Hexenvisionen: Romantic Thriller (German Edition)
stattgefunden hat. Aber es gab weder Spuren noch Hinweise. Und selbstverständlich haben wir auch diese sogenannte Vorsitzende des sogenannten Hexenzirkels befragt. Sie erinnert sich sehr gut an den Besuch Ihrer Mitarbeiterin, aber das ist auch schon alles.“
„Die Frau lügt“, stieß Dennis hervor.
„So? Wer sagt Ihnen das? Ihr Instinkt? Ihr gesunder Menschenverstand? Ihr journalistischer Spürsinn? Sie müssen für solche Behauptungen sehr gute Beweise haben.“
Dennis verließ ziemlich niedergeschlagen das Präsidium. Er wusste nicht so recht, was er Brody nun berichten sollte. Und im Grunde machte er sich auch selbst Sorgen um Helen. Also beschloss er kurzerhand dieses Haus aufzusuchen, in dem der Kongress stattgefunden hatte. Vielleicht hatte ja die Polizei etwas übersehen. Vielleicht gab es ja doch einen Hinweis. Vielleicht...
Etwas anderes fiel ihm einfach nicht ein. Dies hier unterschied sich sehr stark von seiner normalen Arbeit. Er war politischer Journalist, gewohnt die Untertöne von Dementis und Statements herauszuhören. Recherchen dieser Art waren ihm neu. Dennoch stand er bald darauf vor dem Haus, und dann stellte er voller Unbehagen fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Da konnte doch etwas nicht stimmen.
Es war einfach merkwürdig. Aber Dennis wäre ein schlechter Reporter gewesen, wenn er jetzt nachgelassen hätte.
Also ging er hinein, auf alles und nichts gefasst.
Im Hause herrschte trübes Dämmerlicht. Die Jalousien waren vorgeklappt, und nur spärliches Licht fiel durch die Ritzen. Dennis spürte eine unterdrückte Erregung in sich aufsteigen, irgendetwas war hier im Gange.
Er nahm sich fest vor, herauszufinden, was hier nicht stimmte, immerhin ging es um Helen, die er verehrte, auch wenn sie ihn kaum beachtete.
Dennis war sicher, der Schlüssel für das Rätsel lag hier im Hause, er begann etwas planlos aber stur zu suchen. Es dauerte nicht lange, bis er vor der fachmännisch geöffneten Tür in den Keller stand. Kurz überlegte er, die Polizei zu informieren, aber würde das etwas nützen? Vermutlich nicht. Selbst wenn sie ihm glaubten, würde es zum einen noch eine Weile dauern, bis sie hier waren. Und zum anderen gab es ja auch hundert verschiedene Möglichkeiten, warum diese Tür geöffnet worden war.
Außerdem hatte Dennis plötzlich so ein Gefühl, wie es jeder gute Reporter von Zeit zu Zeit verspürt, so als würde sich eine Situation zuspitzen, eskalieren, ja geradezu einem Höhepunkt zutreiben, auch wenn er nicht wusste, um was es eigentlich ging.
Seine Vermutung sollte sich gleich darauf bestätigen, schneller als er es für möglich gehalten hatte.
Aus dem Dunkel des Kellers heraus kam Sir Thomas auf ihn zugestürmt, an der Hand zerrte er Helen mit, die sich wie eine Marionette bewegte. Jenkins kam als letzter, es schien, als würde er absichern.
„Wie schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen“, bemerkte Sir Thomas sarkastisch, ohne große Überraschung zu zeigen.
„Was geht hier vor?“, fragte Dennis verwirrt.
„Das wüsste ich auch gern“, meinte Harding trocken. „Aber darüber können wir später debattieren. Kommen Sie jetzt!“
*
„Helen!“, brüllte Sir Thomas gequält. Es tat ihm weh, seine Freundin in einer solchen Verfassung zu sehen. Aber sie reagierte kaum auf seine Worte, vielmehr seinen Schrei. Nur langsam drehte sie ihren Kopf, während ihre Augen fragend ins Leere blickten.
„Ja?“, sagte sie leise und mechanisch. Sie erkannte ihn nicht.
Jenkins erfasste die Situation viel besser und schneller als Harding, der regelrecht geschockt war. Er zog eine kleine handliche Pistole aus einer seiner Taschen und richtete sie auf O’Bannon. Dann sprach er Helen an.
„Nehmen Sie Ihre Hände aus denen des Mannes, Helen.“ Der Ton war so befehlend, dass sie es wie eine Marionette tat. „Und nun kommen Sie her zur Tür!“
Sie folgte seinen Anweisungen, war aber sichtlich nicht bei sich.
„Das können Sie nicht tun“, stieß O’Bannon hervor. „Sie ist in Trance. Sie kann im Augenblick alles Mögliche anrichten.“
„Dann halte ich es für besser, wenn Mrs. Jefferson das zumindest allein tut. Ohne Ihre Hilfe“, erwiderte Jenkins gemessen. „Und nun darf ich doch bitten, dass Sie beide sich ruhig verhalten. Ich werde diesen Raum von außen abschließen und die Polizei verständigen.“
Sir Thomas hatte Helens Hand ergriffen und zog sie hinter sich her. Sie leistete keinen Widerstand. Jenkins schloss von außen ab, der
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