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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weg.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so«, bestätigte Ashton-Smythe. »Ein paar von seinen Studenten oben in der Universität haben ihn gesehen, wie er spätabends in die Bibliothek ging. Am nächsten Morgen brannte die Lampe noch, die er mitgenommen hatte. Seine Pfeife lag da, und irgend so ein alter Foliant, in dem er gelesen hatte. Aber Langley war verschwunden. Seither hat ihn niemand mehr gesehen.«
    »Aber es gab doch eine Untersuchung?«
    »Und ob«, bestätigte Ashton-Smythe. »Die Polizei hat jeden verhört, der damals dabei war, sowohl bei der Abordnung, die sich beim Dekan beschwert hat, als auch bei den Männern, die ihn vermöbelt haben. Aber sie konnten keinem was nachweisen. Schließlich wurde die Untersuchung eingestellt. Manche«, fügte er mit gewichtigem Gesichtsausdruck hinzu, »behaupten, dass er am Ende den Dingen zum Opfer gefallen wäre, von denen er dauernd faselte. Aber die offizielle Version ist, dass er wohl in die Wälder hinausgegangen und dabei umgekommen ist. War wohl nicht mehr ganz richtig im Kopf.«
    »Es wurde niemand angeklagt?«, vergewisserte sich Andara.
    »Niemand«, bestätigte Ashton-Smythe. »Wer auch? Langley war zwar ein bisschen komisch, aber im Grunde hatte er keine Feinde. Jedenfalls keine, die ihn so hassten, dass sie ihn einfach verschwinden lassen würden. Wahrscheinlich ist er von den gleichen Wölfen oder Bären gefressen worden, die den armen Ames und seine Söhne auf dem Gewissen haben. Hat sich ja auch dauernd in den Wäldern rumgetrieben. In Gegenden, die selbst die Eingeborenen meiden.«
    Andara schwieg eine ganze Weile. Was er gehört hatte, begann sich langsam zu einem Bild zusammenzusetzen, wenngleich ihm auch noch einige wichtige Teile des Puzzlespieles fehlten, damit es Sinn ergab. Aber eines war klar – aus welchem Grund ihn H.P. auch immer hierherbestellt hatte, es war nicht der, den er während ihres Gespräches vortäuschte. Er wurde weder von der Polizei noch von sonst wem gesucht, zumindest nicht hier in Arkham. Andara spürte einen heftigen Zorn auf H.P., den er aber rasch niederkämpfte. Er würde seine Gründe gehabt haben, so und nicht anders zu verfahren. Und Andara hoffte in seinem Interesse, dass sie gut genug waren. Wenn nicht, würde H.P. spüren, was es hieß, wirklichen Ärger zu haben.
    Wenn er ihn fand, hieß das.
    »Sie haben mir sehr geholfen, Mister Ashton-Smythe«, sagte er nach einer Weile. »Ich danke Ihnen. Und es bleibt dabei – ich bin niemals hiergewesen, und Sie haben niemals mit mir gesprochen.«
    »Ich hab’ schon vergessen, dass es Sie gibt«, erklärte Ashton-Smythe mit einem Grinsen, das wahrscheinlich mehrere Stufen weniger listig ausgefallen wäre, hätte er geahnt, dass er seinen morgendlichen Besucher wirklich vergessen würde, kaum dass dieser das Büro des Advertiser verließ.

Er war nicht sehr überrascht, von Miss Lugosi zu hören, dass H.P. während seiner Abwesenheit weder angekommen noch die angekündigte Nachricht geschickt hatte; ganz im Gegenteil hätte es ihn wohl eher erstaunt, wäre eines von beiden der Fall gewesen. Aber er verlängerte die Liste der Dinge, die er ihm antun würde, wenn er ihn wieder sah, in Gedanken um einen weiteren Punkt.
    Andara schlug Miss Lugosis Angebot, ihm ein Mittagsmahl zu bereiten, an diesem Tage aus – nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass sie irgend etwas von einem »gemütlichen Plausch«, hinzufügte. Und es kam noch etwas dazu: Er hatte das Haus nämlich kaum betreten, da begann er sich bereits wieder matt zu fühlen. Nicht wirklich müde; aber die Frische und Leichtigkeit, mit der ihn die klare Sommerluft Arkhams erfüllt hatte, wich beinahe augenblicklich aus seinen Gliedern. Er atmete nicht nur innerlich auf, als er das Haus wieder verließ und das Palace-Hotel ansteuerte, um dort zu Mittag zu essen. Den Weg zurück zu Miss Lugosis Pension, um nach H.P. zu fragen, ersparte er sich.
    Am frühen Nachmittag überquerte er den Fluss und machte sich auf den Weg zur Universität. Das große Gebäudekarre wirkte sonderbarerweise selbst jetzt, im hellen Licht des Tages, noch immer düster und irgendwie staubig, und sein allererster Eindruck, den er bei seinem Anblick gehabt hatte – nämlich der, viel mehr einer finsteren Trutzburg gegenüberzustehen, die sich auf absurde Weise aus dem England des frühen Mittelalters hierher verirrt hatte – bestärkte sich eher noch.
    Es waren sehr wenige Studenten zu sehen, selbst, als er den Campus betrat und auf eine mit

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