Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
»Nimm das Gute an, das freiwillig in dein Leben tritt .«
Johnny hatte sich entschieden, ein Teil meines Lebens zu werden, und wir teilten etwas Echtes und Wunderbares. Ich wäre dumm gewesen, es nicht anzunehmen. Und als ich das verstanden hatte, wurde mir auch klar, dass er bereits ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden war. Er war nicht nur mein Strand, er war das Firmament, das Grundgestein meines Lebens. Unserer Leben. Auch Nanas und Beverlys.
Und nun verpasste ich vielleicht den wichtigsten Auftritt seines Lebens.
Es war offensichtlich, dass ich so bald nicht einschlafen würde. Warum sollte ich ihn da nicht überraschen, mir seinen Gig ansehen und ein paar Gratisküsse verteilen? Zeit genug war, und ausreichend Schlaf würde ich auch noch bekommen.
Ich sprang aus dem Bett und stellte mich vor den Spiegel. Das Gesicht, das mir entgegenblickte, war definitiv nicht das der Freundin eines potenziellen Rockstars. Und mit meinem Haar musste ich auch noch etwas anstellen. Es einfach mit einer Spange zurückzustecken würde zu streng wirken, deswegen drehte ich es elegant hoch und ließ oben ein paar Haarspitzen herausschauen, die den Schwung meiner Wangenknochen noch weicher machten. Ich verteilte ein bisschen Farbe auf den Wangen, um die Augen herum und auf meinen Lippen. Schon besser, aber meine Frisur war noch immer zu ordentlich für ein Rockkonzert. Ich zupfte noch ein paar weitere Strähnchen frei. Dann noch mehr. Meine griechischen Gene hatten mir sehr kräftiges Haar geschenkt.
Die Entscheidung für eine enge schwarze Jeans war schnell gefallen, doch dann stand ich nachdenklich vor dem Kleiderschrank. Welches Oberteil sagte: »Tut mir leid, dass ich Angst gehabt habe ?« Ich wählte einen schwarzen Push-up- BH und zog ein schwarzes langärmliges Spitzen-T-Shirt an. Dazu eine Kostümjacke. Nein, das zeigt immer noch mehr, als ich eigentlich zeigen will . Aber die edle Samtweste würde gut dazu passen. In dem V-Ausschnitt lugte noch der BH hervor, und das Spitzen-T-Shirt war gerade eng genug, um meine Brüste zu betonen. Über die Samtweste noch einen schwarzen, langen Lederblazer, dann war ein Mantel nicht mehr nötig.
Mit meinen flachen, schwarzen Stiefeln in der Hand, um Nana nicht zu wecken, schlich ich mich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, wobei ich geschickt die knarrenden Stufen vermied. Erst draußen auf der Veranda zog ich sie an.
Als ich zum Wagen ging, den ich in der Auffahrt hatte stehen lassen, hörte ich etwas im Kornfeld. Ich blieb einen Moment stehen und spähte in die Dunkelheit. Hirsche bekam ich nicht oft zu Gesicht, und auch heute Abend waren sie bereits wieder in das kleine Wäldchen geflüchtet.
Ich stieg in den Wagen, drehte die Heizung auf und fuhr in Richtung der I-71.
Ich war oft genug in der Rock Hall gewesen, um den Weg mühelos zu finden. Da das Event eine geschlossene Veranstaltung war, gab es reichlich Parkplätze. Selbst vor der Halle konnte ich schon das Dröhnen der Musik hören. Doch sie brach abrupt ab, als ich mich dem Eingang näherte.
An der Garderobe wartend sah ich, dass die Leute von links zur Bar zu meiner Rechten strömten, woraus ich schloss, dass dort die Bands spielen mussten. Ich bahnte mir einen Weg durch die Eingangshalle und ging unter den bunten, von der Decke hängenden Trabbis durch, die U2 auf ihrer Zooropa -Tour als Bühnendeko verwendet hatten. Dann entdeckte ich eine Bühne in einer Art Nische links von einer Rolltreppe.
Ein perfekter Platz für einen Auftritt: Die Wände verstärkten den Klang der Musik und trugen ihn zum Publikum, einer Mischung aus alternden Hippies und jüngeren Rockfans. Von Designerklamotten bis zu Retro-T-Shirts war kleidungstechnisch alles vertreten – natürlich viel Jeans und viel schwarzer Stoff.
Um eine bessere Sicht zu haben, fuhr ich mit der Rolltreppe in die nächste Etage und stellte zu meiner Freude fest, dass ich von der Empore hinter die Bühne sehen konnte. Die Mitglieder der Band, die gerade gespielt hatte, lungerten vor einer halb offenen Tür mit dem Schild »Artists « herum. Dort würden wohl auch Johnny, Erik und Feral auf ihren Auftritt warten.
Ich blickte in die andere Richtung und entdeckte an einer Gruppe von Tischen auf einem loftähnlichen Vorsprung im ersten Stock ein paar Männer in legeren Businessklamotten. Sie wurden sogar von Kellnern bedient. Die meisten telefonierten oder tippten auf ihren Handys oder BlackBerrys herum. Ein paar hatten sogar Netbooks oder Laptops
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