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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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trugen absurde Konstruktionen in der fremdartigen, unangenehmen Geometrie der GROSSEN ALTEN. Brücken und Stege reckten sich wie greifende Arme empor und endeten im Nichts …
    Ich weiß nicht, wie lange der Vorgang dauerte. Das Wasser überschüttete uns mit Schaum und Salz und Kälte und die Insel stieg weiter aus den Wogen empor, wuchs und wuchs und wurde zu einer gigantischen Abscheulichkeit. Immer mehr und mehr Gebäude, Türme und absurd geformte Dinge wuchsen aus den Fluten empor und endlich erhob sich vor uns mit einem Schlag, als würde die Wasseroberfläche von einem Axthieb gespalten, ein schmaler, geländerloser Steg; eine Brücke, die sich über das tobende Wasser hinweg zu den Ufern der schwarzen Stadt spannte.
    Schließlich, nach einer Ewigkeit, beruhigte sich das Meer, die Wogen wurden wieder kleiner und der Ozean hörte auf zu toben.
    Looskamps Schritte drangen wie ein Laut aus einer fremden, irrealen Welt in meine Gedanken, als er neben mich trat. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren; er wirkte nicht nur bleich, er war weiß vor Furcht und Entsetzen.
    Und als ich seine Augen sah, erkannte ich, dass er so genau wie ich wusste, dass wir das Ziel unserer Suche erreicht hatten.
    Ich hätte es wissen müssen, schon beim ersten Mal, als ich diese Monstrosität erblickte, damals noch auf dem Grunde des Salzsees gefangen und auf den Augenblick seines Erwachens wartend. Aber ich erkannte es erst jetzt.
    Trotzdem war es Looskamp, dessen Lippen das verfluchte Wort formten, den Namen dieser Stadt, die durch die Legenden geisterte und niemals hätte auferstehen dürfen. Seine Lippen bebten und als er das Wort aussprach, klang es wie ein Fluch.
    »R’lyeh!«
     
    Seine Unsicherheit wuchs. Die Sterblichen waren in seine Falle gegangen, wie es geplant hatte. Sie wehrten sich kaum; die wenigen Diener, die sie auf ihrem Wege vernichtet hatten, waren nicht der Rede wert. Sie waren ersetzbar. Wenn es gewollt hätte, hätte es Millionen von ihnen erschaffen können. Aber es war nicht nötig. Es war nicht einmal nötig, die Sterblichen in die Richtung zu treiben, in der es sie haben wollte; sie kamen freiwillig, näherten sich dem Zentrum seiner Macht wie Schlachtvieh der Bank und schienen es kaum erwarten zu können, ihm gegenüberzutreten, närrisch, wie sie waren.
    Alles lief wie geplant.
    Und doch war etwas anders. Etwas, das es sich nicht erklären konnte.
    Es spürte die Präsenz einer weiteren, fremden Macht, noch schlafend, aber bereit und lauernd. Für einen Moment überlegte es ernsthaft, seine Pläne zu ändern und seine Diener auszuschicken, um sie zu vernichten, schnell und ehe sie seinem verwundbaren Herzen noch näher gekommen waren. Aber dann verwarf es den Gedanken wieder. Was immer dieses schlummernde Etwas war, würde das Opfer nur vergrößern, seine eigene Macht mehren.
    Schweigend sah es zu, wie sich die Falle hinter den Sterblichen endgültig schloss.
     
    Die Brücke war nicht lang, und dennoch kam mir der Weg hinüber zur Insel vor wie eine Ewigkeit; jeder Schritt schien uns weiter von ihr fort zu führen statt näher heran, und die unwirkliche Architektur der GROSSEN ALTEN gaukelte meinen Augen Dinge vor, die in krassem Gegensatz zu dem standen, was mir mein Gleichgewichtssinn und die anderen Sinne sagten.
    Der Steg begann unmittelbar am Ufer, als hätte er all die Jahrmillionen unbemerkt wenige Zentimeter unter dem Sand begraben gelegen und nur darauf gewartet, wieder aufzutauchen, und führte in kühnem Schwung zu der Insel hinüber, aber er war glatt und rund und ohne Geländer und in seiner Mitte schwang er sich mehr als hundert Yard weit in die Höhe, sodass ein Sturz ins Meer so tödlich gewesen wäre wie auf massiven Fels.
    Trotzdem hatte nicht einer von Looskamps Männern auch nur gezögert, die Brücke zu betreten. Es war kein Zufall, dass die Insel ausgerechnet jetzt aus den Fluten emporgetaucht war, so wenig, wie das Auftauchen dieser Brücke zufälliger Natur sein konnte.
    Sie war eine Einladung, eine stumme Aufforderung, hinüberzugehen und zu tun, weshalb wir gekommen waren.
    Und gleichzeitig war es eine Warnung, bedeutete ihr Vorhandensein doch, dass die Labyrinthkreatur wusste, dass es uns gab und wo wir waren.
    Mein Herz schlug langsam und schwer wie ein altes, bronzenes Läutwerk, als wir uns der abwärts geneigten Krümmung der Brücke näherten und unsere Schritte uns wieder dem Wasser entgegenbrachten, gleichzeitig aber auch der Insel, auf deren Fels die verfluchte

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