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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wirklichkeit blieben über mir zurück, aber der Kraterboden kam nicht näher, denn der Schacht führte senkrecht in die Erde hinein, und er schien kein Ende zu nehmen. Aber ich näherte mich dem wimmelnden Etwas, und trotz des immer schwächer werdenden Lichtes erkannte ich es jetzt deutlicher.
    Es waren Körper. Lang gestreckte, klumpige schwarze Dinge, die mit grotesk wirkenden Bewegungen durch das finstere Wasser glitten. Ab und zu versuchte einer von ihnen, nach oben zu schwimmen, aber es gelang ihm nie; auf halber Höhe sank er regelmäßig zurück und fing sich mit plumpen Schwimmbewegungen wieder.
    Dann war ich tief genug, sie wirklich zu erkennen.
    Es waren die Kaulquappenmonster, denen ich schon mehrmals begegnet war. Aber sie waren anders als diese und obwohl ich den Unterschied nicht genau zu erkennen vermochte, schwamm ich weiter auf sie zu, wobei ich mir Mühe gab, nahe an der Wand in Deckung zu bleiben.
    Ein überaus nutzbringendes Verhalten bei Lebewesen, die keine Augen haben und sich auf andere Weise orientieren, dachte ich spöttisch.
    Eine der Bestien näherte sich mir und ich verharrte reglos auf der Stelle, bis ich sie genauer sehen konnte. Das Biest war weitaus kleiner als das, welches ich oben im See getötet hatte, selbst kleiner als die, die Spears und mich in den Abwasserkanälen von Aberdeen überfallen hatten.
    Und es wirkte irgendwie … unfertig.
    Ja, das war der richtige Ausdruck. Sein aufgeblähter Balg war schwarz wie ein Sack und glatt, ohne Augen-, Nasen- oder Ohrenöffnungen und das furchtbare Maul mit dem Haifischgebiss war noch nicht mehr als ein dünner Schlitz, als hätte jemand mit einem Messer in die widerliche Masse geschnitten. Zwischen seinen lächerlich kurzen Froschbeinen ragte der Rest eines halb verkümmerten Schwanzes hervor.
    Es ist ein Jungtier, dachte ich verblüfft. So wie dieses eine wirkten auch die anderen Bestien, die ich sah, mehr oder weniger unfertig. Einige schienen nur aus schwarzen, aufgeblasenen Hautsäcken zu bestehen, andere wiederum sahen wirklich aus wie gewaltige Kaulquappen, rund und augenlos und mit einem hektisch peitschenden Schwanz; und wieder andere ähnelten dem Ungeheuer, das mich am Tage zuvor als Frühstück auserkoren hatte.
    Ich hatte die Brutstätte der Ungeheuer gefunden! Der schwarze Krater war nichts anderes als Dagons Kindergarten!
    Einen Moment lang starrte ich noch auf die schreckliche wimmelnde Brut unter mir, dann drehte ich mich herum und begann mit plumpen Bewegungen wieder nach oben zu schwimmen.
    Wieder näherte ich mich der Stadt oder dem, was Nemos Angriff davon übrig gelassen hatte. Erst als ich in das Labyrinth aus zerborstenen Mauern und zusammengestürzten Gebäuden eindrang, kam mir die ganze Tragweite der Zerstörung zu Bewusstsein, die die NAUTILUS angerichtet hatte.
    Es schien buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen zu stehen. Zwischen den zerborstenen Wänden gähnten gewaltige Krater. Die Häuser und Brücken waren wie Spielzeuge durcheinander gewirbelt worden. Ein einziger, nicht einmal zu Ende geführter Angriff der NAUTILUS hatte ausgereicht, alles zu zerstören, was fünftausend Jahre lang den Angriffen der Natur und der Zeit standgehalten hatte.
    Es war sonderbar – es war unzweifelhaft meine Partei, die diese Vernichtung angerichtet hatte – aber das Bild erfüllte mich mit einer Mischung aus Niedergeschlagenheit und Wut. Obwohl diese ganze unterseeische Stadt keinem anderen Zweck als der Anbetung einer dämonischen Gottheit gedient hatte, empfand ich es einfach als falsch, sie zerstört zu sehen.
    Es war nicht richtig, dass Menschen die Macht haben sollten, so etwas zu tun. Vielleicht, dachte ich zornig, war der nächste Schritt der, dass sie Waffen entwickelten, mit denen sie diesen ganzen Planeten in die Luft zu sprengen vermochten.
    Ich verscheuchte den absurden Gedanken, sah mich suchend um und gewahrte die Tempelpyramide, in der ich Dagon das letzte Mal gesehen hatte, in einer Entfernung von einer knappen halben Meile – genauer gesagt das, was davon übrig war.
    Das gewaltige Gebäude war zur Hälfte eingestürzt und auch in den stehen gebliebenen Wänden gähnten riesige, wie hineingefressen wirkende Löcher. Der Boden um die Pyramide war in weitem Umkreis mit Trümmern und pulverisiertem Stein bedeckt. Nemo musste mehrere seiner furchtbaren Torpedos direkt auf dieses Gebäude abgeschossen haben.
    Ich schwamm weiter, wobei ich vorsichtshalber die zu dem Anzug gehörende Harpune zur Hand

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