Hexenvisionen: Romantic Thriller (German Edition)
Harding.
„Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich Ihnen sonst erzählen soll, das ist schließlich die Wahrheit. Auch wenn sie in Ihren Augen unglaubwürdig klingt.“
„Und worauf führen Sie den merkwürdigen Zustand von Mrs. Jefferson zurück?“
„Man hat ihr Drogen gegeben“, wiederholte Harding geduldig.
„Was für Drogen?“
„Woher soll ich das wissen? Sie haben doch sicher Spezialisten im Krankenhaus. Lassen Sie ihr Blut untersuchen und was auch immer. Und im Übrigen möchte ich jetzt gern nach Hause fahren und ein paar Stunden schlafen. Oder erheben Sie irgendeine Anklage gegen mich und meinen Butler?“
„Nein, Sir, Sie können nach Hause fahren“, erklärte Myers erschöpft. „Es sei denn, Sie hätten uns noch etwas zu sagen.“
„Das behalte ich wohl besser für mich“, knurrte Harding. „Sonst habe ich eine Anklage wegen Beleidigung am Hals. Was ist mit meinem Butler?“
„Er ist ebenso frei wie Sie, Sir.“
„Ach ja, sobald Comissioner Spencer zum Dienst erscheint, möchte er mich doch bitte anrufen“, sagte Harding schon halb in der Tür. „Wir kennen uns gut.“
Myers’ Kopf ruckte hoch, seine Augen schienen verschleiert. „Selbstverständlich, Sir.“
Draußen vor der Tür wartete Jenkins schon auf seinen Chef und blickte ihm prüfend entgegen.
„Alles in Ordnung, Sir?“
„Ja, natürlich.“
„Wir dürfen Mrs. Jefferson nicht besuchen“, teilte der Butler dem Professor mit.
„Im Augenblick wäre ich dazu vermutlich auch nicht in der Lage. Aber in ein paar Stunden ist Spencer im Dienst, und ich denke, dann werde ich die Sache klären können. Bis dahin ist Helen auf jeden Fall sicher und gut aufgehoben.“
„Natürlich, Sir. Darf ich Sie jetzt nach Hause fahren?“
Harding schaute seinen Butler abschätzend an. Dieser ließ aber durch keine Miene und schon gar nicht durch irgendein Zeichen der Erschöpfung erkennen, was sie alle in dieser Nacht durchgemacht hatten.
„Sie sind ein ganz erstaunliches Wesen, Jenkins“, stellte Sir Thomas müde fest. „Und ich weiß gar nicht, womit ich Sie verdient habe. Sagen Sie mir doch einfach mal, wie Sie das alles wegstecken?“
„Sir, ich verstehe Sie nicht.“
„Ach, kommen Sie, Jenkins, reden Sie nicht drumherum. Nicht einmal Sie können so unterkühlt sein, dass es Sie nicht berührt.“
„Sir, das Kennzeichen eines guten Butlers ist es, sich nie etwas anmerken zu lassen. Und ich bemühe mich darum, ein guter Butler zu sein.“
„Sie sind der beste“, bestätigte Harding müde. Er fühlte sich so erschöpft, dass er dankbar darüber war, dass Jenkins noch alle seine Sinne beisammen hatte und ihn nach Hause fuhr.
Daheim aber verordnete er dem Butler ebenfalls ein paar Stunden Schlaf, Anrufe konnten auf Band aufgenommen werden.
Harding ahnte nicht, wie sehr er sich damit das Herz seines Butlers eroberte.
*
Helen erwachte aus einem totenähnlichen Schlaf. Sanftes Tageslicht fiel durch die halbgeschlossenen Jalousetten eines Krankenzimmers. Sie schaute sich etwas irritiert um. Die Wände waren weiß, der Fußboden hellgrau, und das Bettzeug hellgrün, die perfekte Pastellharmonie. Alles wirkte gekonnt beruhigend. Bis Helens Blick auf den Mann fiel, der an der Tür auf einem unbequemen Stuhl saß.
Ein uniformierter Polizeibeamter.
„Du lieber Himmel, was ist denn hier los?“, murmelte sie.
Der Beamte beobachtete sie aufmerksam, während er einen Rufknopf drückte, aber er sprach kein Wort zu ihr.
Es dauerte nicht lange, bis ein noch recht junger Arzt hereingestürzt kam, eine Krankenschwester im Schlepptau.
„Sie sind wach. Wie schön. Wie geht es Ihnen?“, fragte der Arzt gespielt munter.
„Hundsmiserabel. Wo bin ich hier eigentlich? Und was ist passiert?“
Die Augen des Arztes blickten plötzlich argwöhnisch. „Was ist das letzte, woran Sie sich erinnern, Mrs. Jefferson?“
Helen dachte nach. „Ich glaube, so ganz genau weiß ich das nicht. In mir vermischen sich Träume und Visionen mit den echten Erinnerungen. Ich weiß nicht, ob ich das unterscheiden kann. Ich würde gern mit Sir Thomas Harding reden, wenn das möglich ist.“
„Sir Thomas ist auf dem Weg hierher“, sagte der Arzt. „Und dann wäre da noch der Comissioner von Scotland Yard. Aber erst einmal will ich sehen, wie es Ihnen geht.“
Er untersuchte Helen rasch und fachmännisch, machte noch immer ein bedenkliches Gesicht und räusperte sich dann.
„Körperlich haben Sie, soweit ich das feststellen kann,
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