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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewohnt war.
    Es gab störende Einflüsse hier. Sonderbare Gedanken, die es nie gedacht hatte, und Gefühle, die es nie gefühlt hatte, begannen von ihm Besitz zu ergreifen. Zum ersten Mal in seiner nach Äonen zählenden Lebensspanne begann es an der Richtigkeit seines Tuns zu zweifeln. Es war gewohnt, Schicksale zu manipulieren und Leben zu opfern wie Figuren auf einem Schachbrett. Es hatte sich nie etwas dabei gedacht. Jetzt war es, als wispere eine Stimme hinter seinen Gedanken. Eine Stimme, die fremd und erschreckend war.
    Es wurde Zeit, dass es diesen sonderbaren Ort mit seinen störenden Einflüssen verließ. Vielleicht auch diesen Körper, wenngleich es ein seltsames Vergnügen dabei empfand, ihn zu benutzen.
    Nach einer Weile – einer Stunde, vielleicht auch zwei – durchdrang ein leises Schaben und Kratzen die unheimliche Stille des Kellergewölbes und aus einer schmalen Spalte in einer der Wände huschte ein fußlanger, massiger Körper auf die Kniende zu.
    Dunkle Augen musterten das starre Gesicht des Mädchens mit einer Mischung aus Ehrfurcht und mühsam zurückgehaltener Gier. Winzige Krallen scharrten über den Stein wie in bohrender Ungeduld. Eine zweite Ratte erschien, ebenso fett und abstoßend wie die erste, dann eine dritte, vierte und fünfte. Schließlich, nachdem die Tiere auf die Frau zugehuscht waren und in einem Halbkreis, der zu perfekt war, um noch zufälliger Natur zu sein, vor ihr Aufstellung genommen hatten, trippelte eine sechste Ratte aus ihrem Versteck hervor.
    Sie war beinahe doppelt so groß wie die anderen. Ihr Fell war weiß, nicht grau, und ihre Augen waren von einem dunklen, an die Farbe geronnenen Blutes erinnernden Rot. Langsam näherte sie sich dem Mädchen, blieb auf Armeslänge vor ihm sitzen und starrte es durchdringend an.
    Nichts war zu hören. Kein Laut, kein Geräusch, nicht einmal die Atemzüge des Menschen oder der sechs Tiere, die seinem unhörbaren Ruf gefolgt waren. Nur ihre Blicke sprachen miteinander.
    Nach einer Weile erwachte die Albinoratte aus der Starre. In ihrem Blick war plötzlich ein neuer, beinahe wissender Ausdruck.
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin wandten sich die sechs Tiere um und huschten davon. Und auch das Mädchen stand nach einer Weile auf, löschte die Laterne und verließ das Gewölbe.
    Aber es ging jetzt nicht mehr in sein Zimmer zurück.
     
    Die Tiere waren überall. Und es waren nicht Hunderte, sondern Tausende: Ratten aller nur denkbaren Größe und Rasse, alte und junge Tiere, Ratten von wenig mehr als Mausgröße bis hin zu terriergroßen Bestien. Und der Ring der Tiere schloss sich unbarmherzig!
    Wie eine braune Flutwelle ergossen sie sich aus Kellerfenstern und Gullys auf die Straße, eine quirlende, quietschende Armee braungrauer struppiger Körper, die rasend schnell näher kam. Sekunden, ehe sie den Wagen erreichten, teilte sich der rasende Strom in zwei ungleichmäßige Hälften, wie ein Meer, das sich vor einem Felsen teilt, um ihn zu umspülen. Trotzdem stiegen die beiden Pferde schrill wiehernd auf die Hinterläufe. Eines der Tiere stürzte, verhedderte sich im Zaumzeug und blieb liegen. Das andere zerrte verzweifelt an den ledernen Riemen, die es hielten. Dann berührte eine Ratte eher versehentlich seinen Hinterlauf und das Tier drehte vollkommen durch. Mit einem irrsinnigen Kreischen bäumte es sich noch einmal auf, versuchte loszurennen – und riss das ganze Fuhrwerk um.
    Lady Audleys angsterfüllte Schreie gingen im Schmerzgebrüll der beiden Pferde und dem Krachen und Splittern der umstürzenden Kutsche unter. Sekunden später überspülten die Ratten den Wagen und die beiden Tiere wie eine Flutwelle aus lebendem braunem Morast. Rowlf versuchte noch, das umgestürzte Fuhrwerk zu erreichen, kam aber nicht weit, als sich gleich Dutzende von Rattenzähnen in seine Hände und durch seine Hosenbeine gruben.
    Aber all das registrierte ich nur am Rande, denn sowohl Howard als auch ich sahen uns plötzlich von einer ganzen Armee gierig zischelnder Ratten eingekreist! Zwei, drei Sekunden lang begnügten sich die Tiere damit, den Kreis um uns herum zu schließen – und dann griffen sie an.
    Plötzlich schien die Welt nur noch aus braunen und grauen Fellen und scharfen Krallen und schnappenden Zähnen zu bestehen. Ich riss die Hände vor das Gesicht, als ein Dutzend Tiere seine Zähne in meine Arme und Hände grub.
    Neben mir schrie Howard wie von Sinnen. Ich sah, dass die Ratten in dichten Trauben auf seinem Rücken und in

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