Hexenzorn
viele Gründe, ein Magier zu werden«, sagte Cole. »Viele, vielleicht die meisten, tun es um der Macht willen oder um sich an einer Welt zu rächen, die ihnen das Gefühl gibt, machtlos zu sein. Aber manche werden Magier, weil es das beste Mittel auf dieser Welt ist, um die Dinge, die man
liebt, zu beschützen.« Er zuckte die Achseln. »Wenn man, um seine Macht zu vergrößern, die Dinge aufgeben muss, die man liebt, was will man mit seiner Macht dann noch anfangen?«
Marla nickte. Sie überlegte, zu welcher Art Magier sie gehörte. Die Antwort fiel ihr nicht so leicht, wie sie es sich gewünscht hätte, doch es war gut, dass sie sich die Frage endlich einmal stellte.
Elegant gekleidet wie immer betrat Susan den Konferenzraum des Hotels. Sie war groß, schlank, blond und perfekt aufgestylt. Mit der Eleganz einer Katze setzte sie sich hin und nickte dabei Cole kurz zu. »Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte sie. Dann sah sie Marla an und sagte demonstrativ nichts.
Marla schaute ihr direkt in die Augen - das linke war grün, das rechte blau - und lächelte. »Schön, dich zu sehen, Sue. Danke, dass du den ganzen Weg bis hierher gekommen bist.«
»Neutraler Boden schien mir angebracht«, erwiderte Susan. »Eigentlich wollte ich nicht kommen, aber Hamil versicherte mir, dass du die Wahrheit sagst und Sanford Cole mich tatsächlich in deiner Sache sprechen will.«
Marla musste sich ein Dutzend mögliche Antworten verkneifen. Sie wollte Susan des Verrats bezichtigen, sie wegen Idiotie verklagen, ihr niedere Sitten und Anmaßung vorhalten, aber sie zwang sich, die Klappe zu halten und weiter brav zu lächeln. Susan war in der Tat eine gute Magierin, aber Marlas Stadt war einfach nicht groß genug für sie beide, genauso wie es in einem Ameisenhaufen immer nur eine Königin geben konnte.
»Das ist Bradley Bowman, Coles Schüler«, sagte Marla.
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte B. und strahlte. Er saß nicht länger zwischen den Stühlen, lebte nicht mehr in einer Zwischenwelt als Normaler, der von Visionen geplagt wurde. Er gehörte jetzt zu den Eingeweihten und lernte von den Besten. Das war kein leichter Weg, aber man konnte ihn gehen.
Und wahrscheinlich hatte die Tatsache, dass er die Nacht davor mit Rondeau im Bett gewesen war - und womöglich auch heute Morgen, den Geräuschen aus dem Zimmer neben Marlas nach zu schließen -, seine Laune noch weiter gebessert.
»Ich mochte Ihre Filme«, sagte Susan zu B. mit einer Stimme, eisig wie geschliffenes Glas.
»Susan«, sagte Cole geschäftsmännisch. »Sie haben vor, Marla aus der Realität zu löschen, um die Kontrolle über ihre Stadt zu übernehmen. Ist das richtig?«
»Das ist richtig. Ich wäre das weitaus bessere Oberhaupt für Felport, und nachdem Marla niemals zurücktreten wird, bleibt mir keine andere Wahl, als sie zu stürzen. Die Tatsache, dass sie mich ohne Ihr Eingreifen nicht daran hätte hindern können, sie ins Nichts zu verbannen, sollte Beweis genug für meine Worte sein, denke ich.«
»Als du es gestern versucht hast, hat dein Zauber nicht funktioniert«, sagte Marla.
»Dann dürfte es dir ja nichts ausmachen, wenn ich es nochmal versuche«, entgegnete Susan. »Ich verschwinde wieder und mach es jetzt gleich. Soll ich?«
»Ich denke nicht, dass ein derartiger Bann nötig sein wird«, sagte Cole. »Ich glaube, wir können zu einer Einigung kommen.«
»Tatsächlich? Marla ist also gewillt, mich zu ihrer Nachfolgerin zu ernennen und dann ins Exil zu gehen?«
»Teufel, nein!«, sagte Marla. »Aber was hältst du davon, an die Westküste zu ziehen und San Francisco zu übernehmen?«
Susan starrte sie einen Moment lang an, dann sagte sie: »Es steht nicht in deiner Macht, mir das anzubieten.«
Marla schnaubte. »Schon mal was vom Recht des Eroberers gehört? Selbst Cole betrachtet meinen Anspruch auf diese Stadt als legitim.«
»Während der letzten Tage kam es zu schweren Unruhen«, sagte Cole. »Alle mächtigen Magier, die in dieser Stadt lebten, sind entweder tot …«
»Ein paar davon habe ich selbst umgebracht«, ergänzte Marla.
Cole sprach weiter, als wäre er nicht unterbrochen worden: »… oder haben auf andere Weise die Stadt für immer verlassen. Die Situation ist momentan wieder unter Kontrolle, jedoch verbleibt ein gewisses Machtvakuum. Für die Rolle, die Marla bei der Rettung der Stadt gespielt hat, stehe ich zutiefst in ihrer Schuld, und sie bat mich darum, Ihnen die Führung San Franciscos anzubieten.«
Susan
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