Miss Carver?«
    Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, schrak sie zusammen. »Was? Entschuldigung. Ja?«
    »Detective Macmillan.« Der Mann streckte ihr ein Klemmbrett hin. »Sie müssten

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