Hexenvisionen: Romantic Thriller (German Edition)
Schlüssel steckte glücklicherweise im Schloss.
Harding lief mit der Frau an der Hand schon voraus, bog aber gerade falsch ab.
„Halt, Sir! Falsche Richtung“, brüllte Jenkins hinterher.
„Sind Sie sicher?“
„Aber natürlich, Sir!“
Also drehte Sir Thomas sich um. Helen bewegte sich noch immer wie eine Marionette ohne eigenen Willen. Das begann dem Professor Sorgen zu machen, und irgendwann hielt er inne und leuchtete ihr ins Gesicht.
„Helen, hören Sie mich?“
„Ja, ich höre.“
„Was ist geschehen?“, wollte er wissen. Keine Antwort.
„Wir müssen uns später darum kümmern“, warf Jenkins ein. Er schien als einziger den kompletten Überblick zu behalten.
Sir Thomas stieß einen Fluch hervor, den er irgendwo gehört hatte und der nicht gerade fein war. Dann lief er weiter zum Ausgang, wo er auf Dennis traf.
Dennis versuchte auf dem Weg zum Wagen eine Erklärung bekommen, vergeblich. Trotzdem war er froh, dass er Helen heil vor sich sah. Harding dirigierte alle zu seinem Wagen und klemmte sich hinter das Steuer, doch Jenkins widersprach plötzlich.
„Sir, ich sollte fahren, kümmern Sie sich um Mrs. Jefferson.“
Harding diskutierte nicht lange darüber, er setzte sich nach hinten, Dennis auf den Beifahrersitz, und Jenkins fuhr los.
Harding versuchte Helen ein vernünftiges Wort zu entlocken, aber sie sprach nur unzusammenhängend.
„Wo ist der Gang?“, wollte sie wissen. „Mach die Tür auf, du hast gesagt, du öffnest die Tür. Komm, führe mich.“ Sie streckte die Hände aus und berührte die Wagentür. Ein unerklärlicher Strom an Energie schien von ihr auszugehen, und plötzlich begannen Funken zu sprühen. Es roch nach Ozon.
„Verdammt, sie steht unter Strom. Was soll das denn?“, brüllte Sir Thomas.
„Würde mir mal jemand erklären, was hier vorgeht?“, mischte sich Dennis ein.
„Nein!“, schrien Harding und Jenkins wie aus einem Mund. Dennis verstummte.
Der Butler fuhr den Wagen an den Straßenrand und stieg aus. Er holte Helen aus dem Wagen und ergriff ihre Hände, während er leise auf sie einsprach. Sir Thomas sah diese Szene mit Missmut.
„Sind Sie jetzt auch noch Experte für Übersinnliches? Ich dachte, das wäre mein Metier“, knurrte er widerwillig.
„Sie haben recht, Sir. Aber Sie sind emotional engagiert, wenn ich so sagen darf. Vielleicht sollte ich versuchen, Mrs. Jefferson aus der Trance herauszuholen.“
„Vielleicht könntet ihr später, was auch immer, tun“, mischte sich Dennis erneut ein. „Ich glaube, wir werden verfolgt.“
Nun hörten es die beiden anderen Männer auch. Von hinten kam mit kreischenden Reifen ein Wagen angefahren, und zwei Scheinwerfer näherten sich schnell.
Sir Thomas sah wütend aus, er hatte Angst Helen in diesem Zustand wieder in den Wagen zu setzen.
Jenkins begriff die Sachlage.
„Es tut mir sehr leid, Madam“, sagte er gemessen aber entschlossen, und verpasste Helen einen knallharten Kinnhaken. Sie sackte zusammen wie ein nasser Sack. Zärtlich fing der Butler sie auf und setzte sie wieder in den Wagen.
„Sie sind ein Teufelskerl, Jenkins. Ich glaube, wir sollten uns mal näher über Ihre unentdeckten Talente unterhalten“, bemerkte Sir Thomas trocken.
„Sehr wohl, Sir, sobald dieses Abenteuer abgeschlossen ist.“ Er ließ den Wagen wieder an und fuhr seinerseits mit kreischenden Reifen los.
*
Helens Gedanken waren klar auf ein Ziel gerichtet. Sie wollte mit ihrem Partner den langen Gang entlanggehen und hinter der Tür etwas tun. Das war alles, was in ihrem Gehirn Platz hatte.
Aber dauernd gab es diese Störungen. Jemand befahl ihr auf die Tür zuzugehen. Ihr Partner hatte nichts dagegen, also tat sie es. Aber es passte alles nicht.
Jemand zog sie mit sich. Sie nahm das unbewusst und unbeeindruckt wahr.
Irgendetwas in ihrem Geist erkannte, dass man ihr helfen wollte. Aber brauchte sie denn Hilfe?
Vielleicht doch. Etwas stimmte nicht daran, dass sie den Gang durchschreiten sollte. Wer war der Mann, der mit ihr gehen wollte?
Sie wollte sich wehren, aber sie hatte nicht genug Kraft dazu.
Mittlerweile registrierte sie ohne innere Beteiligung, dass sie sich in einem Auto befand. Aber das war nicht der Gang, den sie betreten sollte und wollte. Ihre Hände suchten umher, und das war der Moment, in dem sie an das Auto fasste. Ihre unbegreiflichen Energieströme waren ihr gar nicht bewusst. Dass sie den Wagen unter Strom setzte und die Männer, wie auch sich selbst gefährdete, begriff
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