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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Fresken waren Massenopferungen abgebildet, Zeremonien, bei denen nicht hunderte, sondern gleich tausende unschuldiger Opfer hingeschlachtet worden waren, dazu andere, schlimmere Dinge, die mein Verstand als wahr anzuerkennen sich weigerte.
    Ich fühlte mich wie betäubt, als ich mich schließlich von dem furchtbaren Anblick losriss und aus der Kammer schwamm. Die Bedeutung des fünfeckigen schwarzen Steines in ihrer Mitte war mir jetzt klar. Wie hatte ich jemals auch nur eine Spur von Menschlichkeit an diesem Dämon zu entdecken geglaubt? Wie hatte ich jemals – auch dessen gestand ich mir ein – auch nur einen Hauch von Sympathie für dieses Monster empfinden können? Dagon war schlimmer als der Teufel.
    Erst als ich die Pyramide wieder verließ und in die zerstörte Stadt zurückschwamm, wachte ich aus dem Zustand dumpfer Benommenheit auf, in den ich beim Betrachten der Bilder versunken war.
    Fast gewaltsam riss ich meine Gedanken in die Wirklichkeit zurück, sah mich um und schwamm auf den noch am wenigsten zerstörten Teil der Stadt zu. Ich war nicht hier, um über Dagons Grausamkeiten nachzusinnen, sondern um ihn aufzuhalten.
    Um ihn zu töten.
     
    Es war kalt geworden. Mit dem Tag war auch die Wärme gegangen und hier, eine halbe Meile vor der Küste, fielen die Temperaturen doppelt so schnell wie an Land. Von der See stieg eine unsichtbare Welle eisiger Luft auf und das Holz des Bootes fühlte sich an wie erstarrtes Eis.
    Gorney schlang die Decke enger um die Schulter und hielt die Hände dicht vor den Mund, um hineinzublasen. Seine Finger waren erstarrt und das einzige Gefühl, das überhaupt noch darin war, war Schmerz. Zum wohl hundertsten Male in dieser Nacht presste er die Augenlider zusammen und blickte zu den vier leuchtend rot gestrichenen Schwimmern hinüber, die die Position des Netzes anzeigten und träge auf dem tintenschwarzen Wasser lagen. So träge wie jetzt lagen sie seit Sonnenuntergang dort, und Gorney befürchtete, dass sich dieser Zustand auch bis zum nächsten Morgen nicht ändern würde.
    Das Schicksal war gegen ihn.
    Gorney hatte es schon hundert Mal bereut, an diesem Abend herausgefahren zu sein, um zu fischen. Die Nächte wurden jetzt schon empfindlich kalt und während der letzten Wochen hatten sich die Geschichten gemehrt, die von sonderbaren Dingen berichteten, die hier draußen vor sich gehen sollten. Lichter, die manchmal erschienen, ein unheimlicher Nebel, den es nicht geben durfte, ein Schiff, das immer verschwand, wenn jemand versuchte, sich ihm zu nähern … Gorney hatte nichts von alledem geglaubt. Er war zwar alt, aber noch nicht so alt, dass man ihn mit Geschichten vom Klabautermann erschrecken konnte. Er hatte alle Warnungen ignoriert und war allein und nach Dunkelwerden hinausgefahren, um noch einmal sein Glück zu versuchen.
    Jetzt bereute er es. Der Platz, an den er gefahren war, war nur wenigen bekannt und das war auch gut so. Es war einer der ergiebigsten Fischgründe, ein Ort, von dem er normalerweise selbst im Winter oder bei Sturm nicht mit leerem Netz zurückgekommen wäre.
    Bis jetzt.
    In den letzten fünf Stunden hatte sich nicht ein einziger Fisch gezeigt. Es war, dachte er schaudernd, als hätte irgendetwas das Leben in weitem Umkreis aus dem Meer vertrieben.
    Aber da war kein Etwas. Er war allein. Allein mit sich, der Nacht und seinen Gedanken, die immer nur um einen einzigen Punkt kreisten.
    Er würde das Boot verlieren. Am nächsten Morgen, pünktlich Schlag acht würde der Mann von der Bank kommen und wenn er dann nicht wenigstens einen Teil seiner rückständigen Raten begleichen konnte, würde er ihm das Boot wegnehmen. Kent, der Bankdirektor, bei dem er vor zwei Tagen noch einmal vorgesprochen hatte, hatte in diesem Punkt keinen Zweifel aufkommen lassen. Wenn er nicht zahlte – wenigstens etwas – würden sie ihm das Boot wegnehmen und ihn als Bettler zurücklassen.
    Das war auch der Grund, aus dem Gorney hier herausgekommen war; nachts und bei stürmischem Wetter, alle Warnungen missachtend und alle Erfahrungen, die ihm ein Leben als Küstenfischer beschert hatte, in den Wind schlagend.
    Aber das Risiko hatte sich nicht gelohnt. Seine Netze waren leer und sie würden es auch bleiben. In weitem Umkreis zeigte sich nicht das geringste Leben. Und war da nicht ein Geräusch im Singen des Windes, das nicht hierher gehörte, ein Schatten, der ein wenig zu massiv war, um wirklich noch ein Schatten zu sein?
    Gorney schalt sich im Stillen einen alten

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