Hexenzirkel - Robertson, L: Hexenzirkel - Persephone Alcmedi 02: Hallowed Circle
darauf, dass ich seine Hilfe brauchte? Musste die Initiative von mir ausgehen, oder konnte er auch allein agieren? Und wozu genau war er imstande?
Im Erdgeschoss wagte ich es nicht, zur Couch zu sehen. Meine Füße trugen mich in die Küche, wo ich auf zwei handgeschriebene Nachrichten stieß. Eine war von Beverly, die mich darüber informierte, dass sie und Nana ins Kino gegangen waren, die andere war von Nana, die mir mitteilte, dass Celia dreimal angerufen hatte: gestern Morgen, gestern Nachmittag und gestern Abend.
Doch ich wollte jetzt noch nicht mit meiner Freundin sprechen. Sicher rief sie wegen Johnny an, aber ich wollte erst mit mir im Reinen sein, bevor ich mir anhören würde, was sie dazu zu sagen hatte.
Ich begann den Kaffee aufzusetzen, merkte aber schnell, dass ich mir nicht danach war. Stattdessen goss ich mir einen Saft ein. Nachdem ich die E-Mails von gestern abgerufen und einige Rechnungen überwiesen hatte, bewaffnete ich mich mit dem Maßband aus der Kommode und maß das Esszimmer, die Türen und die Fenster aus – die Aktion gestaltete sich schwieriger als gedacht, da der neugierige Ares mir auf Schritt und Tritt folgte und immer wieder nach dem Band schnappte.
Anschließend setzte ich mich mit Papier, Bleistift und Lineal an den Tisch und begann zu zeichnen. Nach einer halben Stunde hatte ich bereits eine klare Vorstellung davon, wie das Esszimmer zu einem Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer, für das ein Anbau nötig sein würde, umgebaut werden konnte. Ich hatte sogar eine Liste mit Baufirmen zusammengeschrieben, von denen ich Kostenvoranschläge einholen wollte. Das würde ich morgen in Angriff nehmen, da heute Sonntag war.
Dann kamen die Kinogänger zurück. Als Beverly sich vor Ares kniete und ihn drückte, begrüßte er sie glücklich mit tiefem Bellen und schlug mit dem Schwanz um sich.
»Seph !« Beverly kam zu mir gerannt und umarmte mich genauso stürmisch wie zuvor den Hund. »Ich habe dich gestern vermisst! Wie ist es gelaufen ?«
»Ich bin Zweite geworden .«
»Demeter und ich waren im Kino !«
»Ich habe deine Nachricht gelesen. Wie war’s ?«
Aufgeregt erzählte sie mir von ihrem gemeinsamen Tag. Lächelnd hörte Nana zu, als Beverly einige Szenen für mich nachspielte. Kurz darauf verschwand sie im Wohnzimmer, um sich Zeichentrickfilme anzusehen, den Kopf auf den mittlerweile schlafenden Ares gebettet. Nana kicherte. »In dem Alter sind sie richtige Energiebündel .«
Sie ließ ihre Jacke auf den Stuhl mir gegenüber fallen und zog dann eine Zigarettenschachtel aus der Tasche. Ohne sie zu öffnen, legte sie das Päckchen auf den Tisch und blickte mich unverwandt an.
Doch als sie schließlich den Mund öffnete, fing etwas nahe meinem Po laut an zu summen und zu klingeln. Ich erschrak so, dass ich aufsprang und den Protrepticus aus der Gesäßtasche riss.
»Du hast ein Handy ?« , fragte Nana ungläubig. »Du ?«
Ich hielt das vibrierende Ding von mir weg, als wäre es eine tickende Zeitbombe oder ein mehrbeiniges Insekt. »Ähm, nein .«
»Wem gehört es dann ?«
»Nun, es ist schon meins, aber – «
»Willst du nicht drangehen ?«
Doch das Klingeln war bereits verstummt, und ich legte das Telefon auf den Tisch.
»Vielleicht versucht der Anrufer es ja noch einmal « , sagte Nana, die endlich ihre Zigarettenschachtel öffnete. »Ich dachte, du hättest was gegen Handys ?«
»Hab ich auch .«
Sie legte den Kopf schief und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, während sie sich die Zigarette an die Lippen hielt. »Und warum hast du dann eins ?« Sie schnippte das Feuerzeug an.
»Das ist kein richtiges Handy, sondern ein Protrepticus .«
Einen langen Moment schwieg Nana verdutzt, während Rauch zur Decke emporstieg und ihr Blick in aufreizender Weise hin- und herschoss. »Dann war Xerxadrea deine Eldrenne. Verflixt .« Den nächsten Satz hauchte sie mehr, als dass sie ihn laut aussprach. »Du sagtest doch, du wärst nicht die Hohepriesterin geworden .«
»Das stimmt auch .«
»Lüg mich nicht an !« Nana schüttelte den Kopf. »Wenn Xerxadrea die verantwortliche Eldrenne ist, bekommt die Hohepriesterin am Ende des Wettstreits immer einen Protrepticus .«
»Hunter und ich haben beide einen bekommen .«
»Ihr beide ?« Ihre Gesichtszüge wurden schärfer, als sie sich vorlehnte. »Du meinst, die Ältesten haben das Eximium entscheiden müssen, indem sie abstimmten ?«
»Ja .«
»Gott und Göttin! Wie fiel die Wahl aus ?«
»Die Stimme der
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