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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wütenden Bewegung beiseite, trat an mir vorbei und streckte die Hand nach der Türklinke aus. »Warte hier auf mich«, sagte er. »Ich kläre die Angelegenheit.«
    Ich hielt ihn mit einem raschen Griff zurück. »Das hat doch keinen Sinn«, sagte ich. »Cohen hat ja Recht. Ich kann nicht die Hände in den Schoß legen und so tun, als wäre nichts geschehen.«
    »Natürlich nicht«, schnappte Gray. Seine grauen, von einem Netzwerk winziger Fältchen eingefassten Augen blitzten. »Aber ich kenne Cohen. Wenn er keinen Dämpfer bekommt, wird er dein Schweigen als Zeichen von Furcht auffassen und das nächste Mal einen Schritt weiter gehen. Warte unten in der Halle auf mich. Das hier dauert nur einen Moment.« Damit drückte er die Klinke herunter und stürmte in Cohens Büro, ohne sich die Mühe zu machen, anzuklopfen.
    Einen Moment lang blickte ich die geschlossene Tür noch kopfschüttelnd an, dann wandte ich mich nach links und ging langsam den nur schwach erhellten Korridor zur Treppe hinab. Vermutlich hatte Gray Recht – man musste Leuten wie Cohen auf die Finger klopfen, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, dass sie anfingen, Katz und Maus zu spielen und einem dabei die Rolle der Maus zudachten. Aber meine Fähigkeit, Konflikte auszutragen, war einfach erschöpft. Ich war müde, fühlte mich schwach, hatte Hunger und Durst und in meinem Kopf drehte sich alles. Im Grunde wollte ich nur noch nach Hause.
    Ich ging die Treppe hinunter und trat in die hohe, nach vorne offene Säulenhalle hinaus. Obwohl es für diese Jahreszeit kalt war, fühlte ich mich im Freien einfach wohler. Es war absurd – die Beamten von Scotland Yard und ich waren im Grunde Verbündete, die zusammenhalten sollten. Aber im Augenblick waren sie meine Feinde.
    Fröstelnd zog ich den Mantel enger um die Schultern zusammen, trat an den Straßenrand und winkte einer Mietdroschke. Die ersten beiden Fuhrwerke rollten einfach vorbei, obgleich ich deutlich erkennen konnte, dass sie nicht besetzt waren. Aber die Kutscher hatten wohl meinen zerfetzten Mantel und den blutigen Anzug darunter gesehen und angesichts des Hauses, vor dem ich stand, einen zwar verständlichen, aber falschen Schluss daraus gezogen.
    Erst der dritte Kutscher hielt an und fragte brummig nach der Adresse, zu der er mich fahren sollte. Als ich sie ihm nannte, erbleichte der Mann, denn Ashton Place gehörte zu den Orten, mit denen man Dinge wie goldene Toilettenschüsseln und diamantbesetzte Türknöpfe in Verbindung bringt. Aber an diesem Tag vermochte ich mich nicht recht über seine Verblüffung zu amüsieren.
    Als sich der Wagen in Bewegung setzte, blickte ich eher zufällig aus dem Fenster und zum Gebäude von Scotland Yard zurück.
    Auf der breiten Freitreppe saß eine Ratte und starrte mir nach.
     
    Mit dem Licht des neuen Tages war das grüne Wabern und Wogen blasser geworden. Aus der gleißenden Kuppel war ein blasser Schein geworden, nicht mehr als ein sanfter, kaum noch wahrnehmbarer Hauch im hellen Glanz der Sonne. Dafür hatte das Pulsieren am Grunde des Grabes zugenommen. Aus den finsteren Schatten waren Arme geworden, ein zuckender, auf schwer zu beschreibende Weise fließender Körper mit lichtlosen Augen aus Flecken treibender Schwärze, deren Blick älter als die Welt war, die sie sahen.
    Die Fremde hatte wieder am Kopfende des Grabes Aufstellung genommen und wie während der Nacht waren Penwick und Rowland an den beiden Längsseiten der rechteckigen Grube aufmarschiert und zur Reglosigkeit erstarrt. Bizarre menschliche Statuen mit übergroßen Rattenköpfen, deren schwarze Augen das Licht der Sonne wie polierte Knöpfe widerspiegelten …
    Auch die Ratten waren wieder da, eine wirbelnde, amorphe Masse graubraunschwarzer Körper, die die drei Gestalten und das offene Grab in respektvollem Abstand umgaben.
    Der Friedhof selbst war kaum wiederzuerkennen. Die meisten Grabsteine und -platten waren umgeworfen oder zerschlagen, zahllose Gräber geöffnet, die Särge darin zerborsten und mit brutaler Kraft aufgebrochen, sofern sie nicht schon von selbst verfault und bei der ersten Berührung zerfallen waren. Nur wenige Gräber waren noch unversehrt.
    Lange Zeit stand die Fremde mit dem knöchernen Rattenschädel still da, dann, wie auf ein geheimes Zeichen hin, erwachte sie aus ihrer Starre, hob den Arm und stieß einen absurd klingenden Laut aus, wie ihn eine menschliche Kehle niemals zustande gebracht hätte. Am anderen Ende des Friedhofes entstand Bewegung und zwei der

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