Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
dabei. Hohe, mit Stoff bespannte Raumteiler trennten sie von den anderen Zuschauern, die wahrscheinlich auch auf irgendwelchen Gästelisten gestanden hatten. Als ich die nächste Etage erreichte, verlor ich sie aus dem Blick. Zwei Rausschmeißertypen standen vor einem mit einem Vorhang verhängten Durchgang. Auf einem Schild auf einem silbernen Ständer stand: » VIP -Bereich .« Trotzdem blieb noch genug Platz für diejenigen, die sich die Konzerte von hier oben aus ansehen oder weiter zu der Ausstellung durchgehen wollten.
In der Hoffnung, vor seinem Auftritt einen Blick auf Johnny zu erhaschen, stand ich an der Absperrung und beobachtete interessiert, wie die Techniker Geräte hin und her trugen, endlose Kabel abrollten, die Mikrofone wechselten und mit dem Soundcheck begannen. So ein kurzer Auftritt schien mehr Arbeit zu erfordern, als ich gedacht hatte.
Außer den Ausstellungsstücken gab es hier nicht mehr viel zu sehen. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Da noch Zeit war, wanderte ich ziellos an den Glaskästen entlang und betrachtete die Gitarren, die alten Konzertplakate, die Eintrittskarten, die authentische Bühnengarderobe verschiedener Künstler und andere Erinnerungsstücke.
Meine scharfe Nase nahm einen Geruch wahr, den ich vorher nicht bemerkt hatte. Eine Mischung aus etwas, etwas wie –
»Rock and Roll mit einem Hauch von Eleganz « , erklang eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich herum.
Goliath.
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Schon allein an der Stimme hätte ich ihn erkennen müssen. Sie war so charakteristisch wie seine leuchtende Haut und seine vergissmeinnichtblauen Augen. Sein beinahe weißes Haar war zu einem Zopf gebunden, an seinem vogelscheuchendünnen Körper trug er einen schwarzen Anzug, ein schwarzes Hemd und eine farblich zu seinen Augen passende Krawatte.
Der Geruch hatte nichts mit den Ausstellungsstücken zu tun. Er ging ausschließlich von Goliath aus. Obgleich sein Gestank von einem maskulinen Parfüm überdeckt wurde, nahm mein geschärfter Geruchssinn deutlich die verschiedenen Aromen wahr. Vampire rochen wie faules Laub. Na ja, alle außer einem. Goliaths Meister, Menessos, roch überhaupt nicht.
Sein Blick huschte über meinen Körper und blieb an dem V-Ausschnitt meiner Weste hängen, wo der Saum meines BH s durch die Spitze hindurchschimmerte. Ich sah keinen Grund zur Verlegenheit, schließlich hatte ich meine Brüste in seinem Beisein bereits während des Heilungsrituals für Theo enthüllt, bei dem er anwesend gewesen war – wenn auch nicht ganz freiwillig. Im Vergleich zum letzten Outfit war ich jetzt durchaus züchtig gekleidet.
»Rock and Roll mit einem Hauch von Eleganz ?«
»Ihre Kleidung. Darin werden Sie dem Meister gefallen. Und ohne sicherlich auch .« Der Vampir grinste anzüglich.
»Das interessiert mich nicht .«
Langsam kam er näher. Goliath umgab eine intensive Aura, eine Mischung aus Energie und Gewalt, die auf mich wirkte wie ein neongelbes Schild mit der Aufschrift: »Dreißig Meter Abstand halten !«
»Das sollte es aber « , sagte er. »Seine Billigung ist wichtig .«
Er ragte vor mir auf, eine eins dreiundneunzig große, personifizierte Drohung. Trotzdem ließ ich mich nicht einschüchtern. »Sie müssen es ja wissen .«
»So ist es .« Goliath, Menessos’ rechte Hand, war von seinem Meister als Kind entführt worden, weil er außergewöhnlich intelligent war. Menessos hatte ihn anschließend zu einem Killer ausgebildet und zu seinem tödlichen Werkzeug gemacht.
»Wie geht es Beverly ?« , fragte er. Er mochte im Auftrag seines Meisters morden, aber mit Beverly, mit deren Mutter er vor deren Tod ausgegangen war, ging Goliath immer sehr liebevoll um, davon hatte ich mich selbst überzeugen können. Er schien das kleine Mädchen tatsächlich gern zu haben.
»Es geht ihr gut « , sagte ich. »Die neue Schule gefällt ihr. Dort scheint niemand zu wissen, wer ihre Mutter war, also kann sie dort einfach nur Kind sein. Sie hat Freunde gefunden, macht brav ihre Hausaufgaben, und ich gehe davon aus, dass ihre Noten sehr gut sein werden. Gestern haben wir für Halloween Kürbisse ausgehöhlt und geschnitzt .«
»Wie geht sie mit ihrer Trauer um ?«
»Eigentlich ganz gut .« Dass er danach fragte, zeigte mir einmal mehr, wie viel ihm an Beverly lag. »An manchen Tagen besser als an anderen .« Ich machte eine Pause. »Normalerweise benimmt sie sich wie ein ganz normales Mädchen, nur manchmal fängt sie plötzlich an zu weinen, weil sie etwas an Lorrie erinnert. Dann
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