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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinausgegangen. Zwei Tage und drei Nächte waren sie weg, und später hat mir Joe erzählt, dass sie tief drinnen im Indianergebiet waren, wo sich sonst niemand hintraut, aber der Winter hatte die Roten ja alle vertrieben. Und ein paar Tage später sind … sind Ames und die Jungen noch einmal rausgegangen, diesmal ohne den Professor. Sie sind nicht wiedergekommen. Nach einer Woche haben sie Ames gefunden, aber Joe und Mark sind … sind nie wieder aufgetaucht. Sie schluchzte, aber ihre Augen blieben trocken, als hätte sie alle Tränen schon vor langer Zeit verbraucht. Sie haben gesagt, es wäre ein Bär gewesen, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Es war dieses Ding. Das Ding, das wir gesehen haben.«
    »Haben Sie irgend jemandem davon erzählt?«, fragte Andara. »Außer dem Professor, meine ich?«
    Mrs. Fallenthorpe nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. »Zuerst. Aber niemand hat mir geglaubt. Und dann ist Ben Carson gekommen und …«
    »Und hat Sie bedroht, nicht weiter über Ihre Beobachtung zu reden«, vermutete Andara.
    Mrs. Fallenthorpe nickte. »Er hat gesagt, was … was Ames passiert ist, könnte Julie auch passieren. Und dass ich den Mund halten soll.« Plötzlich huschte ein Ausdruck jähen Schreckens über ihre Züge. »Sie werden doch niemandem sagen, was ich Ihnen erzählt habe?«, fragte sie.
    »Natürlich nicht«, antwortete Andara. »Ich kenne Ben Carson nicht persönlich, aber ich verspreche Ihnen, dass er Sie nicht mehr belästigen wird. Ich werde mit ihm reden.«
    »Niemand kann mit Ben Carson reden«, sagte Mrs. Fallenthorpe heftig. »Er ist kein Mensch. Er ist ein Ungeheuer. Alle haben Angst vor ihm, und mit recht. Er und seine Söhne terrorisieren ganz Innsmouth. Und wenn er erfährt, dass ich Ihnen alles erzählt habe, dann wird er hierherkommen.«
    »Das wird er nicht«, sagte Andara überzeugt. Er lächelte, um seine Worte zu bekräftigen. »Warum gehen Sie nicht von hier fort, Mrs. Fallenthorpe?«, fragte er. »Jetzt, wo Ihr Mann und Ihre Söhne nicht mehr da sind, bräuchten Sie nicht mehr hier zu bleiben. Gehen Sie irgendwohin, wo Carson Sie nicht erreichen kann.« Er lächelte, griff unter seinen Mantel und zog seine Brieftasche hervor. Er zählte drei Hundert-Dollar-Scheine ab, legte sie vor Mrs. Fallenthorpe auf den Tisch und machte eine auffordernde Kopfbewegung. »Ich wäre glücklich, wenn Sie das annehmen würden«, sagte er. »Nehmen Sie Ihre Tochter und gehen Sie fort, Mrs. Fallenthorpe. Ich werde Ihnen eine Adresse in New York aufschreiben, wo Sie Unterkunft und eine Anstellung finden – und eine ordentliche Schule für Ihr Kind. Gehen Sie fort, irgendwohin, wo Carson Sie nicht findet.«
    Mrs. Fallenthorpe zögerte. Der Anblick des Geldes – einer Summe, die sie in ihrem ganzen Leben wahrscheinlich noch nicht auf einen Haufen gesehen, geschweige denn besessen hatte – verwirrte sie zutiefst. Aber plötzlich streckte sie die Hand aus und schob die Noten über den Tisch zu Andara zurück.
    »Ich will Ihr Geld nicht«, sagte sie. »Das … das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich brauche es nicht. Julie und ich brauchen nicht viel, und im Sommer kann ich Kräuter und Wurzeln sammeln und verkaufen.«
    »Und Carson?«
    »Er würde mich überall finden«, sagte Mrs. Fallenthorpe überzeugt. »Wo soll ich hingehen? Ich … ich will nicht nach New York. Ich habe niemanden mehr außer Julie, und sie ist noch ein Kind. Ich habe immer hier gelebt.«
    »Überlegen Sie es sich«, sagte Andara, obwohl ihm eine immer lauter werdende innere Stimme riet, lieber den Mund zu halten. »Ich schicke Ihnen gerne einen Wagen, der Sie noch heute abholt. Ehe es dunkel wird, können Sie in der Bahn sitzen und wären in Sicherheit.«
    Mrs. Fallenthorpe schüttelte nur den Kopf. Aber in ihrem Blick war ein stummes Flehen, doch endlich aufzuhören.
    Andara schwieg betroffen. Er kam sich mit einem Male schäbig dabei vor, diese arme, verängstigte Frau nur noch weiter eingeschüchtert zu haben, schlicht und einfach dadurch, dass er da war. Sein Vorschlag war dumm gewesen. Und verletzend dazu. Wie hatte er sich auch nur eine Sekunde einbilden können, dieser Frau mit Geld helfen zu können?
    »Verzeihen Sie«, murmelte er. Mit einer fast hastigen Bewegung strich er sein Geld wieder ein, verstaute die Brieftasche und stand auf. »Sie haben mir sehr geholfen, Mrs. Fallenthorpe«, sagte er. »Wenn ich noch irgend etwas für Sie tun kann, dann sagen Sie es mir.«
    Mrs. Fallenthorpe

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