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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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überhaupt, mach dir nichts daraus, wenn er manchmal etwas spröde ist, Männer sind so, er ist trotzdem stolz auf dich, garantiert, tschüschen!« In ihrer ersten Ehe war Juliane sehr ruhig gewesen, so hatte Anna sie kennengelernt. Ein Jahr nach dem Tod von Tills Vater hatte die Schwiegermutter einen acht Jahre jüngeren Mann geheiratet, seitdem neigte sie zu solch sprunghaften Reaktionen.
    Geschafft klappte Anna das Telefon zu. Sie hatte nicht reden müssen, trotzdem fühlte sie sich atemlos. Dann löste sich dieses »Männer sind so!« aus dem Bandwurmsatz, den ihre Schwiegermutter soeben losgelassen hatte. Ein paar Minuten vorher hatte Onkel Tilly »Wie alle Männer!« gesagt. Anna gluckste fröhlich, es war schon komisch. Onkel Tilly und ihre Schwiegermutter Juliane waren Geschwister, aber normalerweise hatten sie weißgott nicht viel gemeinsam. Heute dagegen … Annas Lachen wurde nachdenklich. Till war von der Rolle, er war in einem kritischen Alter und witterte Konkurrenz in ihr. Reagierten Männer dann so? Seine Familie verstand ihn und sie …
    Anna schüttelte den Kopf, frisiert war sie auch noch nicht, dann ging sie in die Küche, kippte den Rest Kaffee in den Ausguß und schenkte sich frischen ein. Spinn nicht rum, sagte sie sich. Irgendwie war Till doch anwesend, aber sie wollte sich einen schönen Tag machen. Ohne ihn. Er hatte auch seinen Spaß, ohne sie …
    »Erst mit dem Schiff den Rhein runter, dann wird gekegelt und zurück kommen wir mit der Bahn«, hatte Till letzte Woche zu Anna gesagt. »Auf dem Rückweg sind sowieso alle Mann blau.« Anna hatte gestöhnt. Sie fand Kegeltouren gräßlich. »Muß das sein?« hatte sie gefragt.
    »Du mußt nicht mit.«
    »Wieso?« Für Anna war es klar gewesen, daß sie mitkam.
    »Es ist ein Betriebsausflug. Glaubst du, die anderen schleppen ihre Ehefrauen mit?«
    Anna hatte darauf nichts mehr gesagt. Aber es war nicht dasselbe wie bei den anderen, das hatte Till ihr nicht weismachen können. Er war Vertriebsleiter, er hatte als Chef zu dieser Tour eingeladen, und sie war die Frau des Chefs. Die Jahre zuvor war sie mitgekommen. Diesmal hatte Till sie nicht dabeihaben wollen. Das war’s.
    »Fick dich selbst!« Sie sagte es laut, schließlich war sie allein im Haus. Sonst fluchte sie lautlos oder murmelte vor sich hin, sie fluchte gern, das verschaffte ihr Erleichterung. Bei dem »Fick dich selbst!« fielen ihr die Bettszene von gestern abend und noch ein paar andere ein. Wenn das so weiterging, blieb auch ihr nichts anderes übrig.
    Gerade als sie sich aufraffen und die teure Peelingcreme, »dermatologisch getestet« und »gesichtsstraffend«, auftragen wollte, rief ihre Mutter an.
    »Alles gut überstanden?«
    »Wieso?« Anna hatte eigentlich keine Lust mehr zu telefonieren. Sie drehte den goldenen Schraubdeckel der Cremedose auf und zu, das Telefon hatte sie in die Mulde zwischen Kinn und Schulter geklemmt.
    »Till wirkte gestern abend ziemlich schwierig«, sagte Annas Mutter.
    »Hast du mit Marie geredet?« Typisch Marie, dachte Anna.
    »Auch«, antwortete Lisbeth. »Es scheint wirklich etwas im Busch zu sein. Du bist so knurrig.«
    »Ja. Es ist etwas. Ich will aufs Klo«, das war gelogen, »ständig geht das Telefon, und meine Schwester soll sich um ihren eigenen Mist kümmern. Das ist im Busch!«
    »Entschuldige!« Und nach einer kurzen Pause: »Eigentlich wollte ich mich nur für den gestrigen Abend bedanken. Sag das bitte auch deinem Mann.«
    »Mach ich.« Als wäre das schwarze Kunststoffgehäuse schuld, knallte Anna es auf den Tisch, fuhr mit zwei Fingern in die »Lauder«-Dose, patschte sich im Gehen einen tüchtigen Klecks aufs Gesicht. »Schiet!«, sie bückte sich und wischte den Spritzer von dem wollweißen Teppichboden, der war superempfindlich, und Till regte sich über den kleinsten Flecken auf. Ihre Familie konnte nerven, wirklich!
    Keine halbe Stunde später rief Marie an.
    »Du auch noch«, sagte Anna statt einer Begrüßung.
    »Wie du mit unserer Mutter geredet hast, das war nicht okay.«
    »Und wie du dich einmischst, das finde ich nicht okay.«
    »Wir sind immerhin eine Familie.«
    »Ich bin verheiratet. Ständig stänkerst du gegen Till und seine Familie.«
    »Sieh sie dir doch an! Deine Schwiegermutter genannt ‹Duselchen›! Onkel Tilly mit ‹y›, ein Beamtenarsch! Dein Schwager Julius hat seine schöne Seele in die Kunst gerettet. Was er so für Kunst hält, heraus kommen Entwürfe für Margarinedosen und Joghurtbecher. Seine Frau

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