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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Stimme war jung und befehlsgewohnt und seine Bewegungen waren voller Kraft und Energie. Rasch wandte er sich um und ging mit weit ausgreifenden Schritten den fensterlosen Korridor entlang.
    An seinem Ende blieben die beiden Krieger stehen, während der Alte eine niedrige, metallbeschlagene Tür öffnete. »Holt Raoul«, befahl er dann.
    Schweigend entfernten sich die Krieger, um seinen Befehl auszuführen, während der Alte vollends durch die Tür trat und unschlüssig auf und ab zu gehen begann.
    Das Zimmer unterschied sich drastisch von der kahlen Felsenkammer, in der er aufgewacht war. Es war warm; man spürte die Hitze des brennenden Steines, der tief im Fels unter der Festung brodelte. Die Wände verbargen sich hinter Bahnen schweren, schwarzen Stoffes und der Boden war mit wertvollen Teppichen, Fellen und Stoffballen bedeckt.
    In der gegenüberliegenden Wand war eine Tür; niedrig, aus schweren, geschwärzten Bohlen gefertigt und mit vergoldeten Beschlägen und Ziernägeln versehen. Wo das Schloss sein sollte, prangte ein bizarres Symbol, das auf geheimnisvolle Weise in Bewegung zu sein schien. Fast, als lebe es.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis draußen auf dem Gang Schritte laut wurden und die Krieger zurückkamen. In ihrer Begleitung befand sich ein schmalschultriger, kleiner Mann mit schwarzem Haar und verschlagenen Augen, unter denen dunkle Tränensäcke hingen. Ein dünner Oberlippenbart versuchte vergeblich, seinem Gesicht einen Zug von männlicher Härte zu verleihen. Der Mann hatte Ähnlichkeit mit einer Ratte.
    »Herr!« Raoul senkte den Blick, verbeugte sich tief und erschrak sichtlich, als er das Blut auf Necrons Gewand sah. »Ihr seid verletzt, Herr!«
    Necron machte eine rasche, unwillige Geste. »Das spielt jetzt keine Rolle, Raoul«, sagte er. »Ich gehe fort. Solange ich nicht hier bin, wirst du für die Sicherheit der Festung verantwortlich sein.«
    »Ihr … geht fort?«, vergewisserte sich Raoul. Seine Stimme bebte und seine Hände vollführten kleine nervöse Bewegungen. »Aber Ihr seid doch gerade erst -«
    »Ich muss es tun«, unterbrach ihn Necron. »Ich habe herausgefunden, wo sich der Sohn des Magiers versteckt hält. Ich werde gehen und tun, was der Eid, den unsere Ahnen abgelegt haben, verlangt. Andaras Sohn muss sterben.«
    »Aber das … Ihr könnt einen anderen schicken!«, sagte Raoul zögernd. »Es ist gefährlich, Herr.«
    »Einen anderen?« Necron lächelte humorlos. »Einen wie Shannon, Raoul?« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe einmal den Fehler gemacht, Robert Craven zu unterschätzen.« Er schwieg einen Moment, um seinen Worten das gehörige Gewicht zu verleihen, straffte dann seine Gestalt und deutete auf die goldbeschlagene Tür am anderen Ende des Raumes. »Ich muss selbst gehen«, sagte er noch einmal.
    Raouls Blick huschte nervös über die Tür. Er schluckte ein paarmal. Seine Furcht war nicht mehr zu übersehen. Aber es war nicht die Furcht vor Necron oder der Macht, die er darstellte, es war die Angst vor dem, was hinter dieser Tür lauerte.
    »Ihr wollt … allein gehen?«, fragte er stockend. Sein Adamsapfel hüpfte hektisch auf und ab.
    »Nicht ganz allein«, erwiderte Necron. »Zehn deiner tapfersten Männer werden mich begleiten. Du wirst sie auswählen, während ich die nötigen … Vorbereitungen treffe.«
    »Nur zehn?«, entfuhr es Raoul. »Wäre es nicht besser, wenn -«
    »Nur zehn«, unterbrach ihn Necron. »Und nun geh. Geh und suche die besten Krieger aus, die du hast. Ich erwarte sie in einer Stunde hier.«
    Raoul nickte demütig, senkte das Haupt und entfernte sich, rückwärts gehend und von den beiden stummen Kriegern flankiert. Aber kurz, bevor er den Raum verließ, sah er noch einmal auf und was er erblickte, ließ ihn erbleichen.
    Necron hatte sich umgewandt und die Hände in einer beschwörenden Geste gegen die Tür ausgestreckt.
    Das formlose Ding, das dort anstelle eines Schlosses hing, hatte angefangen zu pulsieren.
    Es schlägt, dachte Raoul schaudernd. Es schlägt wie ein gewaltiges pulsierendes Herz …
     
    Den ganzen Vormittag über war es nicht richtig hell geworden. Ein grauer Nebel lag über der Stadt und wie immer, wenn man ungeduldig darauf wartet, dass die Zeit vergeht, schienen die Minuten zäh wie Sirup zu verstreichen.
    Gestern Nacht erst war ich nach einer vierwöchigen Schiffspassage und einer Tagesreise von Southampton in London eingetroffen. Nach den schrecklichen Vorfällen in Innsmouth musste ich

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