Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Süden«, sagte der Wirt nervös. »Zwei Meilen, bis Sie zu den großen Felsen kommen. Dahinter biegen Sie ab. Sie können das Haus gar nicht verfehlen. Aber geben Sie mir nicht die Schuld, wenn Ben Sie im Meer ersäuft.«
    »Aber woher denn?«, grinste Andara. »Wenn er es wirklich tut, kann ich es ja dann auch nicht mehr, oder?« Er lächelte freundlich, drehte sich betont langsam herum und verließ das Lokal.
    Sein Lächeln erlosch übergangslos, als er in die Nacht hinaustrat. Plötzlich begannen seine Hände zu zittern, so heftig, dass er Mühe hatte, den Zügel seines Pferdes loszuknoten. Während der letzten Minuten hatte er sich nicht erlaubt, irgend etwas zu empfinden, was dazu angetan gewesen wäre, ihn abzulenken, aber mit einem Male spürte er, welch entsetzlich bedrückende Atmosphäre in der Gaststube geherrscht hatte. Die Erwähnung des Namens Carson allein hatte ausgereicht, die Männer dort drinnen vor Angst erstarren zu lassen. Großer Gott, dachte er, wer mochte dieser Mann sein, der es fertig brachte, eine ganze Stadt in Schrecken und Angst zu versetzen, einfach dadurch, dass er da war?
    Mit einem Male war er sich gar nicht mehr so sicher, dass sein Vorgehen richtig war. Vielleicht wäre es klüger gewesen, etwas weniger direkt vorzugehen. Er hatte das unangenehme Gefühl, einen Fehler begangen zu haben. Einen schweren Fehler.
    Aber wenn, war es zu spät, ihn zu korrigieren.
    Mit einem Ruck riss er die Zügel herum und ritt los; nach Süden.
     
    Das Meer lag wie eine Ebene aus geschmolzenem Pech zur Linken, schwarz und lichtschluckend, und vor ihm ragten die Felsen auf; knorrige Schatten in noch tieferem Schwarz vor der Dunkelheit des Himmels. Er fror, denn obwohl die Nacht warm war und der Boden noch die gespeicherte Hitze des Tages atmete, hatte ihn ein eisiger Wind begrüßt, kaum dass er aus dem Wald geritten und das schmale Stück knochenweißen Sandes betreten hatte, das Land und Meer voneinander trennte. Und es war ein sehr eigentümlicher Wind. Im ersten Moment war es ihm kaum aufgefallen, aber nachdem er eine Weile am Strand entlanggeritten war, war die Kälte durch seine Kleidung und unter seine Haut gekrochen. Seine Fingerspitzen waren taub, und sein Gesicht prickelte, als scheuerten Millionen mikroskopisch feiner Glassplitter über seine Haut. Es war kein Seewind, böig und von dem eigentümlichen Aroma des Ozeans erfüllt, einer Mischung zwischen Salzwasser und dem Geruch nach Ferne und Grenzenlosigkeit, sondern ein beständiger, sehr gleichmäßiger Zug, jene Art von sehr unangenehmer Kälte, die einen an offen stehende Fenster und nicht richtig schließende Türen in einer kalten Winternacht denken ließ.
    Und er stank.
    Er stank nach fauligem Fisch, nach verrottendem Tang und noch etwas Anderem, unbeschreiblich Fremdem und Widerwärtigem, und es war der gleiche Geruch, den er in Miss Lugosis Pension gespürt hatte, nur viel viel intensiver.
    Sein Pferd begann zu scheuen, als er sich den Felsen näherte. Für einen Moment versuchte sich Andara einzureden, dass es nur der widerliche Geruch war, der es nervös machte, und den es mit seinen feinen tierischen Sinnen sehr viel deutlicher spüren musste als er. Aber er wusste auch im gleichen Moment, in dem er diesen Gedanken dachte, dass das nicht stimmte. Es war etwas anderes. Zwischen dem Gestank und dem unheimlichen, wispernden Rauschen der Brandung kroch noch etwas heran, irgend etwas, das auch er spürte, und das unendlich böse und lauernd war. Warum musste er plötzlich an eine Spinne denken, die reglos in ihrem Netz hockte und darauf wartete, dass die ahnungslose Fliege in ihr Netz ging?
    Er zügelte sein Tier, drehte sich halb im Sattel herum und starrte auf das Meer, dann zur anderen Seite. Nirgends war auch nur ein verdächtiger Schatten zu sehen, und doch …
    Vielleicht war er einfach nur nervös, versuchte er sich zu beruhigen. Der Besuch bei Miss Fallenthorpe hatte ihn innerlich mehr aufgewühlt, als er sich selbst eingestehen wollte, und die Feindseligkeit der Menschen aus Innsmouth hatte alles nur noch verschlimmert. Er wusste ja nicht einmal so recht, was er überhaupt hier wollte, denn bis auf die düsteren Andeutungen H.P.s und Miss Lugosis gab es keine offensichtliche Verbindung zwischen den sonderbaren Zwischenfällen in und um Arkham und den Carsons. Und Miss Fallenthorpes Worte – nun, sie war eine verstörte, durch und durch verängstigte alte Frau, die alles verloren hatte; nicht unbedingt das, was er einen

Weitere Kostenlose Bücher