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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auszugleichen, der mich vom Schiff wegtreiben wollte, näherte mich mühsam der gewaltigen gebogenen Scheibe und schlug so heftig mit den Fäusten dagegen, wie ich nur konnte. Die Schläge dröhnten geisterhaft laut durch den Rumpf des Schiffes. So kristallklar das Glas des Bullauges von innen war, so schwer war es, von außen in das Schiff hineinzusehen; ich erkannte nicht mehr als verschwommene Umrisse. Aber immerhin bewegten sie sich, was mir bewies, dass an Bord des Schiffes zumindest noch ein paar Überlebende waren.
    Als sie meine Faustschläge hörten, kam hektische Bewegung in die Gestalten hinter der Scheibe. Drei, vier von ihnen näherten sich dem Bullauge und begannen heftig zu gestikulieren und in einer der Gestalten glaubte ich Nemo zu erkennen, war mir aber nicht sicher.
    Ich schlug noch einmal mit der flachen Hand gegen das Glas, streckte die Arme nach beiden Seiten aus und hob die Handflächen nach außen, um anzudeuten, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Nemo schien die Geste zu verstehen, denn er begann seinerseits heftig zu gestikulieren, deutete nach unten und dann zum Heck des Schiffes und schließlich verstand ich. Immerhin hatte er mir die NAUTILUS nicht umsonst ganz genau gezeigt, bevor ich von Bord gegangen war. Offenbar wollte er mich auf die Schleuse aufmerksam machen, die unterhalb des Schiffes angebracht war und ein Aussteigen unter Wasser möglich machte. Selbst jetzt, wo die NAUTILUS mit deutlicher Schlagseite dalag, musste sie noch zu passieren sein.
    Ich nickte übertrieben heftig, um Nemo zu bedeuten, dass ich verstanden hatte, deutete in die gleiche Richtung wie er und wollte mich entfernen, aber Nemo fuhr fort, zu gestikulieren und wie wild mit den Händen zu fuchteln, so dass ich noch einmal zurückschwamm und das Gesicht gegen die Scheibe presste.
    Nemo schüttelte den Kopf, dass seine schütteren Haare flogen. Immer wieder deutete er auf den Boden, manchmal auch auf die Decke oder die Wände, schüttelte den Kopf und machte hektische Gesten, deren Bedeutung ich nicht verstand. Er wollte mir irgendetwas sagen, das war klar, aber ich begriff einfach nicht, was. Annähernd fünf Minuten blieb ich wassertretend vor dem Bullauge hängen, während Nemo auf der anderen Seite versuchte, die Weltmeisterschaft im Grimassenschneiden zu gewinnen, dann schüttelte ich entschieden den Kopf, drehte mich herum und begann zum Heck der NAUTILUS zurückzuschwimmen.
    Ich schlug seine Warnung keineswegs in den Wind, sondern nahm sie sehr ernst. Aber so aufmerksam ich mich auch umsah, es schien nichts zu geben, was mir irgendwie gefährlich werden konnte. Ich sah nicht einmal einen Fisch. Der See schien in weitem Umkreis um die gestrandete NAUTILUS wie ausgestorben.
    Wieder fiel mir die mattschwarze Färbung des Schiffsrumpfes auf. Das blau schimmernde Metall, aus dem das phantastische Schiff gebaut war, war blind und farblos geworden, und zwar überall, nicht etwa nur hier und da, was auf die Spuren einer Explosion hingedeutet hätte. Neugierig – und wider besseres Wissen – schwamm ich dicht an den Rumpf der NAUTILUS heran und streckte die rechte Hand aus.
    Der Stahl des Schiffsrumpfes glänzte noch wie früher, aber er war zur Gänze unter einer dünnen, lederartigen schwarzen Schicht verschwunden, die das Schiff wie eine zweite Haut aus Gummi überzog und sich jeder Kante, jedem Vorsprung und jeder Niete anpasste.
    Und eine Sekunde später wusste ich auch, wovor mich Nemo hatte warnen wollen.
    Im gleichen Augenblick, in dem meine Finger die schwarze Schicht berührten, lief eine zuckende Bewegung durch die Masse und etwas wie ein fingerloser Arm schnappte hoch und schmiegte sich sanft, aber trotzdem sehr kraftvoll, um mein Handgelenk.
    Verzweifelt warf ich mich zurück, aber so dünn und weich das schwarze Material aussah, so zäh war es in Wirklichkeit. Mein Arm saß so unverrückbar in der Masse fest, als wäre er angewachsen.
    Und dann sah ich etwas, was mir schier das Blut in den Adern gerinnen ließ …
    Die schwarze Gallerte umschloss meine Hand und einen Teil meines Unterarmes wie ein widerlicher Handschuh, aber sie gab sich nicht damit zufrieden, mich einfach festzuhalten, sondern kroch langsam, aber unaufhaltsam, an meinem Arm empor!
    Ich schrie auf und begann wie von Sinnen mit den Beinen zu strampeln – mit dem einzigen Ergebnis freilich, dass meine Füße den Schiffsrumpf berührten und ich plötzlich auch dort festklebte. Ich bäumte mich auf, zerrte und zog mit aller

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