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Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Hexer-Edition 02: Als der Meister starb

Titel: Hexer-Edition 02: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wahrscheinlich täte ich es auch nicht, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Alles, was ich will, ist, dass Sie die Boote klarmachen und die Männer das Schiff aus diesem Nebel herausschleppen. Ein paar Meilen würden schon genügen. Sie verlieren unsere Spur, wenn wir uns bewegen.«
    »Sie sind verrückt«, entfuhr es Bannermann.
    »Vielleicht«, antwortete Montague ungerührt. »Aber das ist nicht Ihr Problem, Captain. Ich bezahle für die Extraarbeit. Jeder Mann, der ein Boot besteigt und rudert, bekommt eine Prämie von fünfzig englischen Pfund, sobald wir London erreicht haben.«
    »Fünf …« Bannermann schluckte sichtlich. »Wir brauchen zehn Mann pro Boot«, sagte er. »Das sind zweitausend Pfund, Montague.«
    »Ich kann auch rechnen«, knurrte Montague wütend. »Und mein Geld nutzt mir nichts mehr, wenn ich tot bin.« Er griff in die Westentasche, winkte mich heran und drückte mir einen winzigen silbernen Schlüssel in die Hand. »Geh in die Kabine, Robert«, sagte er. »Das ist der Schlüssel zu meiner Kiste. Offne sie und bring mir die braune Aktenmappe.« Zu Bannermann gewandt, fügte er hinzu: »Ich habe einen Kreditbrief der Bank of England bei mir, Captain. Wenn Sie darauf bestehen, kaufe ich Ihr Schiff.«
    Es war ungefähr das Falscheste, was er in diesem Augenblick tun konnte. Bannermann mochte ein gutmütiger Mensch sein, aber das, was Montague ihm jetzt anbot, hatte ungefähr die Qualität einer Ohrfeige. »Ich glaube, Sie können sich den Weg sparen, Mister Craven«, sagte er gepresst. »Ich brauche Ihr Geld nicht. Und kein einziger Mann meiner Besatzung wird auf Ihren Wahnsinnsvorschlag eingehen und das Schiff durch diesen Nebel schleppen. Der Nebel wird abziehen, und über kurz oder lang werden wir auch wieder Wind bekommen, Mister Montague. Wir warten.«
    Montague wollte widersprechen, aber er kam nicht mehr dazu.
    Hinter unseren Rücken erscholl ein heller, platschender Laut; ein Geräusch, als breche etwas mit Urgewalt aus der Wasseroberfläche hervor und fiele gleich darauf zurück; dann ein Schrei, so spitz und gellend, wie ich ihn noch nie zuvor in meinem Leben gehört hatte. Das Schiff erbebte wie unter einem Hieb. Montague, Bannermann und ich fuhren in einer einzigen Bewegung herum.
    Der Anblick, der sich mir bot, ließ mich erstarren. Es war kein Schrecken, keine Furcht, sondern etwas anderes, etwas, das viel, viel schlimmer war: eine eisige tödliche Leere, die sich wie eine lähmende Woge über meine Gedanken ergoss. Der Nebel war noch dichter geworden und hüllte jetzt die gesamte vordere Hälfte des Schiffes ein. Aber er war nicht dicht genug, um den Blick auf die Reling zu verdecken. Besser gesagt, auf ein klaffendes Loch am Bootsrand, an dem sich die stabile hölzerne Reling befunden hatte.
    Die Bootsplanken waren wie mit einer Säge durchtrennt, und man konnte unschwer die Abdrücke riesiger, monströser Zähne im Holz erkennen. Und der Matrose, der noch vor Sekunden an jener Stelle gestanden hatte, war spurlos verschwunden …
     
    Bannermanns Hände zitterten. Er hatte kein Wort gesprochen, seit wir das Achterdeck verlassen hatten, und selbst jetzt schien er noch Mühe zu haben, seine Fassung nicht vollends zu verlieren. Sein Gesicht war weiß; nicht einfach blass, sondern weiß.
    »Was ist … passiert?«, krächzte er mühsam. Die Frage galt einem der Matrosen, die aus allen Richtungen herbeigeeilt waren und das Loch im Schiffsrumpf in weitem Kreis umstanden.
    Der Mann schüttelte nervös den Kopf. »Ich … weiß es nicht«, murmelte er. Sein Blick flackerte unstet, und in seinen Augen war deutlich Angst zu lesen.
    »Verdammt, Mannings. Sie haben doch in der Nähe gestanden, als es passierte!«, blaffte Bannermann. »Sie müssen etwas gesehen haben.«
    »Ich … es … es ging zu schnell«, stotterte Mannings. »Es war plötzlich da und hat nach ihm geschnappt, und dann …«
    »Was war plötzlich da?«, fragte Bannermann scharf.
    Mannings senkte unsicher den Blick. »Ich weiß es nicht«, murmelte er. »Ein … ein Ding. Ich konnte es nicht richtig erkennen. Es war wie … wie eine Schlange, aber viel größer und dicker, und … es war grün und … und …«
    Bannermann keuchte. »Sie …«
    »Lassen Sie ihn, Captain«, fiel ihm Montague rasch ins Wort. »Der Mann hat recht.«
    Bannermann wollte auffahren, aber ein einziger Blick in Montagues Gesicht ließ ihn verstummen. Zwei, drei Sekunden lang hielt er Montagues Blick stand, dann wandte er sich mit einem Ruck um und

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