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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen, hätte er es gespürt. So, wie er selbst ein Hexer war, spürte er die Anwesenheit eines anderen magisch begabten Menschen so unfehlbar, wie ein Jagdhund die Beute witterte.
    Nach einer Weile wandte er sich von der Water-Street ab, überquerte die High Lane und trank in einem kleinen Straßencafe auf der Armitage-Street eine Tasse Kaffee; sie war nicht halb so stark wie der verdünnte Teer, den Miss Lugosi ihm kredenzt hatte, weckte zum Unterschied dazu seine Lebensgeister aber wirklich. Sein Blick fiel auf ein großes Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf das mit weißer Farbe der Schriftzug:
    ARKHAM ADVERTISER
    geschrieben war. Er erinnerte sich schwach, den Namen auf den zerlesenen Gazetten gesehen zu haben, mit denen er sich den gestrigen Nachmittag vertrieben hatte. Sein Denken funktionierte jetzt wieder einwandfrei, und so dauerte es nur bis zur zweiten Tasse Kaffee, bis ihm klar wurde, dass er den Punkt, an dem er mit seinen Nachforschungen beginnen konnte, sollte H.P. sich nicht melden, quasi unmittelbar vor Augen hatte. Und warum eigentlich nicht gleich? Er hatte H.P. und sich selbst zwar versprochen, möglichst unauffällig vorzugehen und nichts auf eigene Faust zu unternehmen, aber was riskierte er schon?
    Er zahlte, überquerte die Straße und betrat ohne zu zögern das Büro. Eine billige Messingglocke verkündete sein Eintreten, und trotz des großen Fensters hinter ihm empfingen ihn stauberfülltes Halbdunkel und schattige Kühle.
    Der Raum sah ganz genau so aus, wie man sich das Büro einer so kleinen Zeitung wie des Advertiser nur vorstellen konnte – er war an sich groß, aber derart vollgestopft, dass man meinte, kaum mehr Platz zum Atmen zu haben. Den allermeisten Raum nahmen eine gewaltige Druckerpresse und die dazugehörigen Gerätschaften ein, daneben stapelte sich bedrucktes und noch unbenutztes Papier fast bis zur Decke; überall lagen vollgekritzelte Zettel und Notizen herum. An der Wand neben der Tür gab es eine gewaltige Schiefertafel, auf die kryptologische Verwirrspiele gekritzelt waren, die ihr Urheber vielleicht für so etwas wie eine Handschrift halten mochte. Der einzig halbwegs aufgeräumte Teil des Raumes lag zur Linken: eine lange Holztheke mit zerschrammter Platte, an der die Kunden ihre Bestellungen und Beschwerden aufgeben konnten, und an der sicher auch der größte Teil der redaktionellen Arbeit verrichtet wurde; all der Klatsch und Tratsch, der dann am nächsten Tag als neueste Meldung im Advertiser zu lesen war.
    Ein kleines, vom Alter gebeugtes Männchen schlurfte auf das Läuten der Türglocke hin herbei, schob seine Brille zurecht und erkundigte sich nach seinen Wünschen. Andara stellte sich vor – wobei er auf seine ganz eigene Art dafür sorgte, dass der Mann seinen Namen im gleichen Moment wieder vergessen haben würde, in dem er das Haus verließ, ebenso wie die Tatsache, dass er überhaupt dagewesen war – erklärte, dass er im Auftrage eines namhaften New Yorker Verlages über ein Buch über Aufsehen erregende Kriminalfälle recherchiere, und dass er in diesem Zusammenhang auf den Fall des bedauernswerten Professors Langley gestoßen sei, überdies auf Gerüchte um andere, höchst seltsame Begebenheiten, die sich zu jener Zeit in der Gegend um Arkham zugetragen haben sollten; und ob es vielleicht ein Archiv gäbe, in dem er ältere Ausgaben des Advertiser diesbezüglich nachschlagen könne.
    Der Zeitungsmann, der sich als Clark Ashton-Smythe vorstellte und, wie sich herausstellte, nicht nur Redakteur, sondern auch Chef- und einziger Reporter, Drucker, Setzer, Korrektor und überhaupt alles in einer Person darstellte – man konnte wohl mit Fug und Recht behaupten, dachte Andara amüsiert, dass er der ARKHAM ADVERTISER war – zeigte sich aufs höchste erfreut, ihm auf diese Weise behilflich sein zu können, und führte ihn in ein kleines, nach altem Papier und Staub riechendes Hinterzimmer, in dem sämtliche Jahrgänge des Advertiser, säuberlich in schweinslederne Folianten gebunden, aufbewahrt waren.
    Er fand sehr schnell, wonach er suchte – der zwei Jahre alte Foliant war an dieser Stelle besonders stark abgegriffen, denn er war offensichtlich nicht der erste, der sich für das Verschwinden des Professors interessierte. Die Meldung selbst indes war eine Enttäuschung: nichts als eine kurze, im Grunde nichts sagende Notiz, das sonderbare Verschwinden eines honorigen Professors der örtlichen

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