Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser
berührte.
»Robert!« Howards Stöhnen drang wie durch Watte an meine Sinne. Er wollte aufstehen, aber seine Beine gaben unter dem Gewicht seines Körpers nach. »Das Tor«, keuchte er. »Flieh. Benutze … das Tor …«
Noch einmal sammelte er alle Kräfte. Seine Hand vollführte eine rasche, ausholende Bewegung. Etwas Dunkles, Schlankes flog auf mich zu. Instinktiv griff ich danach, bekam es zu fassen und erkannte den Stockdegen, den ich vorhin am Kaminsims abgestellt hatte.
Die einzige Waffe, die einen Shoggoten zu töten imstande war!
Blitzschnell zog ich ihn aus seiner Fassung, die ihn wie einen gewöhnlichen Spazierstock aussehen ließ – und stieß ihn dem Priscylla- Shoggoten in die Brust.
Das Ungeheuer gab einen krächzenden, klagenden Laut von sich, taumelte einen halben Schritt zurück und griff sich mit seinen Klauen an die Brust. Ein neuer, dunkel glänzender Fleck erschien auf dem weißen Nachtgewand; die schwarze, unheimliche Flüssigkeit, die im Leib dieser Protoplasma-Wesen pulsierte. Grauer, übel riechender Dampf quoll unter seinem Kleid hervor. Der Auflösungsprozess hatte begonnen und es gab keine Macht des Universums mehr, der ihn noch aufzuhalten imstande war.
Aber ich kannte diese Wesen zu gut, um nicht zu wissen, dass es noch immer gefährlich war. Es würde sterben – soweit etwas, das nie gelebt hatte, überhaupt sterben konnte – aber es war noch immer gefährlich.
Ein wütendes Knurren kam über die Lippen des Scheusals.
Mit tappenden, wankenden Schritten kam es wieder auf mich zu. Unter seinem Gewand brodelte und zischte es; eine Spur grauen, kochenden Schlammes blieb auf dem Teppich zurück, wo sich das schwarze Protoplasma seines Körpers wie unter der Einwirkung einer ätzenden Säure auflöste.
»Wir kriegen dich!«, kicherte es. »Du wirst sterben, Robert Craven!«
»Das Tor!«, keuchte Howard. »Flieh, Robert!«
Der Shoggote stieß ein krächzendes Brüllen aus und warf sich mit weit ausgebreiteten Tentakeln in meine Richtung.
Ich versuchte ihm auszuweichen, stolperte über Rowlfs reglosen Körper und schlug der Länge nach hin. Instinktiv umklammerte ich den Knauf des Stockdegens mit beiden Händen und stieß der heranstürmenden Kreatur die Waffe entgegen.
Selbst wenn der Shoggote die Gefahr bemerkte, so blieb ihm keine Zeit mehr, darauf zu reagieren. Sein eigener Schwung trug ihn vorwärts und stieß den Degen ein zweites Mal fast bis zum Heft in seine Brust.
Der Aufprall riss mir die Waffe aus der Hand und betäubte mich fast. Wie durch einen wogenden Schleier sah ich, wie sich der Shoggote aufbäumte, mit beiden Pranken an die Brust griff und die Waffe mit einem einzigen, wütenden Ruck herausriss.
Der Degen flog im hohen Bogen davon und blieb zitternd wie ein Pfeil in der Holzvertäfelung neben der Standuhr stecken.
Der Shoggote taumelte, bereits halb aufgelöst. Die Verletzung machte ihn rasend vor Schmerz. Seine Hände verwandelten sich zu übergroßen Hummerscheren, die mit einem ekelhaften Geräusch nach meinem Gesicht schnappten.
»Das Tor!«, brüllte Howard zum dritten Mal. »Flieh, Robert!«
Die Scherenhände des Shoggoten zertrümmerten den Schreibtisch, hinter dem ich Deckung gesucht hatte. Ein einziger Hieb dieser Monster-Arme musste mir die Knochen brechen, das wusste ich.
Ich musste mir den Degen wieder holen! Nur damit konnte ich dem Shoggoten vielleicht noch lange genug Paroli bieten, bis er sich völlig aufgelöst hatte. Howard schrie noch immer, aber der Shoggote vollführte einen solchen Lärm, dass ich seine Worte nicht verstand.
Ich prallte gegen die Standuhr, wich einem weiteren Hieb des Monstrums aus und riss mit beiden Händen den Degen aus dem Holz.
Im gleichen Moment schloss sich der Arm des Shoggoten von hinten um meinen Hals.
Der Schmerz war unbeschreiblich. Die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst. Feuerringe tanzten vor meinen Augen. Blind vor Schmerz schlug ich mit dem Degen um mich, traf irgendetwas Weiches, Schwammiges.
Schwarzes Blut besudelte mein Gesicht und plötzlich schleuderte mich das Wesen mit seiner ganzen Kraft von sich. Ich spürte, wie ich gegen die Uhr geworfen wurde und das morsche Holz barst, streckte instinktiv die Hände aus – und griff ins Leere.
Zwei, drei Sekunden vergingen, ehe ich merkte, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein musste.
Das Zimmer, Howard, Rowlf, der Shoggote, die Standuhr das alles war verschwunden. Um mich herum war nichts als eine gigantische, vollkommen leere Ebene,
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