Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
vollständig.
    Ein Dämon?
Diese Art wies zahlreiche Unterarten auf, von denen jede ihre eigenen Fressgewohnheiten hatte, und diese wiederum waren eine scheußlicher als die andere.
    Alessandro schüttelte sich, und er bekam eine Gänsehaut unter seiner Woll- und Lederkleidung. Keine Macht auf Erden, und weder darüber noch darunter, hätte ihn dazu bringen können, einen Dämon in seiner Stadt zu dulden! Es hätte die Gefahr bestanden, dass er den Campus in eine tote Einöde verwandelt – ja, ganz Fairview. Alessandro hatte Dämonen in Aktion gesehen. Das war Stoff für Albträume, selbst für Vampire.
    Jag ihn! Töte ihn!
    Alessandros Herz fing erneut zu schlagen an, ein sicheres Zeichen für Stress. Der Geruch in diesem Zimmer war widerlich, so dass er sich räuspern musste.
    Hör auf, mit deinen Reißzähnen zu denken!
    Die Zeit wurde knapp. Er hörte, wie das geschäftige Treiben draußen zunahm. Bald wäre die Polizei im Haus, die alles mit Lärm und Menschengerüchen verschmutzte. Er bückte sich und suchte nach weiteren Hinweisen. Da war er wieder, der Gestank. Er wippte auf seine Fersen zurück und strengte sich so sehr an, den Geruch zuzuordnen, dass sein Schädel brummte. Er nahm Vampir wahr mit einer Beinote von … was?
    Wer ist das? Wer wagt es, in meinem Hoheitsgebiet zu jagen?
    Das Mädchen auf dem Boden sah im schmutzigen Lichtschein beklemmend hilflos und einsam aus. Es war keinen guten Tod gestorben. Der Körperlage nach war sie anscheinend hingeworfen worden. Sie hatte eine Hand erhoben, als hätte sie versucht, ihr Gesicht im Sturz zu schützen.
    Vampire waren nicht sanft, aber dieses Ausmaß an Gewalt war untypisch für sie. Das Mädchen hätte schon gestorben sein können, bevor es ausgesaugt wurde. Menschen waren so zerbrechlich.
    Alessandro neigte seinen Kopf und sah etwas Glitzerndes in der erhobenen Hand des Mädchens. Er wagte nicht, sie anzufassen, denn Vampire hinterließen genauso Fingerabdrücke wie Menschen. Also zog er einen Stift aus seiner Tasche und löste damit das Objekt aus den starren Fingern. Klimpernd fiel es zu Boden. Alessandro schob es mit dem Stift näher zu sich, bis er erkennen konnte, was es war.
    Und ihn eiskalte Furcht überkam. Dieser runde flache Metallgegenstand war ihm allzu vertraut, besaß er doch selbst einen identischen. Sein Vorfahr hatte ihn ihm vor Jahrhunderten geschenkt.
    Die Kupferscheibe war ungefähr so groß wie ein Vierteldollar, alt und abgerieben an den zerkratzten Rändern. Auch die Prägung war abgewetzt, aber Alessandro konnte immer noch Orpheus erkennen, den Helden der griechischen Mythologie. In einer Hand hielt er eine Lyra, die andere ruhte auf dem Kopf eines Löwen.
    Der Sage nach sang Orpheus so lieblich, dass wilde Tiere weinten, und sein Gesang war so mächtig, dass er sicher durch die Unterwelt wandern konnte, weil er sogar den Totengott bezauberte.
    Vampire ließen das Orpheuszeichen als Segen zurück, als Gabe, die ihrer Beute eine friedliche, sichere Reise bescheren sollte. Es handelte sich um ein Ritual, das Alessandro allerdings seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatte. Die Münzen waren eine Rarität, und die in der Hand des Mädchens stammte aus dem Mittelalter.
    Ich suche also jemanden, der schon sehr alt ist.
    Vor Sorge kribbelte seine Haut. Vor Sorge und dem Drang, die Herausforderung anzunehmen. Er hob die Münze auf und steckte sie mit seinem Stift zusammen ein.
    Dann stand er auf und blickte aus dem kleinen schmutzigen Fenster. Die Nacht draußen raschelte und glitzerte. Eine Windböe trieb trockenes Laub und kleine Zweige über die Lichter des Campus. Gleich nebenan befand sich die Universität, ein Stück weiter, auf demselben Gelände, das Community College. Er konnte den Uhrturm und die Neonlichter der Studentenvereinigung sehen. Und überall leuchteten die kleinen Pünktchen, die Tausende menschlicher Körper aussandten.
    Warum kommt ein Ewiger in meine Stadt und fordert mich heraus?
    Ein neues Geräusch unterbrach seine Gedanken. Schwere Männer in schweren Stiefeln trampelten die Treppe hinauf. Die Polizei war da. Der Blendzauber war gebrochen.
    Ich bin ein Vampir neben einer ausgebluteten Leiche. Das kann gar nicht gut ausgehen.
    Alessandro machte das Licht aus und schloss die Tür. Auf diese Weise gewann er ein bisschen Zeit, mehr nicht. Er kehrte an das Fenster zurück und zog an dem alten Schieberahmen. Er war mit Farbe zugeklebt. An den Schrittgeräuschen war deutlich zu erkennen, dass der erste Polizist

Weitere Kostenlose Bücher