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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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und redete über seine Schulter weg zu ihrem Schwager. Hinter ihr wartete der Kellner. Till schwieg. Er dachte, daß es wieder einmal Annas Schwester war, die ihm Ärger machte. Anna stieß ihn an. Sie fand es peinlich, wie er sich verhielt.
    »Ihr steht wohl im Weg«, sagte Till endlich und vollführte eine vage Handbewegung zu den freien Plätzen an seinem Tisch hin. Er setzte sich, die beiden anderen auch.
    »Darf ich nun den Champagner bringen?« fragte der Kellner.
    »Wir warten noch einen Augenblick«, erwiderte Till. Er hatte einige Flaschen »Pommery Brut Louise« kaltstellen lassen. Er sah angestrengt zum Eingang hin, es war zehn nach acht, normalerweise kamen seine Leute pünktlich.
    Es wurde Viertel nach acht, da schwang die Doppeltür mit den Sprossenfenstern auf, diesmal waren es Tills Gäste. Er winkte heftig und stand auf. Sie waren alle zusammen gekommen, so als hätten sie sich draußen verabredet: Geburtstagsattacke, pünktlich Viertel nach acht.
    Till küßte seine Mutter auf beide Wangen und schüttelte seinem Stiefvater Toni die Hand. Annas Mutter faßte er um die Schultern, sie war mit ihren hohen Absätzen größer als er, er berührte mit seiner Wange kurz ihr Gesicht, links und rechts, »Guten Abend, Lisbeth!« sagte er. Dann umarmte er seinen Bruder Julius, küßte seine Schwägerin Waltraud, küßte Barbara Rumpf, die Frau seines besten Freundes, und fiel zuletzt in die Umarmung dieses Freundes. Mit Erich Rumpf war er schon zusammen ins Gymnasium gegangen, es war eine richtige Männerfreundschaft. Till ruhte sich ein paar Sekunden lang in dieser festen Umarmung aus. Es tat ihm gut, er atmete tief durch.
    »Alles okay, Junge?« fragte Erich und klopfte Till auf den Rücken. »Das ist für dich, von Barbara und mir.«
    »Alles bestens«, antwortete Till und griff nach dem Geschenk. Die anderen Päckchen hatte er auf einem Beistelltisch abgelegt. Den in mokkabraunes Papier eingewickelten und mit einer Goldkordel verschnürten Karton der Rumpfs packte er als erstes aus: Es war eine Feuerzangenbowle. Neulich hatten er und Anna bei den Rumpfs Feuerzangenbowle getrunken, Till hatte es sehr stilvoll gefunden. »Grandios!« rief er nun. »Genau das Richtige! Ihr seid die Größten!« Und er küßte Barbara und Erich noch einmal als Dankeschön auf beide Wangen und schüttelte ihnen die Hand.
    »Setzt euch bitte«, rief er dann. Die Gäste standen noch immer, sie wußten nicht, ob es eine Tischordnung gab. »Setzt euch bitte hin, wie ihr wollt! Wir halten den ganzen Verkehr auf!« Till lachte laut, er fühlte sich wohl.
    Anna beobachtete Till, wie er lässig so tat, als hätte er nie eine feste Tischordnung im Sinn gehabt. Schaumschläger, dachte sie, er spreizt sich vor seinem Freund Erich, bei dem wird er locker, bei mir war er nur stur.
    »Dein Mann steht auf Erich, wie?« flüsterte ihre Schwester Marie. Sie saß links neben Anna.
    »Spinn nicht rum«, flüsterte Anna zurück. »Erich und Till kennen sich seit dreißig Jahren. Das verbindet.«
    »Hast du keine Angst, dein Mann könnte ein bißchen schwul sein?« kicherte Marie. »Er ist der Typ.«
    »Du spinnst wirklich. Hör auf! Dein Auftritt eben hat gereicht.«
    »Weil ich Marcel mitgebracht habe?« Marie zog spöttisch die zu einem dünnen Bogen gezupften Brauen hoch. Von Natur aus wuchsen ihre Brauen sehr dicht und borstig.
    »Nein«, antwortete Anna. »Es geht darum, wie du ihn vorgeführt hast. Du kennst Till. Du wolltest ihn provozieren.«
    »Ihr seid beide Spießer! Kleinkarierte Spießer!« Marie lachte, sie konnte ausgesprochen hämisch lachen.
    »Manchmal denke ich, Till hat recht«, zischte Anna. Ihre ältere Schwester nahm sich eine Menge heraus, fand sie. So, als ob sie noch die kleine Anna wäre und wie früher hinter Marie herliefe, sie um ein paar Glanzbilder anbettelte oder darum, bei den Größeren mitspielen zu dürfen.
    Marie gab sich mit ihren einundvierzig Jahren flippig und gottweißwie aufgeschlossen, aber sie hatte ein herrisches Naturell, daran hatte sich nichts geändert. Anna wußte, daß sie Marie einfach zu ernst nahm. Zu Till sagte sie manchmal, er solle ihre Schwester nicht so ernst nehmen. »Marie spritzt gern Gift, sie meint es nicht so!« Es war nicht einfach, zwischen Marie und Till zu vermitteln, irgendwie saß Anna immer zwischen zwei Stühlen, wenn es Streit gab. Einmal hatte Anna das ihrer Schwester vorgeworfen, die hatte es abgestritten: »Du leidest nur unter dir selbst und deiner beschissenen Rolle«,

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