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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Chor geworden sein, dem fanatischen Schreien aus hunderten und aberhunderten von Kehlen, mit dem sie ihn riefen.
    Several runzelte verwirrt die Stirn, als ihr die Bedeutung dieses Gedankens klar wurde. Woher wusste sie das? Woher wusste sie mit einem Male Dinge, die sie gar nicht wissen konnte?
    Sie kam zu keinem befriedigenden Ergebnis und verschob die Lösung dieses neuerlichen Rätsels auf später; wie die so vieler. Robert hatte gesagt, dass sie bis kurz vor Sonnenaufgang warten sollte, ohne das Haus zu verlassen, und irgendetwas war an seiner Art zu reden gewesen, was es ihr unmöglich machte, nicht zu gehorchen.
    Sie stand auf und wollte zum Fenster gehen, aber noch bevor sie es erreichte, hörte sie die Tür im Erdgeschoss und blieb wieder stehen. Eine Stimme sagte etwas, das sie nicht verstand, und kurz darauf polterten die schweren Schritte von zwei oder auch drei Männern die Treppe herauf. Several drehte sich zur Tür. Seltsam – sie hätte Angst haben müssen, aber sie fühlte nichts, nicht einmal Erschrecken.
    Nicht einmal, als die Tür aufging und die hochgewachsene Gestalt unter der Öffnung erschien. In ihr war nur ein sonderbares Gefühl, als wäre etwas eingetroffen, worauf sie schon lange gewartet hatte.
    »Komm mit mir, Several«, sagte McGillycaddy.
    Several gehorchte.
     
    Ich hatte das Gefühl, nicht sehr lange ohne Bewusstsein gewesen zu sein. Ich fror erbärmlich und nach der Kälte war das Nächste, was ich fühlte, ein brennender Schmerz, als hätte ich einen nadelgespickten Handschuh über die rechte Hand gestreift. Ich blinzelte, unterdrückte ein Stöhnen und öffnete vorsichtig die Augen.
    Mildes elektrisches Licht erfüllte den Raum, in dem ich mich befand. Knapp zwei Meter über meinem Kopf spannte sich eine leicht gebogene Decke aus poliertem Metall und rechts von meinem Bett war ein rundes, jetzt allerdings sorgsam mit einem schweren samtenen Vorhang abgedecktes Bullaugenfenster.
    Der Anblick ließ meine Erinnerungen schlagartig zurückkehren. Erschrocken setzte ich mich auf – und fiel ziemlich unsanft wieder in die Kissen zurück, als mir jemand einen Stoß vor die Brust versetzte. Eigentlich war es kein wirklicher Stoß, sondern nur ein sanfter Schubser, aber benommen, wie ich war, ließ er eine Woge rasender Wut in mir aufsteigen.
    »Bleiben Sie liegen, junger Mann«, sagte eine Stimme neben mir. Zornig wandte ich den Kopf und blickte in ein streng geschnittenes Gesicht mit fast schwarzer Haut und kurzem krausen Haar.
    »Was soll das?«, fragte ich ärgerlich.
    »Was das soll, kann ich Ihnen erklären«, unterbrach mich mein Gegenüber. »Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen eine Injektion zu geben, die Ihre Schmerzen lindert. Aber Sie sollten noch zehn Minuten warten, bis das Medikament wirkt. Sonst wird Ihnen nämlich so übel wie noch nie zuvor in Ihrem Leben, mein Freund.«
    Verwirrt starrte ich den Farbigen an, dann grub ich den Arm unter der Bettdecke hervor und hob ihn vor die Augen. Meine rechte Hand war unter einem weißen Verband verschwunden, der sich fast bis zum Ellbogen hinaufzog und so stramm angelegt war, dass ich nicht einmal einen Finger bewegen konnte. Und er tat verdammt weh.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich, schon etwas friedlicher gestimmt. »Und was ist geschehen?«
    Mein Gegenüber lächelte freundlich. »Mein Name ist Oobote«, sagte er. »Ich bin Arzt. Und ich denke, ich hole Ihnen jemanden, der Ihnen alles viel besser erklären kann.« Er stand auf, ließ seine Injektionsspritze nachlässig in der Tasche seines weißen Kittels verschwinden und ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen und sagte: »Aber tun Sie sich selbst und dem armen Matrosen, der diesen Raum sauber halten muss, einen Gefallen und bleiben Sie liegen, Mister Craven.«
    Damit verschwand er und ich blieb allein zurück. Neugierig sah ich mich um. Ich war nicht in der Kabine, in der ich mich bei meinem ersten Besuch auf der NAUTILUS aufgehalten hatte. Diese Kammer war größer und sehr viel kostbarer eingerichtet. Das Bett, in dem ich erwacht war, schien handgeschnitzt und musste mindestens hundert Jahre alt sein und in den Bildern, die die Metallwände zierten, glaubte ich einige alte Meister zu erkennen, obgleich ich alles andere als ein Kunstkenner war. Die Einrichtung war spärlich, aber erlesen genug, dem Buckingham-Palast zur Zierde zu dienen. Ich vermutete, dass es sich um Nemos Privatkabine handelte.
    Ich wartete etwa zehn Minuten, bis das halbrunde Metallschott wieder

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