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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nahm und entsicherte.
    Aber meine Vorsicht war überflüssig. Schon in der Nähe des Schiffes war mir aufgefallen, wie tot und ausgestorben der See wirkte; nur hatte ich es da auf das schwarze Ungeheuer geschoben, das alles in seiner Reichweite befindliche Leben vernichtet haben mochte.
    Aber auch hier, fast eine Meile von der NAUTILUS entfernt, rührte sich nicht das kleinste Anzeichen von Leben. Dabei war der See voll von Fischen und anderem Getier gewesen, als ich das erste Mal hier herabgetaucht war. Jetzt schien ich durch ein ausgestorbenes Gewässer zu schwimmen. Hier unten regierten nur die Nacht und das Schweigen.
    Meine Handflächen wurden feucht vor Erregung, als ich mich dem Gebäude näherte. Der dreieckige Eingang war zusammengestürzt, sodass es dort kein Durchkommen mehr gab, aber die Löcher in den Wänden waren groß genug, einen Riesenhai hindurchzulassen. Ich wechselte die Harpune von der rechten in die linke Hand, tastete mich mit der Rechten an den zerborstenen Felsen entlang und drang zum zweiten Mal ins Innere von Dagons Pyramide ein.
    Auch hier drinnen rührte sich nichts. Die einzige Bewegung war der Schlamm, den ich durch meine eigenen Schwimmbewegungen aufwirbelte. Ich schwamm durch fast vollkommene Finsternis, und zwei- oder dreimal stieß ich so heftig mit dem Helm gegen ein Hindernis, dass ich ernsthaft befürchtete, den Anzug zu beschädigen.
    Dann erreichte ich einen größeren Raum. Die Wände wichen zurück und schufen einen gewaltigen, fünfeckigen Saal, der fast vollkommen von den grünen Leuchtalgen erfüllt war. In seiner Mitte thronte ein finsterer, schwarzer Altar.
    Es war ein getreuliches Ebenbild der Kammer, die ich unter McGillycaddys Gut gefunden hatte. Und diesmal beschloss ich, sie näher zu untersuchen. Nach einem letzten, sichernden Blick in die Runde steckte ich meine Harpune ein, schwamm zu einer dar Wände hoch und begann die Zeichen und Bilder zu betrachten, die sie bedeckten.
    Das meiste davon war mir unverständlich; Worte in einer Sprache, die untergegangen war, lange ehe das römische Reich entstand, ja, lange vor Troja und Hellas.
    Aber dafür verstand ich die Bilder.
    Sie waren fünftausend Jahre alt, aber sie erzählten eine Geschichte, die auch jetzt noch nichts von ihrem Schrecken verloren hatte. Dagons Geschichte, vor zweitausend Generationen in den Fels geschlagen und für die Ewigkeit aufbewahrt.
    Dagon war erschienen, als dieses Land von primitiven Volksstämmen bewohnt gewesen war, Menschen, für die Blitz und Donner mächtige Götter und eine Sonnenfinsternis schreckliches Unheil bedeuteten.
    Er war als Gott erschienen und sie hatten ihn verehrt wie einen Gott. Sie hatten ihm Menschen- und Tieropfer gebracht, Erntegaben und die Schätze, die sie ihrem Land entrissen hatten. Sie hatten ihn als Gott verehrt und er hatte ihnen – wie es sich für einen richtigen Gott gehörte – das Paradies versprochen.
    Bis zu diesem Punkt war die Geschichte Dagons ganz genau so, wie ich sie erwartet hatte. Und dann änderte sie sich. Schlagartig.
    Es war schwer, die zum Teil verwirrenden Bilder in die richtige Reihenfolge zu bringen und ihre Botschaft zu entziffern, aber es gelang mir und was ich aus den steinernen Fresken las, ließ mich schaudern.
    Dagons Versprechen auf das Paradies und das ewige Glück waren ungleich deutlicher als etwa die der Bibel oder des Korans. Er versprach ihnen ein neues Land, eine Welt, in der sie allein und glücklich zu leben vermochten, ohne Feinde, ohne Furcht, ohne Krankheiten oder feindliche Götter.
    Und er sagte ihnen sogar, wie sie dorthin kommen würden.
    Zwischen den steinernen Fresken, die Menschen, Tiere, bizarre Rituale oder einfach nur unverständliche Dinge zeigten, tauchte immer wieder ein Bild auf. Ein Schiff. Ein Schiff, das ich kannte.
    Ich hatte es gesehen; zumindest ein naturgetreues Modell davon.
    Das Modell eines bizarren, dreimastigen Schiffes, groß wie ein schwimmender Berg und mit einem goldenen Namenszug am Bug.
    Das Modell der DAGON.
    Es war mehr als ein Modell, das begriff ich plötzlich. Mehr als ein Fetisch, den er seinen Jüngern hingeworfen hatte, damit sie ihn anbeteten. Sie bauten dieses Schiff.
    Und sie bauten es mit Blut.
    Lange Zeit – sicherlich eine Viertelstunde – blieb ich in der Altarkammer und starrte die Bilder an und das Entsetzen, das sich in meinem Inneren ausbreitete, wurde immer schlimmer. Dagon musste geherrscht haben wie ein Dämon, blutrünstiger und schlimmer als der Teufel. Auf

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